Forscher setzen auf Wasserstoffperoxid-Dämpfe zur Abwehr von Noroviren auf Obst und Gemüse

Im Rahmen des Projekts werden Äpfel, Blaubeeren, Erdbeeren und Himbeeren sowie Gurken mit Wasserstoffperoxid-Dämpfen behandelt.
© HS OWL/Madeleine Blaschke

Projekt des Monats Februar 2017 im FEI: Den Noroviren Dampf machen!

Noroviren trotzen vielen Widerständen: Sie überstehen Tiefkühltemperaturen von bis zu -20 °C und auch längere Backprozesse bei 200 °C. Auch außerhalb ihres Wirtes, zum Beispiel auf Türklinken oder Waschbecken, können sie länger als eine Woche überdauern. Noroviren sind für die Mehrzahl der nicht bakteriell verursachten Magen-Darm-Infekte beim Menschen verantwortlich.

Schätzungen zufolge sind zwischen 20 und 40 % der Norovirus-Ausbrüche durch kontaminierte Lebensmittel – meist Obst und Gemüse – verursacht worden. So auch im Herbst 2012: Damals erkrankten mehr als 11.000 Kinder und Jugendliche vor allem in Ostdeutschland nach dem Verzehr von Erdbeeren an einem Magen-Darm-Infekt; die aus China importierten Tiefkühl-Erdbeeren waren mit dem humanen Norovirus kontaminiert.

Um Wiederholungen solcher Vorfälle vorzubeugen, suchen Hersteller und Verarbeiter von Obst und Gemüse nach Möglichkeiten, im Vorfeld gezielt Noroviren abwehren zu können. Eine Möglichkeit haben Forscher der Hochschule Ostwestfalen-Lippe gezielt im Blick: Im Rahmen eines aktuellen Projektes der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) untersuchen sie, ob Norovirus-kontaminiertes Obst und Gemüse durch Wasserstoffperoxid (H2O2) inaktiviert werden kann.

H2O2 ist ein stark oxidatives, antimikrobiell wirkendes Mittel, welches beispielsweise zur Entkeimung von Oberflächen verwendet wird. Ein besonderer Vorteil ist, dass H2O2 schnell in Wasser und Sauerstoff zerfällt. So wird es bereits zur Abwehr von Bakterien als Zusatz in Waschbädern bei der Nacherntebehandlung von Obst und Gemüse verwendet. Waschbäder eignen sich jedoch nicht für wasser- und druckempfindliche Produkte wie Erdbeeren oder Himbeeren.

Neuartige Anlagen ermöglichen die H2O2-Kaltvernebelung von Wasserstoffperoxid: Dabei wird eine H2O2-Lösung bei Raumtemperatur in sehr feine Dämpfe überführt, ohne dass Kondensat entsteht. Unbekannt ist bislang, ob diese H2O2-Dämpfe auch Noroviren inaktivieren können. Im Rahmen des Projektes wird derzeit untersucht, ob mit Noroviren kontaminiertes Obst wie Erdbeeren und Himbeeren mit H2O2-Dampf dekontaminiert werden kann. Daneben wird die antivirale Wirkung von H2O2 bei der Behandlung von Früchten mit glatten Oberflächen wie Äpfeln und Blaubeeren sowie Gemüse (Gurke) untersucht.

Ziel ist es, durch den Einsatz des Verfahrens Noroviren auf Obst und Gemüse zu inaktivieren und damit künftigen Ausbrüchen vorzubeugen. Davon werden Obst- und Gemüseproduzenten, Händler und verarbeitende Betriebe – auch in der Gastronomie – schnell profitieren können: Eine zügige Umsetzbarkeit der Ergebnisse ist gegeben, da kommerzielle Behandlungsanlagen bereits zur Verfügung stehen.

Informationen zum IGF-Projekt AiF 18802 N „Inaktivierung von humanem und murinem Norovirus (hNV, MNV) auf Obst und Gemüse mittels kaltvernebelten H2O2-Dampf“

… ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)

Quelle und Pressekontakt FEI