Fette in der Säuglingsernährung

Bildautorin: Sigrid Fellmeth

Das erste Lebensjahr ist einzigartig – niemals wieder wächst und entwickelt sich ein Kind so schnell, niemals wieder verändert sich die Ernährung so auffallend. Ist Ihr Kind in dieser Zeit gut versorgt, wirkt sich das lebenslang positiv aus.

Bestimmt haben Sie sich schon gewundert – Babybreie enthalten viel mehr Fett als in unserer Ernährung üblich ist. Pro Tag gehören etwa 15 g Öl zusätzlich zur Muttermilch oder Säuglingsnahrung ins Essen: 8 – 10 g ins Mittagessen und 5 g in den Getreide-Obst-Brei. Ist das nicht zu viel, gewöhnt man hier nicht ein Kind an eine zu fettreiche Kost?

Muttermilch ist das Vorbild

Im ersten Lebensjahr steigt der Energie- und Nährstoffbedarf um mehr als das Doppelte an. In den folgenden Jahren, wenn das Kind nicht mehr ganz so schnell wächst, nur noch um etwa 10 %.

Von Geburt an ist Muttermilch der „goldene Standard“ – ihre Nährstoffe sind das Vorbild für die Beikost. Muttermilch enthält nicht nur sehr viel Fett, sondern auch eine ganz besondere Qualität. Sie enthält im perfekten Mischungsverhältnis zwei essentielle, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die Linol- und Alpha-Linolensäure, besser bekannt als „Omega-6-“ und „Omega-3-Fettsäure“. So sorgt die Nahrung nicht nur für eine optimale Sättigung, sondern liefert auch die Baustoffe für die Entwicklung des Gehirns, der Sehfähigkeit und des Nerven- und Immunsystems.

Baby interessiert sich für‘s Essen

Mit Beginn der B(r)eikost – unabhängig ob das BabyBei oder feste Kost (Fingerfood) bekommt – braucht es hochwertiges Fett aus der Nahrung. Solange Ihr Baby so schnell wächst und das Gehirn sich entwickelt, braucht es fettreicheres Essen als in späteren Jahren. Das hilft auch, um die fettlöslichen Vitamine aufzunehmen.

Rapsöl ist ideal

Man wählt Fette, die, ähnlich wie die Muttermilch, wenig gesättigte Fettsäuren und ein besonders günstiges Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6-Fettsäuren aufweisen. Rapsöl ist der Spitzenreiter und wird daher explizit in der Säuglingsernährung empfohlen – übrigens auch für die Familienküche. Raps wird in Deutschland angebaut, das Öl regional produziert. Neben Rapsöl können auch Sonnenblumenöl, Sojaöl oder Maiskeimöl verwendet werden, die ebenfalls ein gutes Fettsäuremuster aufweisen.

Wussten Sie, dass auch industriell hergestellte Babybreie mit Fett angereichert werden sollten?

Anhand der Nährwerttabelle erkennt man den Fettgehalt pro Glas. Liegt er im Mittagsmenü unter 8 g, im Frucht-Getreide-Gläschen unter 5 g, werten Sie ihn bitte auf. Im Durchschnitt reicht 1 Teelöffel Öl (1 TL = 4 g) pro Mahlzeit.

Alternativen

Schon früher wusste man, dass Babys ausreichend Fett benötigen: jahrzehntelang wurde Babys Brei mit der leicht verdaulichen Butter zubereitet. Milchfett, dem eine schützende Wirkung vor Asthma nachgesagt wird, erhält ihr Kind heute noch durch die Vollmilch im Abendbrei.

In der südeuropäischen Babyküche dominiert das regional verfügbare Olivenöl. Sein Fettsäuremuster ist dem Rapsöl unterlegen, der Eigengeschmack intensiv, so dass es in Deutschland kaum für Babys Kost verwendet wird.

Den höchsten Anteil an wertvollen Omega-3-Fettsäuren hat das fast vergessene Leinöl. Verglichen mit Rapsöl macht das schlechtere Fettsäureverhältnis, der intensive Geschmack, die schnelle Verderblichkeit und nicht zuletzt der Preis es weniger attraktiv. Empfohlen wird es für Babys, die keinen Fisch erhalten bzw. vegan ernährt werden.

Im Säuglingssortiment werden sogenannte Beikostöle angeboten. Eine einheitliche Zusammensetzung gibt es hierfür nicht – je nach Hersteller handelt es sich um Rapsöl pur oder eine Mischung aus unterschiedlichen Ölen. Alle haben eine günstige Fettsäurekombination, sind daher gut einsetzbar, allerdings deutlich teuer als herkömmliche Öle.

Als neues „Superfood“ gilt Kokosöl: es enthält, ähnlich wie die Muttermilch, einen hohen Anteil an „Laurinsäure“, einer sehr leicht verdaulichen mittelkettigen Fettsäure. Für das Baby fehlen aber die Omega-3 Fettsäuren. Auch Mandelmus ist keine geeignete Öl-Alternative, kann aber im zweiten Lebensjahr als Brotaufstrich gegessen werden.

Bei Babys, die breifrei ernährt werden, also neben der Muttermilch „Fingerfood“ erhalten, ist die Zufuhr an hochwertigen Fetten schwierig. Die Muttermilch bleibt hier der Hauptlieferant, kann aber bei etwas älteren Säugling durch Avocadostücke ergänzt werden.

Ölqualität – kaltgepresst oder raffiniert

Ob kaltgepresstes gereinigtes oder raffiniertes Öl verwendet wird, ist „Geschmacksfrage“. Das Fettsäureprofil ist bei beiden vergleichbar, sie unterscheiden sich aber im Geschmack, der Lagerung und dem Verderb.

Raffinierte Öle sind geschmacksneutral und verändern den sanften Geschmack der Babykost nicht. Säuglinge akzeptieren diese daher sehr gut. Raffinierte Öle sind frei von Allergenen, Schwermetallen und Pestiziden, können aber durch die Raffination 3-MCPD-Ester enthalten. Geschmacksintensive kaltgepresste Öle enthalten diese nicht, könnten aber schadstoffbelastet sein und Allergene enthalten.

Wählen Sie daher bevorzugt Bio-Öle, lagern Sie diese kühl und dunkel. Kaltgepresstes Öl ist im Kühlschrank maximal 8 Wochen haltbar, raffiniertes Öl kann auch bei Zimmertemperatur geöffnet 3 – 6 Monate gelagert werden.

Autorin: Sigrid Fellmeth

Quelle:
LEL Schwäbisch Gmünd, Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
http://www.ernaehrung-bw.info