Umweltschutz mit Messer und Gabel: Neuer Leitfaden für mehr Bio in Kommunen

Städte dürfen Biolebensmittel aus der Region einkaufen. Das ist aber nicht immer ganz einfach, denn bei öffentlichen Ausschreibungen darf niemand benachteiligt werden. Der neue Leitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ zeigt nun, wie es geht. Er wurde auf der BIOFACH in Nürnberg vorgestellt und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu 20 % Biolandbau, dem erklärten Ziel der Bundesregierung.

Seit 2010 arbeiten Städte, die den Ökolandbau und Bio-Lebensmittel fördern in einem Netzwerk zusammen. Den deutschen „Biostädten“ haben sich mittlerweile 12 Kommunen angeschlossen, zum Beispiel Bremen, München, Freiburg und Nürnberg. Die Bewegung kommt ursprünglich aus Italien. Dort sind es die Città del Bio, die sich gegenseitig unterstützen.

Gemeinsam ist allen Biostädten, dass sie einen Beschluss des Rates herbeigeführt haben, den Bioanteil im öffentlichen Bereich, zu steigern, sagte Dr. Peter Pluschke, Sprecher des deutschen Biostädte Netzwerkes. Die Stadt Nürnberg beispielsweise hat sich vorgenommen, den Bioanteil in Schulen und Kindertagesstätten bis 2020 auf 50 % Bio zu erhöhen. Bei den Kitas sind es schon 40 %, bei den Schulen liegt der Anteil derzeit bei 20 %. In München wurde kürzlich eine Verwaltungsrichtlinie verabschiedet, verstärkt bayerisches Biofleisch einzukaufen, berichtete Andrea Mager-Tschira, Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München. Als leuchtendes Vorbild gilt Kopenhagen. Dort gibt es mittlerweile einen Bioanteil von 90 % in öffentlichen Kantinen. Das sind 60.000 Essen pro Tag.

Doch mit Zielvorgaben allein ist es nicht getan, sie müssen auch umgesetzt werden. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Biostadt ist die Neuorganisation des Einkaufs. Das ist nicht so einfach. Denn die Verwaltung darf bei Ausschreibungen keine Anbieter diskriminieren. Sie darf sich aber auf bestimmte Produktarten begrenzen. Mit dem neuen Leitfaden wollen die Biostädte nun ihre Erfahrungen weitergeben. Er gibt Handlungsanweisungen und vermittelt Grundkenntnisse im Vergaberecht. Er enthält Modelle und Musterbeispiele, Formulierungsvorschläge, Hinweise und Vorschläge für Stadtrats- und Gemeinderatsbeschlüsse.

Doch auch mit der Unterstützung der städtischen Nachfrage allein ist es nicht getan. Es braucht auch ein entsprechendes Angebot auf der Seite der Produzenten, es braucht Küchen- und Kantinenchefs die begeistert sind und das System unterstützen, und es braucht Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Biostädte engagieren sich daher auch im Bereich Verbraucherinformation und Bildung. Dazu gehören Großveranstaltungen oder Rezeptdatenbanken aber auch die berufliche Bildung.

Das schwierigste Geschäft ist allerdings der Aufbau von neuen Biowertschöpfungsketten vom Acker bis zum Teller, berichtete Pluschke. Es gibt zwar im Nürnberger Raum schon ein breites Angebot an Caterern, die Bioware liefern. Die meisten Lebensmittel werden aber überregional gehandelt oder verarbeitet. Seit Jahrzehnten sind regionale Molkereien und Schlachthöfe auf dem Rückzug. Nun muss das Rad zumindest teilweise wieder zurückgedreht werden. Im fränkischen Raum diskutiert man beispielsweise derzeit über die Einrichtung eines Bio-Hühnerschlachthofes.

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