Lebensmittelrückstände: Vom Suchen und Finden

Beim Thema Schadstoffe und Rückstände in Lebensmitteln sind Verbraucher sehr kritisch. Am Besten es ist überhaupt nichts drin. Auf der Tagung „Stoffliche Risiken in der Lebensmittelkette – Realität oder Fantasie“ an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover stellten Experten die Probleme mit diesem „Nichts“ vor.

Die Analysemethoden haben sich in den letzten Jahren enorm verbessert: „Heute wird eine Standart-Lebensmittelprobe auf mehr als 400 verschiedene Pflanzenschutzmittel untersucht, vor 20 Jahren waren das noch 40“, erläutert Eberhard Haunhorst, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Nur in ein bis zwei Prozent der untersuchten Proben kommt es dabei zu Höchstmengenüberschreitungen. Lebensmittel sind in Deutschland so sicher wie noch nie. Haunhorst räumt ein, dass dennoch Verbesserungsbedarf in einigen Bereichen der Lebensmittelkontrolle besteht: „Die Überwachungspraxis zeigt, dass es bei der Rückverfolgbarkeit noch große Lücken gibt.“

Rückstände kann man nur finden, wenn man nach einer Substanz sucht. Doch man kennt längst nicht alle chemischen Verbindungen, die in Lebensmitteln vorkommen. „Sind überhaupt alle relevanten Biotoxine identifiziert worden?“ Pablo Steinberg, Professor für Lebensmitteltoxikologie und Chemische Analytik bezweifelt, dass die Fülle möglicher Gifte bereits bekannt ist.

Toxine sind keineswegs nur menschengemacht: „Wir haben ein breites Spektrum an toxischen Substanzen pflanzlichen Ursprungs“, erläutert Alfonso Lampen, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin, „Pflanzen dürfen sich auch wehren.“ Bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe, die der Abwehr von Fressfeinden dienen, können für Mensch und Tier giftig sein. Verbraucher unterschätzen oft, dass auch natürliche Inhaltsstoffe Gefahren mit sich bringen können.

Ob ein Stoff schädlich ist, hängt außerdem oft von Zeit und Häufigkeit ab, mit der die Substanz aufgenommen wird. Die Dosis macht das Gift. Die Belastung mit möglicherweise ungesunden Stoffen ist also auch vom individuellen Konsumverhalten abhängig. Manche Stoffe reichern sich im Körper an, weil sie nur langsam ausgeschieden werden.

Kritisch sehen die Experten den wenig regulierten Markt der Interneteinkäufe von Lebensmitteln: Alles kann jederzeit aus aller Welt bezogen werden und dabei Substanzen enthalten, die in Europa für Lebensmittel nicht zulässig wären.

Quelle: Regina Bartel, www.bzfe.de