Lebensmittelhandel profitiert von guter Konjunktur

BVLH zieht Halbjahresbilanz: LEH-Umsatz über Vorjahr.

Die Unternehmen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Waren im Wert von rund 119 Milliarden Euro verkauft. Damit sind die Einnahmen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 nominal um 4,2 % gestiegen.Auf Basis des bisherigen durchschnittlichen Wachstums rechnet der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) für die ersten drei Quartale 2017 mit einem Umsatz von circa 179 Milliarden Euro. Für das Kalenderjahr erwartet der BVLH einen Gesamterlös der Branche von ungefähr 243 Milliarden Euro.

Weiterhin gute Aussichten für die Binnenkonjunktur

Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung ist die nach wie vor robuste Binnenkonjunktur. So geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinen „Herbstgrundlinien 2017“ für dieses und für das kommende Jahr von einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um jeweils 1,9 % aus. Für 2019 prognostizieren die Forscher einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,6 %. Eine wichtige Stütze dieses Aufschwungs bleibt der private Konsum. Getrieben wird er zum einen durch die weiterhin positive Lage am Arbeitsmarkt und zum anderen durch eine sehr moderate Inflation.

Das DIW rechnet damit, dass die Nettolöhne in den kommenden Jahren jeweils um mehr als drei Prozent steigen. Da die Teuerungsrate im selben Zeitraum weniger als zwei Prozent betragen soll, bedeutet das nicht nur eine positive Reallohnentwicklung, sondern auch eine Steigerung der Kaufkraft. Diese Entwicklung wird laut DIW-Prognose von einem weiteren Anstieg der privaten Konsumausgaben begleitet.

Umsatzwachstum in fast allen Vertriebsschienen

Die einzelnen Vertriebsschienen tragen in unterschiedlicher Weise zur Umsatzentwicklung im LEH bei. Das größte Plus verzeichnen aktuell die Discounter. Laut den von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhobenen Veränderungsraten konnten sie im 1. Halbjahr 2017 ihre Einnahmen um 4,9 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöhen. Die Lebensmittel-Vollsortimenter erzielten 3,1 % Umsatzplus. Bei den SB-Warenhäuern ging der Umsatz leicht um 1,8% zurück.Auch die Umsätze in den einzelnen Lebensmittelsortimenten entwickelten sich unterschiedlich.

Die höchsten Zuwächse erzielten die Händler von Januar bis Juni dieses Jahres mit dem Verkauf von Obst und Gemüse (5,7 %). Aber auch der Absatz von Molkereiprodukten hat die Umsätze stark getrieben. So stiegen sie in der gelben Linie (Käse) um 4,7 %, in der weißen Linie (Milch, Joghurt) sogar um 5,1 %.

Preisinflation bei Lebensmitteln über allgemeiner Teuerungsrate

Der Umsatzanstieg bei Molkereiprodukten ist auf ein Trading-Up, vor allem aber auf steigende Preise zurückzuführen. Laut Statistischem Bundesamt mussten die Verbraucher im August 2017 14,3 % mehr für Milch, Quark oder Sahne bezahlen als im Vorjahresmonat. Weitere Preiserhöhungen gab es unter anderem bei Fisch und Fischwaren (3,3 %) sowie Fleisch und Fleischwaren (2,6 %). Die Preise für Nahrungsmittel insgesamt erhöhten sich von August 2016 bis August 2017 um drei Prozent. Damit liegt der Preisanstieg für Lebensmittel weiterhin deutlich über der Gesamtteuerung von 1,8 %.

Aktuelle Butterpreise: Indikator funktionierender Marktmechanismen

Einen der höchsten Sprünge verzeichnete der Butterpreis. Im August 2017 lag er 59,7 % über Vorjahresniveau. Laut GfK verteuerte sich deutsche Markenbutter im 1. Halbjahr 2017 um 51 % im Vergleich zum Vorjahr. Im gleichen Zeitraum ging die verkaufte Menge um 11 % zurück, während die Umsätze um 40 % stiegen.

Zwei Entwicklungen sind für die aktuell hohen Preise bei Molkereiproukten im Allgemeinen und Butter im Besonderen hauptverantwortlich. Die weltweite Nachfrage hat in den zurückliegenden Monaten wieder spürbar angezogen. Vor allem China ist zu einem der größten Butterimporteure aufgestiegen. Darüber hinaus ist Butter als Rohstoff für die Lebensmittelproduktion wichtiger geworden.

Gleichzeitig ging die erzeugte Milchmenge zurück – nicht nur in Europa und Deutschland, sondern auch in anderen wichtigen Produktionsländern auf der Welt. Steigende Nachfrage und sinkendes Angebot treffen aktuell also zusammen. Das Ergebnis ist ein hoher Preis.

Geschäftsklima weiterhin positiv

Die aktuell wieder steigenden Lebensmittelpreise tragen sicher auch dazu bei, dass sich das Geschäftsklima im Einzelhandel mit Lebensmitteln aktuell weiterhin auf einem guten Niveau befindet. Im Juni erreichte der Geschäftsklimaindex des Münchener ifo-Instituts den höchsten Wert seit Juli 2012. Die befragten Händler zeigten sich in den letzten drei Monaten sehr zufrieden mit ihrer Geschäftsentwicklung. Die Werte lagen deutlich über dem langfristigen Mittelwert. Insbesondere im Mai und im Juni berichteten die Teilnehmer deutlich häufiger als im ersten Quartal von gestiegenen Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr.

Die Geschäftserwartungen wurden unterschiedlich beurteilt. Im Juni zeigten sich die Befragungsteilnehmer so optimistisch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Im Juli ließ die Zuversicht etwas nach, hielt sich jedoch auf hohem Niveau.In der vierteljährlichen Sonderfrage nach negativen Einflüssen auf die Umsätze, nannten die Umfrageteilnehmer vor allem den Mangel an Fachkräften.

Anhang: Wirtschaftszahlen

Quelle: BVLH