Unterversorgung mit Vitamin D auch in Deutschland weit verbreitet

Jeder zweite Deutsche ist nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt – das ist eines der
markantesten Ergebnisse einer aktuellen Studie. (1) Für diese Untersuchung standen mehrere Zehntausend Probanden aus verschiedenen europäischen Ländern zur Verfügung. Besonders im Winter sinkt der Gehalt des Sonnenvitamins im Blut deutlich ab, doch auch im Sommer wurde noch bei über einem Drittel der deutschen Studienteilnehmer ein Mangel festgestellt. Während verschiedene Ursachen des Mangels bekannt sind, untersucht eine kürzlich gestartete Studie die Auswirkungen auf die Gesundheit.

Im Februar wurden die Ergebnisse einer großangelegten Studie veröffentlicht, die den Vitamin-D-Status in 16 Länder Europas beschreibt. Unter den über 55.000 Probanden waren alle Altersgruppen vertreten, um ein Bild über die Versorgungssituation der Allgemeinbevölkerung zu erhalten. Daher wurden sowohl Schwangere als auch Menschen in Alten- und Pflegeheimen ausgeschlossen, da diese bekanntermaßen besonders anfällig für ein Vitamin-D-Defizit sind.

Die Resultate der Untersuchung sind deutlich: Über 40 Prozent aller Studienteilnehmer wiesen eine Vitamin-D-Konzentration von unter 50 Nanomol pro Liter Blut auf. (2) Werte unterhalb dieser Schwelle werden von der amerikanischen Endocrine Society als Vitamin-D-Mangel definiert. Im Vergleich zu den Gesamtzahlen sind die Ergebnisse hierzulande noch eindeutiger: Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer in Deutschland unterschreitet den Referenzwert. Selbst im Sommer hat über ein Drittel der Deutschen einen Mangel am Sonnenvitamin. „Die Untersuchungen zeigen, dass Vitamin-D-Mangel in Europa weit verbreitet ist und daher die einzelnen Länder gefordert sind, geeignete Maßnahmen zu ergreifen“, erklärt Prof. Stefan Pilz, Co-Autor der Studie.

Mögliche Ursachen für die Unterversorgung

Ein möglicher Grund des Defizits ist ein seltener Aufenthalt im Freien, denn der Körper ist in der Lage, das Vitamin selbst zu bilden – vorausgesetzt, die Haut erhält ausreichend UV-Strahlung. Fensterglas, ebenso wie Sonnenschutzmittel, und das schon bei geringem Lichtschutzfaktor, blocken die UV-Strahlen und verhindern somit die Bildung von Vitamin D. Weitere Faktoren, die eine Vitamin-D-Produktion und Speicherung im Körper einschränken können, sind eine dunkle Hautfarbe, die ähnlich wie Sonnencreme wirkt, oder Übergewicht, weil beispielsweise Einlagerungen bestimmter Stoffe im überschüssigen Fettgewebe die Vitamin-Produktion einschränken können. (3) Über die Nahrung ist der Vitamin-D-Bedarf kaum zu decken, da der Vitalstoff nur in fettem Fisch und Lebertran vorkommt.

Laufende Untersuchung zur gesundheitlichen Bedeutung von Vitamin D

Um weitere Erkenntnisse über die Wirkung von Vitamin D auf die Gesundheit zu erlangen, läuft aktuell eine Studie, die zur Hälfte von der EU-Kommission getragen wird. Die unter dem Namen „DO-HEALTH“ bekannte Untersuchung erforscht bei Teilnehmern über 70 Jahren unter anderem, ob sich Vitamin D positiv auf verschiedene Gesundheitsaspekte auswirken und somit die Lebenserwartung steigern kann. Die DO-HEALTH-Studie ist in ihrer Form einzigartig und die umfangreichste Studie mit Senioren in Europa. Ende 2017 ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen. (4)

Quellen:
1) Cashman KD et al.; Vitamin D deficiency in Europe: pandemic? Am J Clin Nutr. 2016 Feb 10.
2) Holick MF et al.; Evaluation, treatment, and prevention of vitamin D deficiency: an Endocrine Society clinical practice guideline.; J Clin Endocrinol Metab. 2011 Jul;96(7):1911-30.
3) Pourshahidi LK; Vitamin D and obesity: current perspectives and future directions.; Proc Nutr Soc. 2015 May;74(2):115-24.
4) http://do-health.eu/wordpress/; abgerufen am 14.03.2016.

Quelle: GIVE