Wie beeinflusst unsere Nahrung Erbgut und Gehirn? Und wie helfen Genprofile bei der Früherkennung von Krankheiten?

Expertengespräch des Kompetenzclusters Diet-Body-Brain am 1. Dezember im BAEN-Café Bonn.

„Ernährung, Genom und Gehirn stehen in enger Wechselwirkung“, so DietBB-Experte Prof. Markus Nöthen vom Bonner Institut für Humangenetik. Im BAEN-Café erklärte der Genforscher am Beispiel des milchzuckerspaltenden Enzyms Laktase die Zusammenhänge.

„Laktase wurde früher nur von Säuglingen zur Verdauung der Muttermilch benötigt. Im jugendlichen Alter kam es deshalb zur Abschaltung des Gens, das für die körpereigene Herstellung zuständig ist. Mit der Einführung der Viehwirtschaft stand Milch auch bei Erwachsenen auf dem Speiseplan. Wer dann über Laktase verfügte, hatte einen klaren Nährstoffvorteil. Im Laufe der Zeit passte sich das Erbgut durch das Auftreten von Mutationen im Laktase-Gen an und die meisten Menschen produzieren heute auch im höheren Lebensalter ausreichende Mengen des Enzyms.“

Genetische Befunde sind Meilensteine für die Krankheitsbiologie

Genetische Faktoren spielen bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wie der Laktoseintoleranz – bei ernährungsbedingten Erkrankungen und auch beim Körpergewicht eine große Rolle. So gibt es einen wechselseitigen, genetischen Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI) und Gehirnfunktionen. In großen Untersuchungen lässt sich ein statistischer Zusammenhang zwischen niedrigem BMI und einer besseren Hirnleistung nachweisen.

„Genprofile helfen dabei, Gene zu identifizieren, die für das Körpergewicht verantwortlich sind. Auch Veranlagungen für bestimmte Erkrankungen kann man feststellen. Früherkennung, Risikoeinschätzung und individuelle Ernährungsempfehlungen werden so möglich“, betonte Prof. Nöthen. Er warnte vor unseriösen Angeboten im Bereich LifeStyle Diagnostik. „Der genetische Beitrag ist sehr komplex – es sind in der Regel viele Gene beteiligt. Außerdem haben Umgebungsfaktoren und das persönliche Verhalten Einfluss.“

Zu den moralischen Aspekten voraussagender Gentests äußerte sich Prof. Bert Heinrichs vom Institut für Wissenschaft und Ethik der Universität Bonn. Frei nach Kant stellte er folgende Fragen: „Tragen die Tests zur eigenen Vollkommenheit oder zur fremden Glückseligkeit bei?“ Genauer gesagt: „Kann ich damit Schaden von mir abwenden und mein Leben besser meistern oder ist das Gegenteil der Fall? Könnte es jemand anderem schaden oder nützen, wenn ich einen Test durchführe?“ Als mögliche Einschränkungen führte der Philosoph fehlende therapeutische oder präventive Optionen an. Tests, die bei falscher oder unsachgemäßer Verwendung einen Schaden verursachen können, hält er ebenfalls für kritisch.

Letztendlich sind Gentests kein beliebiges medizinisches Diagnosemittel. Sie unterliegen in Deutschland den Regularien des Gendiagnostik-Gesetzes.

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Quelle: DGE