Vielfältig und interdisziplinär: Versteckter Hunger nicht einseitig zu betrachten

Nur wenn multidisziplinär gedacht und gearbeitet wird, lässt sich versteckter Hunger verringern bzw. bekämpfen. Agrar-, Ernährungs- und Sozialwissenschaften, Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik – hier sind alle gefordert, einen Beitrag zu leisten und zusammen zu arbeiten. Dies wurde in zahlreichen Vorträgen des 3. Internationalen Kongresses „Hidden Hunger“ betont, der Ende März von der Universität Hohenheim stattfand.

Hidden Hunger, darunter versteht man eine Ernährung mit zu wenig Vitaminen und Mineralstoffen, auch wenn die Menschen vordergründig ausreichend mit genügend Kalorien versorgt sind. Fehl- und Mangelernährung führt zu Krankheiten und bei Kindern zu Wachstumsverzögerungen. Von verstecktem (hidden) Hunger spricht man, weil die Ursachen häufig im Verborgenen bleiben und die Folgen sich erst viel später zeigen.

Professor Hans Biesalsky von der Universität Hohenheim nannte Zahlen: Mehr als zwei Milliarden Menschen leiden unter Eisenmangel, eine Milliarde unter Zinkmangel und ca. 500 Millionen unter Vitamin A-Mangel. Davon betroffen sind mitnichten nur Menschen in unterentwickelten Ländern. Auch in Industrienationen kommt versteckter Hunger vor – hier können insbesondere der Mangel an Vitamin D, Folat oder Eisen gesundheitliche Folgen haben.

Betroffen von verstecktem Hunger sind häufig Schwangere und kleine Kinder. Hier setzen zahlreiche Projekte vor allem in Entwicklungsländern an. Robert E. Black von der Johns Hopkins University in Baltimore, wies darauf hin, wie entscheidend die Ernährung in den ersten 1.000 Lebenstagen eines Kindes ist. Um Kindern einen möglichst guten Start ins Leben zu ermöglichen, lauten die Empfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, Babys mindestens bis zum Beginn des 5. Monats ausschließlich zu stillen. Auch nach Einführung von Beikost – spätestens mit Beginn des 7. Monats – sollen Säuglinge weitergestillt werden. Laut WHO bis zu zwei Jahre, da Stillen einen wichtigen Schutz vor Infektionskrankheiten bietet.

Schwangere und junge Mütter benötigen dafür jedoch Unterstützung. In Entwicklungsländern gehört dazu neben einer entsprechenden Beratung auch eine ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln. Aber nicht nur in Entwicklungsländern, auch in Industrienationen können Folgen von verstecktem Hunger durch eine adäquate Ernährung in den ersten Lebensjahren vermieden werden. In Deutschland unterstützt das Netzwerk Gesund ins Leben im Bundeszentrum für Ernährung junge Eltern mit einheitlichen Botschaften und Handlungsempfehlungen zur Ernährung, Bewegung und Allergieprävention.

Diese Projekte gelingen in der Regel nicht ohne öffentliche Partner. Ihre Rolle in diesem vielschichtigen Prozess stellte Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft, in seinem Beitrag vor. So können öffentliche Stellen die Regeln für eine fruchtbare Zusammenarbeit verschiedener Akteure aufstellen, wie beispielsweise mit aufkommenden Konflikten umgegangen wird oder wie Transparenz sowie gleiche Behandlung und Vertretung geregelt werden.

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Quelle: Renate Kessen, Katharina Krüger, www.bzfe.de