Woher stammen die Froschschenkel in deutschen Supermärkten?

Zucht oder Raubbau?

Froschschenkel verbinden die meisten mit französischen Feinschmeckerrestaurants oder mit exotischen Urlaubszielen, man findet sie aber auch in Berliner Supermärkten. Der jährliche Verzehr von ca. 500 Millionen Fröschen kann sich dramatisch auswirken. Frösche sind nicht nur wichtige Nahrung für viele Vögel und Säugetiere, sie vertilgen auch Unmengen an Gliedertieren. Dadurch tragen sie maßgeblich zur Kontrolle von Schadinsekten in der Landwirtschaft oder auch von Krankheitsüberträgern bei. Um zu überprüfen ob das Fleisch in Berliner Supermärkten von wildlebenden Fröschen oder von Farmen stammt, hat ein Forscherteam des Museums für Naturkunde Berlin nun eine ungewöhnliche Methode angewandt.

Um herauszufinden wo und wie die Frösche aufwuchsen, haben Carolin Dittrich und ihre Koautoren die Zusammensetzung der stabilen Isotope von Stickstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff in den Muskeln und Knochen der Froschschenkel untersucht. Viele Elemente, auch die getesteten, kommen natürlicherweise mit unterschiedlichen Gewichten (Isotopen) und dadurch unterschiedlichen chemischen Eigenschaften vor.

Die Zusammensetzung dieser Isotope kann Aufschluss über Herkunft und Lebensweise von Individuen geben, da die Isotopen-Zusammensetzung an unterschiedlichen Orten auf der Erde variiert, bzw. sich einige seltenere, schwere Isotope über die Nahrungskette anreichern. So wird beispielsweise schwerer Stickstoff im Gewebe prozentual häufiger, je mehr tierische Nahrung gegessen wurde. So erklärt Carolin Dittrich „können wir herausfinden, von was sich ein Tier hauptsächlich ernährt hat. Und selbst die Vielfalt des Speiseplans ist in der Signatur der Isotopen festgehalten“.

Mit Hilfe der Isotopenzusammensetzung stellten die Forscher fest, dass die Froschschenkel mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich aus den angegebenen Ländern stammten, aber nur teilweise auch wirklich auf Farmen aufwuchsen. Etwa die Hälfte der Tiere wuchs unter natürlichen Bedingungen auf. Mit Hilfe genetischer Untersuchungen wurde auch festgestellt, dass die Artangaben auf den Verpackungen nicht immer korrekt waren.

Die Forscher hoffen, dass ihre Methode ein Werkzeug für den Naturschutz und Zoll werden kann, um die Herkunft von Froschenkeln zu überprüfen und so den Handel mit Tieren aus Wildpopulationen weiter zu minimieren. Wie Mark-Oliver Rödel, Wissenschaftler am Museum für Naturkunde Berlin zusammenfasst „könnte so der Jagddruck von natürlichen Populationen genommen, zur Stabilität von Ökosystemen beigetragen und somit letztlich auch der jeweiligen Bevölkerung geholfen werden“.

Publikation:
C. Dittrich, U. Struck & M.-O. Rödel 2017. Stable isotope analyses – A method to distinguish intensively farmed from wild frogs. Ecology and Evolution doi: 10.1002/ece3.2878
URL: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ece3.2878/full

Quelle: Dr. Gesine Steiner Pressestelle
Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung