Der erste deutschsprachige Kongress zum Thema Low Carb-LCHF

Am 11. Februar 2017 fand der erste deutschsprachige Low-Carb-High-Fat (LCHF) Kongress in Düsseldorf statt. Die Organisatorinnen Ingrid Jansen und Magret Ache verwirklichten sich damit ihren Traum LCHF nach Deutschland zu bringen und eine Plattform für die verschiedenen Low Carb-Ernährungsformen zu schaffen. Die Schwerpunktthemen Diabetes, Krebs und Gewichtsreduzierung lockten sowohl Fachpublikum als auch Interessierte an. Etwa 180 Besucher lauschten den abwechslungsreichen Vorträgen, diskutierten mit den geladenen Experten und genossen bei entspannter Atmosphäre die gelungene Verpflegung.

Den Kongressauftakt gab Diplom-Oecotrophologin Ulrike Gonder mit ihrer Liebeserklärung an das Fett – einen Nährstoff, der ihrer Meinung nach viel zu häufig und vor allem zu Unrecht in der Kritik steht. Auf gewohnt wissenschaftlich fundierte und zugleich amüsante Art und Weise verdeutlichte sie, dass Fett mehr als nur ein Brennstoff ist, der neben der Funktion als Energielieferant und Zellbaustoff zahlreiche wichtige Aufgaben im Körper erfüllt. So dient Fett unter anderem als Kälteschutz, ist unentbehrlich für die Aufnahme fettlöslicher Vitamine und insbesondere bei Frauen für die Fruchtbarkeit bedeutsam. Gonders Appell: Bei dem Verzehr von Fett kommt es vor allem auf die Qualität an. Es geht nicht nur darum, mehr ungesättigte Fettsäuren zu sich zu nehmen, sondern insgesamt eine bessere Balance von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren zu erreichen.

Im Anschluss referierte die Biologin Julia Tulipan über die Bedeutung von Nährstoffdichte, Bioverfügbarkeit und der hormonellen Wirkung von Lebensmitteln und widmete sich damit der häufig geäußerten Kritik, dass eine LCHF-Ernährung langfristig mit Mangelerscheinungen einhergehe. Mit einer guten Mischung aus fachlichem Hintergrund und Praxisbezug zeigte sie exemplarisch, dass die Nährstoffversorgung im Rahmen einer gut geplanten LCHF-Ernährung sogar meist besser abschneidet, als eine Ernährung gemäß den Empfehlungen der österreichischen sowie deutschen Ernährungsgesellschaften. Statt jedoch die Schwelle der Kohlenhydratzufuhr unnötig tief zu senken, sollte jeder auf eine individuelle Verträglichkeit achten – so das Fazit der Biologin. Gesundheit und eine optimale Nährstoffversorgung seien vor allem durch hochwertige, nährstoffreiche Lebensmittel zu erreichen, denn nur so können die Zellen optimal arbeiten.

Wie sehr sich chronischer Stress auf unsere Schlafqualität, kognitive Leistungsfähigkeit und Darmgesundheit sowie verschiedene Stoffwechselwege und damit auch auf das Gewicht auswirkt, zeigte Dr. Sabine Paul am Beispiel der „Stress-Hungerer“ und „Stress-Esser“. Die Botschaft: Diäten bedeuten Stress. Wer unter Dauerstress steht, dem gelingt auch keine Gewohnheitsänderung. Erst, wenn wir lernen zu entspannen, kann der Körper vom Überlebensmodus zurück in den Entscheidermodus gelangen. Die Umsetzungstipps der Expertin für gute Laune, erholsamen Schlaf und Entspannung lauten: genügend Wasser trinken, hochwertige Omega-3 Fettsäuren für flexible Nervenzellen sowie ausreichende Serotonin-bildende Nährstoffe wie Tryphtophan, Vitamin B6 und Zink aufnehmen. Auch Düfte und Aromen wie beispielsweise Vanille, Zitronengras und Grapefruit-Öl können – durch ihre Wirkung auf das Emotionszentrum – gegen Stress, Frustessen, Kopfschmerzen und Migräne helfen.

Hannah Boethius stellte sich in der anschließenden Diskussionsrunde den Fragen des Publikums. Sie berichtete von ihrem langen Leidensweg als Typ-1-Diabetikerin, ihren Erfahrungen und vor allem ihren Erfolgen mit der Low Carb Ernährung. Durch die Ernährungsumstellung ist es ihr gelungen ihre Lebensqualität wiederherzustellen, ihre Blutzuckerwerte zu stabilisieren und den Insulinbedarf drastisch zu senken. Um anderen Betroffenen Mut zu machen und sie bei der Umstellung zu unterstützen, hat sie eine eigene Plattform geschaffen.

Wissenschaftliche Hintergründe und zahlreiche Belege zu den Effekten einer ketogenen Ernährung bei Krebs lieferte Professorin Ulrike Kämmerer, die bereits mehrere Bücher zum Thema veröffentlichte. Die fettreiche und zugleich kohlenhydratreduzierte Kost ist in onkologischen Situationen nachweislich als unterstützende Therapie geeignet. Kämmerer erklärte, wie durch die gezielte Ernährungsumstellung das Wachstum von Tumorzellen gehemmt werden kann und machte deutlich, dass die fettreiche Kost auch dabei hilft die Körpermasse des Krebspatienten zu erhalten. Als beeindruckendes Beispiel schilderte Christiane Wader, wie sie nach der eigenen Krebsdiagnose zur ketogenen Ernährung fand und wie sich ihr Leben dadurch veränderte.

Die Diätologin Daniela Pfeifer referierte über die Vereinbarkeit der LCHF-Ernährung mit den Grundsätzen der Traditionellen Chinesischen Diätetik. In Europa ist diese Lehre auch bekannt als „Fünf Elemente Ernährung“, bei der die Lebensmittel hinsichtlich ihrer thermischen Wirkung nach eingeteilt werden. Auf sehr humorvolle Art erklärte die Referentin die wesentlichen Unterschiede der westlichen und traditionell chinesischen Herangehensweise an ernährungstherapeutische Fragestellungen. Wie wichtig ein gesunder Darm für unser Wohlbefinden ist, erklärte Julia Gruber. In ihrem Vortrag zeigte sie auf, welche Faktoren unseren Darm schwächen und welche Möglichkeiten es gibt, ein aus dem Ruder geratenes Darmmilieu wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Den Abschlussvortrag über die Bedeutung von Vitamin D für die Vorbeugung und Behandlung verschiedener Erkrankungen, hielt Professor Jörg Spitz, der sich selbst gern als „hochinfektiösen Gesundheiterreger“ bezeichnet. In seinem etwa 30-minütigen Vortrag führte er das Publikum durch zahlreiche Publikationen und wissenschaftliche Arbeiten zum Thema, zeigte worauf es bei einer Vitamin-D-Supplementierung ankommt und sorgte – trotz der ansonsten ernsthaften Thematik – mit seiner lockeren Art für so manchen Lacher.

Die Organisatorinnen kündigten an, aufgrund der positiven Rückmeldungen auch im nächsten Jahr einen LCHF-Kongress zu veranstalten. Dieser soll voraussichtlich vom 17.-18. Februar 2018 stattfinden. Mehr Informationen zu kommenden Veranstaltungen, dem LCHF-Magazin und der Akademie finden Sie unter LCHF-Deutschland.

Quelle und Pressekontakt:
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.

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