Gelee Royal – pharmakologische Wirkung

Bienenkönigin
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Bienen verabreichen den wirkstoffreichen Futtersaft, auch bekannt als Gelee Royal, an angehende Bienenköniginnen. Dabei hat jede Larve das genetische Potential zu einer Königin heranzureifen. Erst die Einwirkung der Substanzen aus dem Gelee Royal aktiviert jedoch das epigenetische Programm, das die Entwicklung zu einer Bienenkönigin auslöst und unterstützt.

Die darin enthaltenen Substanzen entfalten auch eine Wirkung bei Säugetieren, damit auch beim Menschen, wahrscheinlich, weil die entsprechenden Signalwege innerhalb der Zellen evolutionstechnisch stark konserviert sind.

Die pharmakologisch aktivsten Substanzen aus dem Gelee Royal stellen die beiden Fettsäuren 10-Hydroxy-Decansäure (10HDA) und die 10-Hydroxy-2-Decansäure (10H2DA) dar.

Immunologische Wirkung des Gelee Royal

Die immunologische Gelee Royal Wirkung wurde hauptsächlich im Tiermodell und Zellstudien erforscht und ist daher nicht klinisch belegt. Insbesondere beeinflussen die darin vorliegenden Substanzen allergische Reaktionen. Dies geschieht durch die Einwirkung von Gelee Royal Proteinen auf die sogenannten T-Helferzellen, Immunzellen welche diverse Aspekte des Immunsystems unterstützen, unterdrücken und steuern.

Eine übermäßige Aktivität der Th2 Helferzellen führt zu allergischen Reaktionen, während Inhaltstoffe aus dem Futtersaft der Bienenköniginnen die Aktivität der Th2 Helferzellen unterdrücken. Im allergischen Tiermodell konnten Forscher die Senkung des allergietypischen Antikörpers IgE durch das Gelee Royal feststellen, gekoppelt mit einer geringeren Freisetzung des Botenstoffs Histamin aus Mastzellen. Die Funktionalität der Fresszellen verbesserte sich, indem die zelleigenen, protektiven Enzyme hochgefahren wurden (Okamoto et al., 2003).

Die Gelee Royal Fettsäure 10-Hydroxy-2-Decansäure wurde zur Behandlung von humanen Zellen aus rheumabefallenen Gelenken in Zellkultur eingesetzt. Dies senkte in den behandelten Synovialzellen die Freisetzung von Metalloproteasen, also Enzymen welche das umliegende Gewebe abbauen und durch eine chronische Entzündung schädigen (Yang et al., 2010).

Gelee Royal weist anscheinend eine ausbalancierende Wirkung auf das Immunsystem auf, welche aber ohne entsprechende klinische Studien derzeit nicht annähernd eingeschätzt werden kann.

Vorsicht: Man darf auch nicht vergessen, dass manche Menschen allergisch auf Bestandteile im Gelee Royal reagieren. Insbesondere jene, die eine bereits bestehende Allergie aufweisen, sind anfälliger dafür.

Gelee Royal und Anti Aging

Bienenköniginnen leben deutlich länger als die durchschnittliche Drohne, nämlich 3 bis 5 Jahre, während eine Arbeiterin ungefähr nur 6 Wochen alt wird. Da beide die gleiche genetische Grundlage aufweisen, muss etwas im Gelee Royal entsprechende Zellprogramme auslösen und die Lebensspanne so drastisch verlängern.

Versuche mit dem Wurm C. elegans haben gezeigt, dass das Protein Royalactin aus dem Gelee Royal die Lebensspanne der Nematoden um bis zu 34 % verlängert. Der Stoffwechsel und die Beweglichkeit der Versuchstiere litt zudem nicht negativ unter der Behandlung, sondern die Bewegungsrate selbst erhöhte sich beträchtlich um 75 % (Detienne, De Haes, Ernst, Schoofs, & Temmerman, 2014).

Die Erhöhung der Lebensspanne könnte durch eine Interaktion mit genetisch konservierten Signalwegen erfolgen und daher auch bei anderen Spezies. Weitere Experimente mit dem Gelee Royal zeigen, dass es das Protein mTOR unterdrückt (Honda et al., 2015). Medikamente wie das Rapamycin, welche zu einer deutlichen Verlängerung der Lebensspanne im Tiermodell führen, hemmen die mTOR Aktivität.

An dieser Stelle darf man nicht vergessen, dass sowohl Versuche mit Säugetieren, sowohl wie klinische Studien mit Gelee Royal und dessen Inhaltsstoffen, nicht vorhanden sind.

Gelee Royal in kosmetischen Produkten

Neben dem Verzehr als Nahrungsmittel wird das Gelee Royal in Cremes und Masken eingesetzt, weil man sich davon eine positive Wirkung für die Haut erhofft.

Tatsächlich konnte man in einer Studie bei Probanden mit UV-geschädigter Hautverbesserungen nach einer Behandlung mit der 10H2DA Fettsäure aus dem Bienenköniginnenfuttersaft feststellen. Die Haut der behandelten Teilnehmer war deutlich besser befeuchtet und ähnlich den zuvor erwähnten Gelenkszellen reduzierte das Gelee Royal die Entzündungswerte innerhalb der entnommenen und analysierten Hautzellen. Diese bildeten weniger freie Radikale und wiesen seltener Anzeichen des Zelltods oder Teilungsstopps auf, als bei unbehandelter Haut (Duplan et al., 2011).

Die durch das UV-Licht gestressten Zellen schieden nach der Behandlung mit 10H2DA zudem weniger Metalloproteasen aus, wodurch das umliegende Kollagen weniger geschädigt und die Faltenbildung minimiert wird (Zheng et al., 2013).

Eine negative Nebenwirkung weist das Gelee Royal dennoch auf: Es reduziert die Bildung des Hautpigments Melanin. In der sommerlichen Zeit beziehungsweise kurz nach der Bräunung ist die Anwendung solcher Cremes daher eher fraglich.

Gelee Royal bereits von medizinischer Bedeutung?

Selbst im kosmetischen Bereich ist die Anzahl, Umfang und Qualität der vorliegenden klinischen Studien recht dürftig.

Dennoch ist aus dem vorliegenden Material zumindest ein Trend abzuleiten: Das Gelee Royal enthält definitiv Substanzen, die eine potente und vielfältige pharmakologische Wirkung aufweisen. Inwiefern diese für humane Zwecke sinnvoll eingesetzt werden können, muss durch weitere Forschung geklärt werden.

Literaturnachweis

Detienne, G., De Haes, W., Ernst, U. R., Schoofs, L., & Temmerman, L. (2014). Royalactin extends lifespan of Caenorhabditis elegans through epidermal growth factor signaling. Exp Gerontol, 60, 129-135. doi:10.1016/j.exger.2014.09.021

Duplan, H., Questel, E., Hernandez-Pigeon, H., Galliano, M. F., Caruana, A., Ceruti, I., . . . Schmitt, A. M. (2011). Effects of Hydroxydecine((R)) (10-hydroxy-2-decenoic acid) on skin barrier structure and function in vitro and clinical efficacy in the treatment of UV-induced xerosis. Eur J Dermatol, 21(6), 906-915. doi:10.1684/ejd.2011.1531

Honda, Y., Araki, Y., Hata, T., Ichihara, K., Ito, M., Tanaka, M., & Honda, S. (2015). 10-Hydroxy-2-decenoic Acid, the Major Lipid Component of Royal Jelly, Extends the Lifespan of Caenorhabditis elegans through Dietary Restriction and Target of Rapamycin Signaling. J Aging Res, 2015, 425261. doi:10.1155/2015/425261

Okamoto, I., Taniguchi, Y., Kunikata, T., Kohno, K., Iwaki, K., Ikeda, M., & Kurimoto, M. (2003). Major royal jelly protein 3 modulates immune responses in vitro and in vivo. Life Sci, 73(16), 2029-2045. Retrieved from http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12899927

Yang, X. Y., Yang, D. S., Wei, Z., Wang, J. M., Li, C. Y., Hui, Y., . . . Wang, J. G. (2010). 10-Hydroxy-2-decenoic acid from Royal jelly: a potential medicine for RA. J Ethnopharmacol, 128(2), 314-321. doi:10.1016/j.jep.2010.01.055

Zheng, J., Lai, W., Zhu, G., Wan, M., Chen, J., Tai, Y., & Lu, C. (2013). 10-Hydroxy-2-decenoic acid prevents ultraviolet A-induced damage and matrix metalloproteinases expression in human dermal fibroblasts. J Eur Acad Dermatol Venereol, 27(10), 1269-1277. doi:10.1111/j.1468-3083.2012.04707.x