Volkskrankheit Diabetes mellitus : Trendwende durch translationale Forschung

Diabetes mellitus ist zu einer weltweiten Volkskrankheit geworden. Allein in Deutschland leidet fast jeder Zehnte an der Stoffwechselerkrankung. Neue Ansätze, um dieser Diabetesepidemie durch translationale Forschung entgegen zu wirken, sowie aktuelle Forschungsergebnisse stellt das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) auf dem Diabetes-Kongress 2017 der DDG vor (24.- 27. Mai in Hamburg).

Jedes Jahr erkranken etwa eine halbe Millionen Menschen in Deutschland neu an Diabetes. Doch wie lässt sich die Erkrankung verhindern, therapieren oder gar heilen? Im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) arbeiten Spezialisten unterschiedlicher Disziplinen zusammen, um maßgeschneiderte Ansätze zur Prävention, Diagnostik und Therapie des Diabetes zu entwickeln und so die Volkskrankheit zu bekämpfen.

„Die Entstehung von Diabetes ist ein komplexer Prozess, der durch ein vielschichtiges langjähriges Zusammenspiel von Genen, Lebensstil und Umweltfaktoren zu der Erkrankung führt. Nur ein integrativer Forschungsansatz, der verschiedene Disziplinen vereint, vermag das komplexe Geschehen der Diabetesentstehung zu entschlüsseln“, erläutert Prof. Martin Hrabě de Angelis, Mitglied des DZD-Vorstands. Auf dem Diabetes Kongress 2017 stellt das DZD seinen integrativen Forschungsansatz vor.

Unter dem Motto „Diabetesepidemie: Trendwende durch translationale Forschung“ informieren DZD-Experten über innovative Therapie-Ansätze, den Einfluss der Epigenetik auf die Diabetesentstehung, die Rolle von Gehirn und Leber bei der Stoffwechselerkrankung, neue Möglichkeiten der Vorbeugung sowie aktuelle Ergebnisse aus der Forschung und aus klinischen Studien. Die Veranstaltung (26.05., 10:30- 12:00 Uhr ) wird von der Wissenschaftsredakteurin Lilo Berg moderiert.

Übergewicht schlägt sich auch auf dem Erbgut nieder

Darüber hinaus stellt das DZD in verschiedenen wissenschaftlichen Foren aktuelle Forschungsergebnisse vor. In der Session „DZD: The genetic and epigenetic code of metabolic dysfunction” (25.05., 8:00 Uhr) berichten Experten, welche genetischen und epigenetischen Veränderungen zu Stoffwechselstörungen führen. So zeigen aktuelle
Forschungen, dass Übergewicht beim Menschen zu epigenetischen Veränderungen an fast 200 Stellen des Erbguts führt. Signifikante Veränderungen finden vor allem an Genen statt, die für den Fettstoffwechsel sowie für Stofftransport zuständig sind, aber auch Entzündungsgene sind betroffen. „Lebensstilbedingte Erbgutveränderungen sind einer der Schlüssel dafür, wie ein Organismus auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert und wie eine Diabeteserkrankung individuell verläuft“, betont Professorin Annette Schürmann, Sprecherin des DZD und Kongresspräsidentin.

Rolle von Gehirn und Leber bei der Diabetes-Entstehung

Von einem gestörten Zuckerstoffwechsel sind neben der Bauchspeicheldrüse auch andere Organe betroffen. Vor allem das Gehirn und die Leber haben eine zentrale Bedeutung in der Entstehung des Diabetes. In der Session „DZD: Diabetes, a disease of the brain?” berichten unter anderen Experten des DZD, wie das Gehirn den Stoffwechsel der Menschen beeinflusst (25.05., 10:00 Uhr). Bekannt ist, dass Dopamin für die Regulierung des Appetits eine bedeutende Rolle spielt. Neue Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die sowohl Träger des Adipositas-Risiko-Gens FTO als auch Träger einer Mutation im Dopamin-Rezeptor-Gen sind, ein erhöhtes Risiko für einen größeren Bauchumfang, mehr Körperfett sowie eine geringe Insulinempfindlichkeit haben.

Welchen Auswirkungen eine Fettleber auf die Diabetesentstehung hat, wird in der Veranstaltung „Development and Treatment of NAFLD“ beleuchtet. In einem Übersichtsvortrag stellt Prof. Michael Roden, DZD-Vorstand und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Deutschen Diabetes-Zentrums, „Neues zu Mechanismen in der Entstehung der Nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung NAFLD“ vor (25.05., 10:00 Uhr). DZD-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bereits die einmalige Aufnahme einer größeren Menge gesättigter Fette die Empfindlichkeit des Körpers für Insulin verringert sowie vermehrte Fetteinlagerungen und Veränderungen im Energiestoffwechsel der Leber hervorruft.

Neue Ansätze für Regenerative Therapien

Die Pathophysiologie der Langerhans-Insel ist ein vielschichtiges Zusammenspiel verschiedenster molekularer Mechanismen. In der Session „Degeneration and regeneration of the islets“ berichten DZD-Forscher unter anderen über die Mobilität, Freisetzung und den Abbau der Insulingranula sowie über neue Ansätze für regenerative Therapien. (27.05., 09:00 – 10:30 Uhr). Betazellen in der Bauchspeicheldrüse gibt es in verschiedenen Varianten. Wissenschaftler haben einen Marker gefunden, der zwei Zellgruppen unterscheiden kann: Während die einen Insulin produzieren, um den Blutzucker im Gleichgewicht zu halten, bilden die anderen einen teilungsstarken Reservepool.

Welche Rolle die Psyche bei Menschen mit Diabetes spielt, steht im Mittelpunkt der Veranstaltung „Stress und psychische Erkrankungen“ (26.05., 12.30 Uhr). Im Workshop „Bioinformatik in der medizinischen Forschung“ (26.05., 8:30 Uhr) erfahren Interessenten, wie man große Datensätze optimal und korrekt analysiert, bündelt und schließlich den großen Zusammenhang erfassbar macht.

Informationen rund um das Thema Diabetesforschung und die Möglichkeit, mit den Experten ins Gespräch zu kommen, bietet der Stand des DZD im Diabetes Forum in Halle A1.

Ansprechpartnerin:
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD)
Birgit Niesing
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 49 (0)89 3187-3971
E-Mail: niesing@dzd-ev.de
www.dzd-ev.de

Quelle: Birgit Niesing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung