Fehlernährung bei Kindern: foodwatch zu europäischer Langzeitstudie zur Kinderernährung

Zu den Ergebnissen der europäischen Langzeitstudie vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) Bremen erklärt Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelmarketing bei der Verbraucherorganisation foodwatch:

„Bundesernährungsminister Christian Schmidt setzt im Kampf gegen Fehlernährung bei Kindern seit Jahren auf freiwillige Vereinbarungen. Dabei ist längst belegt, dass das nicht funktioniert. Die Hersteller machen die größten Profite mit Süßkram, Zuckergetränken und Knabberartikeln. Freiwillig werden sie nicht damit aufhören, genau diese Produkte an Kinder zu bewerben und deren Geschmack schon früh zu prägen. Denn die Kinder von heute sind die Kunden von morgen. Die WHO hat bereits 2015 ein konkretes Nährwert-Modell vorgelegt, wonach nur ausgewogene Lebensmittel an Kinder beworben werden sollten. Die Bundesregierung muss dieses Modell endlich umsetzen!“

Hintergrund

Eine europäische Langzeitstudie an rund 10 000 Kindern aus acht Ländern, darunter auch Deutschland, belegt den Forschern zufolge, dass TV-Reklame bei Kindern den Konsum von zucker- und fettreichen Lebensmitteln erhöht. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Hersteller für eine verantwortungsvolle Werbung für Kinder hätten nicht funktioniert, stellt der Bericht fest.

Deutschland belegt beim Anteil übergewichtiger Kinder einen Platz im europäischen Mittelfeld. Demnach waren hierzulande 16,5 Prozent der untersuchten Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren übergewichtig. In Belgien lag der Anteil mit 9,5 Prozent am niedrigsten, in Italien mit 42 Prozent am höchsten.

Das WHO-Regionalbüro für Europa hatte Anfang 2015 konkrete Vorgaben definiert, wonach nur noch ernährungsphysiologisch ausgewogene Produkte an Kinder vermarktet werden sollten. Dabei spielen unter anderem die Anteile von Fett, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt oder zugefügte Süßstoffe eine Rolle.

In einer Studie aus dem Jahr 2015 hat foodwatch untersucht, ob die Selbstverpflichtung der europäischen Lebensmittelindustrie für verantwortungsvolles Kindermarketing (der sogenannte EU Pledge) Wirkung entfaltet.

Das Ergebnis: Trotz der Selbstverpflichtung sind 90 Prozent von insgesamt 281 untersuchten Produkten keine ausgewogenen Kinderlebensmittel nach den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gerade einmal 29 Produkte im Test dürften nach den Kriterien der WHO-Experten an Kinder beworben werden.

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Quelle und Pressekontakt foodwatch

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