Global denken, lokal handeln: Kölner Ernährungsrat will mehr Regionalität

Der erste deutsche Ernährungsrat feierte in Köln Mitte Februar sein einjähriges Bestehen. Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes würdigte den Ernährungsrat als Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigeren, lokalen Ernährungsversorgung. Die Stadt Köln sei stolz, als erste deutsche Stadt einen solchen Motor zu besitzen und freue sich, diesen als Batterie weiterhin zu unterstützen.

Die Motive für die Gründung des Gremiums erläuterte der Kölner Dokumentarfilmer und Vorsitzende, Valentin Thurn: Was in Köln gegessen werde, würde oft aus großen Entfernungen herbeigeschafft.

Gleichzeitig produzierten die umliegenden Landwirte der Region hauptsächlich für den internationalen Markt. „Das hat zur Folge, dass die Kölner viele importierte Lebensmittel konsumieren und zunehmend entfremdet von ihrem Umland leben. Regionale Erzeuger im Umland dagegen müssen aufgeben, weil sie dem Preisdruck, noch günstiger zu produzieren, nicht mehr standhalten“, so Thurn. Diesem Teufelskreis gelte es Einhalt zu gebieten. Wenn mehr Bürger regionale Lebensmittel nachfragten, diene dies dem Erhalt der kleinbäuerlichen Familienbetriebe und unterstütze das lokal verarbeitende Handwerk.

Die Wertschöpfung bliebe so in der Region. Das erhalte die Struktur des Umlands und sichere Arbeitsplätze. Sowohl für die Stadtbevölkerung Kölns als auch für das Umland blieben das Wohnumfeld lebendig und lebenswert.

Über diesen Zusammenhang „global denken, lokal handeln“ informierte der Ernährungsrat als bisherige Maßnahmen mit einer Veranstaltungsreihe und in Schul-Workshops. Um Verbrauchern den Zugang zu regional erzeugten Lebensmitteln zu erleichtern, existiert seit 2014 eine Internet-Einkaufsplattform für regionale Lebensmittel unter dem Motto „Taste of Heimat“. In Planung ist ein Projekt für Kinder aus benachteiligten Familien. Im November 2017 soll in Essen der erste Bundeskongress für bereits aktive Mitglieder von Ernährungsräten anderer Städte und Gemeinden stattfinden.

Der 30köpfige Kölner Ernährungsrat wurde vor einem Jahr nach amerikanischem Vorbild gegründet. Das Gremium setzt sich zu je einem Drittel aus ehrenamtlich engagierten Mitgliedern der Zivilgesellschaft, Vertretern der Wirtschaft, darunter Erzeuger aus dem umliegenden Umland, und Mitarbeitern der Stadtverwaltung zusammen. Anliegen des Ernährungsrates ist es, ein partnerschaftliches Netzwerk für mehr regionale und nachhaltige Ernährung zu knüpfen und die Ernährungsversorgung zurück auf die lokale Ebene zu holen. Außer in Köln gibt es inzwischen in Berlin, in Hamburg und in München Ernährungsräte. Weitere befinden sich im Aufbau.

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Quelle: Ute Gomm, www.bzfe.de