Blaue Farbstoffe auf der Basis von Anthocyanen als neue natürliche Lebensmittelfarbstoffe

Anthocyane sind pflanzliche Pigmente, die ein enormes Potenzial als natürliche Lebensmittelfarbstoffe besitzen, und den Farbbereich von orange über rot bis violett und blau abdecken können. Die andauernde kritische Diskussion in der Öffentlichkeit über die gesundheitliche Unbedenklichkeit von synthetischen Farbstoffen in Lebensmitteln hat bereits zum Verbot einiger roter Farbstoffe geführt. Diese Tatsache hat in den letzten Jahren zu einem steigenden Interesse in der Entwicklung und Anwendung von Anthocyanen als Lebensmittelfarbstoff geführt. Die meisten Anthocyane (fast 700 sind inzwischen in der Natur beschrieben) sind nicht kommerziell verfügbar, eine Tatsache die das AnthoPLUS-Konsortium im Rahmen eines ERA-IB Projektes (2014-2017) eranlasste, verschiedene pflanzliche Zellkulturen zur Produktion von unterschiedlichen Anthocyanen mit hoher Ausbeute zu etablieren.

Eines der Hauptprobleme bei der industriellen Nutzung von Anthocyanen als natürliche
Farbstoffe ist die Schwierigkeit, intensive blaue Farben, die in der Natur etwa in Kornblume, Enzian oder Delphinium zu finden sind, in natürlichen Farbformulierungen zu reproduzieren. Trotzdem besteht ein großes Interesse daran, stabile, intensiv blaue Anthocyanin-Präparate bereit zu stellen und die Stabilität von Anthocyanen so zu verbessern, dass sie als industriell zuverlässige natürliche Farbstoffe eingesetzt werden können und somit synthetische wie “Synthetic Blue Number One “ in Zukunft ersetzen.

Im Rahmen des AnthoPLUS-Projektes konnten kürzlich neue blaue Farbstoffe auf der Basis von Anthocyanen aus pflanzlichen Zellkulturen hergestellt werden. AnthoPLUS (ANTHOcyanin production PLatform Using Suspension cultures) produziert Anthocyane mit unterschiedlicher Komplexität in der Seitenkettendekoration oder markiert mit stabilen Isotopen als Feinchemikalien. Diese Produkte können in ersten Line für Untersuchungen zur Bioverfügbarkeit, zur Bioeffizienz und die mechanistische Forschung in der experimentellen Medizin verwendet werden. Darüber hinaus werden sie als Standards und Ausgangsmaterialien für neue natürliche Farben und verbesserte Formulierungen verwendet.

AnthoPLUS wird im Rahmen eines ERA-NET Industrial Biotechnology (4. Joint Call)
unterstützt, das von den jeweiligen nationalen und regionalen Agenturen finanziert wird
(Projektträger Jülich (PTJ) für Deutschland). Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK, Koordinierung), John Innes Centre (JIC), die Norwegische Universität für Life Sciences (UMB), das Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie der Universität Wien und die TransMIT GmbH, Projektbereich PlantMetaChem (PMC) sind Partner im AnthoPLUS-Konsortium.

Ansprechpartner bei Rückfragen:

Holger Mauelshagen, Pressesprecher
TransMIT – Gesellschaft für Technologietransfer mbH
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt
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Dr. Andrea Matros (Projektkoordination)
Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung
Corrensstraße 3
Telefon: +49 (0)39482 5445
E-Mail: matros@ipk-gatersleben.de

Notiz für die Redaktion:

Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben ist eine außeruniversitäre, mit Bundes- und Ländermitteln geförderte Forschungseinrichtung und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Am IPK forschen und arbeiten mehr als 500 Mitarbeiter/-innen aus über 30 Nationen. Zentrales Anliegen der wissenschaftlichen Arbeiten am IPK ist die Untersuchung der genetischen Vielfalt von Kultur- und verwandten Wildpflanzen und der Prozesse, die zu ihrem Entstehen geführt haben. Daraus abgeleitet erfolgt die Aufklärung der molekularen Mechanismen, die zur Ausprägung und Variation pflanzlicher Merkmale beitragen. Hieraus erwachsende Erkenntnisse ermöglichen die Entwicklung und Anwendung von Strategien zu einer vertieften Charakterisierung und darauf aufbauend zu einer wissensbasierten Nutzbarmachung der in der Genbank vorgehaltenen pflanzengenetischen Ressourcen.

Die TransMIT GmbH erschließt und vermarktet – mit rund 180 Angestellten – im Schnittfeld von Wissenschaft und Wirtschaft professionell die Potenziale von rund 7.000 Wissenschaftlern von mehreren Forschungseinrichtungen in und außerhalb Hessens. Direkt aus den drei Gesellschafterhochschulen der TransMIT GmbH (Justus-Liebig-Universität Gießen, Technische Hochschule Mittelhessen und Philipps-Universität Marburg) bieten derzeit 161 TransMIT-Zentren innovative Technologien und Dienstleistungen aus den Bereichen Biotechnologie/Chemie/Pharmazie,
Medizin und medizinische Technologie, Technik/Ingenieurwissenschaften,
Kommunikation/Medien/Literatur, Unternehmensführung/Management, Informations- und Kommunikationstechnologie an. Der Geschäftsbereich Patente, Innovations- und Gründerberatung widmet sich der Bewertung (Marktanalyse, Patentrecherche), dem Schutz und der Umsetzung von inter-/ nationalen Innovations- und Wachstumsvorhaben.

Das Geschäftssegment IT-Solutions bietet Dienstleistungen rund um den effizienten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie. Die TransMIT-Akademie führt Weiterbildungsveranstaltungen zu neuen Technologien und Entwicklungen durch. Die TransMIT GmbH hat bei mehreren Rankings im Auftrag verschiedener Bundesministerien jeweils den Platz 1 unter den 21 größeren Technologietransfer-Unternehmen in Deutschland erreicht. Zu den Kunden der TransMIT GmbH zählen namhafte Unternehmen aus den Branchen Pharma/Medizin, Biotechnologie, Chemie, Automobil, Anlagen- und Maschinenbau, Elektrotechnik, Optik, Informationstechnologie, Neue Medien, Telekommunikation sowie Handel und Dienstleistung. Referenzprojekte sind u.a. das Mathematikmuseum zum Anfassen, H-IP-O (Hessische Intellectual Property Organisation), Aktionslinie hessen-teleworking, Aktionslinie hessen-biotech! sowie das Wissenschaftsportal der European Polymer Federation (EPF). Gegründet wurde die TransMIT GmbH 1996 als Gemeinschaftsprojekt der mittelhessischen Hochschulen, Volksbanken und Sparkassen sowie der IHK Gießen-Friedberg. Sie verfügt über Büros an den Standorten Marburg, Gießen, Friedberg, und Frankfurt am Main.

Weitere Informationen:

Quelle: Dr. Sabine Odparlik Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung