EU-Kommission startet Tierwohl-Plattform

Die bereits angekündigte Tierwohl-Plattform der EU-Kommission ist nun offiziell gestartet. Ziel der Plattform ist es, allen Teilnehmern die Möglichkeit eines Erfahrungsaustausches zu bieten und auf diesem Weg den Tierschutz langfristig zu verbessern. Zu den 75 Teilnehmern gehören neben den EU-Mitgliedstaaten weitere europäische Staaten, wissenschaftliche Institute und Organisationen wie etwa die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist dabei.

Praktikerwissen statt Quasselbude?

Die Plattform habe laut EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis zwei wesentliche Zielsetzungen. Zum einen sollen die Entwicklung und Nutzung freiwilliger Verpflichtungen für den Tierschutz durch Unternehmen erleichtert werden. Zum anderen sollen Verbraucher für das Thema sensibilisiert werden, indem die Plattform zur Förderung von EU-Tierwohlstandards beiträgt. Des Weiteren würde ihnen der Zugang zu entsprechenden Informationen erleichtert und so der Marktwert der EU-Produkte auf dem Weltmarkt potentiell gesteigert. Darüber hinaus betonte Andriukaitis die Rolle internationaler Handelsabkommen der EU mit Drittstaaten für den Tierschutz. Die Abkommen seien ein Schlüssel, um das Thema Tierwohl global voranzubringen.

Der Gesundheitskommissar machte zudem deutlich, dass es bei diesem Vorhaben nicht das Ziel sei, eine weitere Quasselbude einzurichten. Es solle vielmehr die Möglichkeit geboten werden, insbesondere praktische Erfahrungen der Teilnehmer in einem konstruktiven Dialog für die Weiterentwicklung des Tierwohls zu nutzen, berichtet Agra Europe.

Staaten wollen EU-weite Harmonisierung

Eine von Schweden angeführte Koalition, der Deutschland, Österreich, Belgien, Dänemark und die Niederlanden angehörten, hatte die Schaffung der Tierwohl-Plattform angestoßen. Im November 2016 war die Kommission aufgefordert worden, Tierschutzstandards zu verschärfen und die Regeln EU-weit zu harmonisieren.

Die ISN meint

Grundsätzlich ist das Ziel, Standards zum Tierwohl EU-weit zu harmonisieren und das Thema auf die Ebene der EU zu hieven, genau richtig.  Denn nur durch einheitliche Regeln und eine vergleichbare Umsetzung derer können Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU vermindert werden. Jetzt kommt es auf die Ausgestaltung an: Dominieren die Praktikererfahrungen oder haben die Theoretiker das Sagen? Davon hängt ab, ob die Plattform der Weiterentwicklung dient oder doch zur nicht gewollten Quasselbude verkommt.

Es bringt niemanden voran, wenn realitätsferne Forderungen aufgestellt werden, die von den Tierhaltern nicht umzusetzen sind. Die Akteure sollten ihren Fokus bei dem Austausch auf realtitätsnahe und umsetzbare Maßnahmen zur Steigerung des Tierwohls richten und dabei die praktischen Landwirte nicht aus den Augen verlieren.

Quelle und Pressekontakt ISN