Umweltminister NRW: „Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel“

Remmel fordert zum Tag des Wassers verbesserten Schutz für Gewässer und Grundwasser in NRW und schärfere Grenzwerte.

Umweltminister Johannes Remmel hat zum Internationalen Tag des Wassers einen stärkeren Schutz der Oberflächengewässer in NRW gefordert. „Zusammen mit dem Grundwasser sind sie die Grundlage für die Trinkwasserversorgung vieler Millionen Menschen in unserem Land. Gewässer verbinden Städte und Dörfer, prägen das Landschaftsbild, sind Erlebnisräume und bedeutende Lebens- und Entwicklungsadern.

Diesen reichhaltigen Schatz müssen wir bewahren und schützen“, sagte Umweltminister Johannes Remmel. Aktuell werde der gute ökologische Zustand in mehr als 90 Prozent der untersuchten Gewässer Nordrhein-Westfalens nicht erreicht. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Bäche, Flüsse und auch unsere Seen ihre Funktion als Ressource und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen erfüllen können.

Die Qualität des Grundwassers als Trinkwasserreservoir muss verbessert und die Einträge von Mikroschadstoffen in unsere Gewässer reduziert werden“, fordert Minister Remmel. Die Landesregierung habe dazu in den vergangenen Jahren wichtige Weichen gestellt, unter anderem ein Verbot der umstrittenen Fracking-Fördertechnik in NRW, ein neues Landes-Wassergesetz sowie ein Paket von rund 12.000 Maßnahmen, mit denen die Qualität der Gewässer in NRW verbessert werden soll. „Dieses Maßnahmenpaket gilt es in den nächsten Jahren umzusetzen, zusammen unter anderem mit Kommunen und Wasserversorgern“, kündigte Minister Remmel an.

Nordrhein-Westfalen ist ein Wasserland. Flüsse und Bäche durchziehen auf 55.000 Kilometern das Bundesland. Allerdings hat die Industrialisierung der letzten mehr als hundert Jahre sowie die Intensiv-Landwirtschaft deutlich Spuren hinterlassen:

  • Grundwasser stark belastet: Rund 40 Prozent der Grundwasserkörper in NRW sind derart stark mit Nitrat belastet, dass ohne teure Aufbereitung keine Gewinnung von Trinkwasser mehr möglich ist.
  • Zustand der Gewässer: Bei den Gewässern (Flüsse, Bäche, Seen) befinden sich aktuell nur knapp 6 Prozent der untersuchten 13.750 Gewässerkilometer in einem guten ökologischen Zustand. 60 Prozent der Gewässer in NRW sind künstlich verändert worden.
  • Mikroschadstoffe: Jedes Jahr werden mehr als 30.000 Tonnen Human-Arzneimittel in Deutschland verkauft. Der Mensch scheidet die Wirkstoffe der Arzneimittel großenteils wieder aus. Über Einleitungen aus Kläranlagen oder über als Dünger ausgebrachte Gülle und Mist gelangen Arzneimittelrückstände in erheblichem Umfang in die Gewässer.
    Als Resultat werden mittlerweile 150 Arzneimittel-Wirkstoffe ganzjährig und flächendeckend nachgewiesen. Gerade im dicht besiedelten und hochindustrialisierten Nordrhein-Westfalen sind die Gewässer besonders betroffen. Gleichzeitig werden in Nordrhein-Westfalen mehr als 60 Prozent des Trinkwassers oberflächenwassergestützt gewonnen.
  • Mikroplastik: Auch Mikroplastik aus den Gewässern in Nordrhein-Westfalen trägt zu einer weiteren Belastung mit diesen schwer abbaubaren Substanzen bei. Der Rhein beispielsweise weist eine Konzentration von 1 bis 4,5 Partikel pro Kubikmeter auf.

Um die Qualität der Gewässer und des Grundwassers in NRW in den nächsten Jahren zu verbessern und den ökologischen Wert der Gewässer zu stärken, hat die Landesregierung im vergangenen Jahr unter anderem ein neues Landeswassergesetz verabschiedet. Die dichte Besiedlung, die Industrialisierung und die intensive Landwirtschaft haben deutliche Spuren in den Gewässern in Nordrhein-Westfalen und bei den heimischen Grundwasservorkommen hinterlassen.

„Mit dem neuen Landeswassergesetz haben wir jetzt die richtigen Weichen gestellt“, betonte Minister Remmel. „Dabei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz: von der Abwasserentsorgung über Fragen der Renaturierung von Gewässern, dem Verbot von weiteren Belastungen der Flüsse bis hin zum Hochwasserschutz und den Anforderungen an eine moderne Wasserwirtschaft durch den Klimawandel.“

Spätestens bis zum Jahr 2027 sollen in Nordrhein-Westfalen alle Gewässer, die nach europäischen Vorgaben zu bewirtschaften sind, die ökologischen Ziele nach EU-Wasserrahmenrichtlinie erreichen. Das ist entweder der sogenannte gute ökologische Zustand oder, an erheblich veränderten Gewässern, das gute ökologische Potenzial. Mit dem neuen Bewirtschaftungsplan zur EG-Wasserrahmenrichtlinie, der etwa 12.000 Maßnahmen bis 2021 umfasst, soll ein deutlicher Schritt in diese Richtung erreicht werden.

„Wir wollen hier an zwei zentralen Punkten ansetzen: Zum einen müssen wir die Belastung unserer Gewässer durch Nährstoffe und chemische Substanzen reduzieren. Zum zweiten müssen wir den Flüssen und Bächen wieder mehr Raum geben und die massiven Eingriffe der Vergangenheit zurücknehmen“, sagte Minister Remmel. „Wir wollen an den Fluss-Quellen ansetzen und ihre Ursprünglichkeit erhalten. Die schweren Eingriffe der vergangenen Jahrhunderte in Form von Begradigungen und Einbetonierungen der Gewässer sollen dort rückgängig gemacht, wo es noch möglich ist. Belastung der Flüsse durch Mikroschadstoffe und andere Chemikalien müssen neben Maßnahmen an der Quelle, an den Klärwerken durch eine bessere Filtertechnologie angegangen werden“, kündigte der Minister an.

Remmel fordert schärfere Grenzwerte bei Mikroschadstoffen

NRW ist von den Belastungen mit Mikroschadstoffen besonders betroffen, weil rund 60 Prozent des Trinkwassers vor allem in den Ballungsräumen aus Oberflächenwasser gewonnen wird. Daher fordert Minister Remmel auch schärfere Vorgaben für Mikroschadstoffe. „Die Gewässerbelastung wird in Deutschland nach den Umweltqualitätsnormen der Oberflächengewässerverordnung bewertet.

Aber diese Verordnung enthält nach wie vor jedoch für die Mehrzahl der heute relevanten Mikroschadstoffe überhaupt keine entsprechenden Grenzwerte“, kritisiert Minister Remmel. „Wir setzen uns daher weiter auf der Bundesebene für die gesetzliche Festsetzung von Umweltqualitätsnormen der relevanten Mikroschadstoffe in der Oberflächengewässerverordnung ein.“

Zum Schutz des Grundwassers in NRW ist es aus Sicht von Minister Remmel auch unerlässlich, dass die Landesregierung bei ihrem Nein zum Fracking-Einsatz in NRW bleibt. „Fracking ist eine Technologie, bei der selbst renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einer neuen Risikodimension sprechen. Daher muss der Schutz von Mensch und Umwelt oberste Priorität haben“, sagte der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel in Düsseldorf. „Grund- und Trinkwasser sind wichtige Ressourcen und Lebensmittel, die wir nicht gefährden dürfen.“

Weitere Informationen:

  • Maßnahmen und Handlungskonzepten in der Wasserwirtschaft zur Anpassung an den Klimawandel
  • EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie in NRW, Sachstand und weiteres Vorgehen bis Ende 2015
  • Umweltbericht 2016
  • Bewirtschaftungsplan zur EG-Wasserrahmenrichtlinie

Quelle und Pressekontakt Umweltministerium NRW