Diabetes erhöht das Krebsrisiko

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Ein ungesunder Lebensstil begünstigt Diabetes und erhöht obendrein das Krebsrisiko. Wie beides zusammenhängt und wie sich vorbeugen lässt, erfahren Sie im Ratgeber aus Ihrer Apotheke.

Jede zweite Frau und zwei von drei Männern sind in Deutschland übergewichtig, fast ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung gilt als fettleibig. Die Gründe sind hinreichend bekannt: Wir essen zu viel, zu fett und zu süß. Und wir verbringen den Großteil des Tages sitzend am Computer und vor dem Fernseher, können die vielen Kalorien also gar nicht verbrauchen. Ein Lebensstil, der Gefahren für die Gesundheit heraufbeschwört, denn Übergewicht und Bewegungsmangel führen dazu, dass der Stoffwechsel aus den Fugen gerät. Das begünstigt Typ-2-Diabetes und geht auch mit einem erhöhten Krebsrisiko einher.

Zu viel Glukose im Blut

Um zu durchleuchten, was genau die Zuckerkrankheit und Krebs verbindet, muss man ein wenig ausholen und auf das Bauchspeicheldrüsenhormon Insulin zu sprechen kommen. Es sorgt dafür, dass Zucker (Glukose) aus der Nahrung als Energielieferant von den Muskeln aufgenommen werden kann. Nur wenig oder gar nicht beanspruchte Muskeln – typisch für Bewegungsmuffel – reagieren allerdings zunehmend unempfindlich auf Insulin.

Die Folge: Es gelangt weniger Glukose in die Muskelzellen, und es verbleibt mehr Glukose im Blut. Die Bauchspeicheldrüse steigert daraufhin die Insulinproduktion, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Doch mit der Zeit lassen sich immer weniger Muskelzellen davon beeindrucken, sie werden insulinresistent. Dies hat zur Folge, dass nicht nur zu viel Zucker, sondern auch zu viel Insulin im Blut schwimmt. Aber was hat das Ganze mit Krebs mit zu tun?

Wachstumsschub durch Insulin

„Viele Krebszellen nutzen Insulin als Wachstumsfaktor“, erläutert Professor Michael Leitzmann vom Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin des Universitätsklinikums Regensburg. Mit anderen Worten: Ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel regt Krebszellen zu vermehrter Teilung an. Außerdem bewirkt Insulin, dass sich eine weitere Substanz in Blut und Gewebe anreichert, die zusätzliche Wachstumsimpulse gibt und als „Somatomedin C“ oder „insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1“ bezeichnet wird. Obendrein gibt das Bauchfett kontinuierlich Entzündungsstoffe ins Blut ab, ein Zustand, der ebenfalls eine vermehrte Zellteilung begünstigt.

Solange die körpereigene Insulinproduktion nicht erschöpft ist, stellt Typ-2-Diabetes demnach einen Risikofaktor für Krebs dar. Nachgewiesen ist dies z. B. für bösartige Tumoren der Brust, des Dick- und des Enddarms, der Gallengänge in der Leber und des Gebärmutterkörpers. Dies ergab im vergangenen Jahr eine zusammenfassende Auswertung von Studien, die den Zusammenhang zwischen Typ-2-Diabetes und der Entstehung von Krebserkrankungen untersucht hatten.

Nach Erkenntnissen des Deutschen Krebsforschungszentrums ist das Krebsrisiko darüber hinaus für Speiseröhre, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm, Leber, Nieren und Schilddrüse deutlich erhöht. Dabei handelt es sich wohl nicht durchweg um Neuerkrankungen, die durch den Diabetes verursacht wurden, sondern teils um schon bestehenden, bislang nicht erkannten Krebs, dessen Verlauf durch die Stoffwechselstörung beschleunigt wurde.

Gleich doppelt vorbeugen!

Experten führen rund die Hälfte aller Krebserkrankungen auf eine ungesunde Lebensführung zurück. Dazu zählen eine ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung, Rauchen, hoher Alkoholkonsum und zu hohe Belastung mit UV-Strahlung. Menschen, die sich gern und viel bewegen, pflegen häufig einen gesünderen Lebensstil. Wer regelmäßig Sport treibt und sich abwechslungsreich ernährt, d. h. viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, aber wenig Fett und Fleisch isst, punktet in Sachen Prävention doppelt: Er senkt das individuelle Krebsrisiko – und beugt außerdem Diabetes vor.

Auch wer schon zuckerkrank ist, kann sich erfolgreich vor Krebs schützen. Zu kurz greift, sich dabei allein auf die Diabetes-Medikamente zu verlassen. „Nur ein Bündel von Maßnahmen vermag das erhöhte Krebsrisiko zu senken“, sagt Professor Kurt Zänker vom Institut für Immunologie der Universität Witten/Herdecke. Dabei kommt es insbesondere auf Bewegung, Ernährung, Gewichtskontrolle und – bei entsprechendem Bedarf – eine individuell angepasste Insulinmedikation an. Zänker: „Die komplizierten Abläufe des Zucker- und Fettstoffwechsels verlangen nach einer intensiven Aufklärung und Begleitung durch den behandelnden Arzt.“

Den Krebs auf Diät setzen

Umgekehrt gilt: Krebspatienten sollten grundsätzlich ihren Zuckerstoffwechsel bzw. ihre Kohlenhydratzufuhr kontrollieren, auch wenn sie gar keine Diabetiker sind. Tumorzellen ernähren sich nämlich u. a. von Glukose; Professor Zänker rät deshalb, Zucker bei der täglichen Ernährung nur in kleinsten Mengen zu verwenden, also wie ein kostbares Gewürz.

Quelle: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e. V.