Essentielle Fettsäuren im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes

Derzeit leiden 6,7 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes mellitus. Eine erschreckende Zahl, die von der Deutschen Diabetes Gesellschaft im „Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2017“ vorgelegt wurde. Besorgniserregend ist vor allem die Annahme, dass etwa zwei Millionen noch nichts von ihrer Erkrankung wissen.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit seiner Zahl an Diabetes erkrankter Personen auf Rang zwei. (1) Etwa 95 % der Betroffenen leiden an einem Typ-2-Diabetes, die Prävalenz ist gerade für diesen Diabetes-Typ stetig steigend. Langzeitfolgen, die häufig bei schlecht kontrolliertem oder lange unentdecktem Diabetes auftreten, führen zu einer verminderten Lebensqualität und Lebenserwartung bei den Betroffenen sowie zu hohen Kosten für das Gesundheitssystem. (2)

Neben einer erblichen Vorbelastung ist es der vermehrte Konsum von Nahrungsmitteln mit geringem Nährwert und hohem Kalorienge­halt, der die erhebliche Zunahme der Erkrankungszahlen begünstigt. Die dadurch bedingten steigenden Zahlen an Übergewicht und Fettleibigkeit stehen in engen Zusammenhang mit der Entstehung von Diabetes.

Die essentiellen Omega-3-Fettsäuren (Omega-3-FS) kommen in Pflanzen, Algen und Fischen vor. Gesundheitlicher Nutzen wird vorwiegend den Omega-3-FS Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) zugeschrieben. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse vermuten sowohl in der Prävention als auch bei manifestiertem Diabetes einen positiven Effekt der Fettsäure auf den Blutzuckerspiegel oder Folgeerkrankungen des Diabetes.

Präventiv mit Omega-3-FS gegen das Metabolische Syndrom

Als Metabolisches Syndrom wird eine Kombination von verschiedenen Erkrankungen, häufig mit Übergewicht einhergehend, bezeichnet. Zu den Erkrankungen gehören Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und ein erhöhter Nüchternblutzucker. In einer prospektiven Studie wurden die Aufnahme von Omega-3-FS und das Auftreten von Erkrankungen des Metabolischen Syndroms bei über 4000 jungen Erwachsenen über 25 Jahre hinweg beobachtet.

Die Ergebnisse wurden in fünf Gruppen in Abhängigkeit der Aufnahme an Omega-3-FS eingeteilt. Verglichen mit der Gruppe, die am wenigsten Omega-3-FS aufnahm, wies die Gruppe mit der höchsten Omega-3-FS-Aufnahme eine 46 % niedrigere Inzidenz für das metabolische Syndrom auf. Eine höhere Omega-3-FS-Aufnahme war mit einem geringeren Risiko für erhöhte Blutzuckerwerte assoziiert. (3) Ein möglicher präventiver Effekt der essentiellen Fettsäuren sollte daher weiter im Fokus aktueller Forschung stehen.

Zufuhr von Omega-3-FS könnte Langzeitfolgen reduzieren

Diabetiker weisen eine erhöhte Konzentration an Entzündungsmarkern – wie das C-reaktive Protein (CRP) – im Blut auf. Ein Hinweis auf chronische, unterschwellige Entzündungsprozesse, die im gesamten Körper stattfinden, allerdings klinisch unauffällig sind. Entzündliche Prozesse sind für die Entstehung und das Fortschreiten der Krankheit verantwortlich und stehen im Zusammenhang mit Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nerven- und Netzhautschädigung.

Die Wirkung von Omega-3-FS auf Entzündungsmediatoren bei Typ-2-Diabetikern ist bislang wenig untersucht. Ein Review, in dem acht Studien mit insgesamt 955 Patienten eingeschlossen sind, lässt Hoffnung aufkeimen. Daraus geht hervor, dass eine Omega-3-FS-Gabe zu einer Reduktion des Entzündungsmarkers CRP führt. (4) Möglicherweise könnte durch weniger Entzündungsprozesse im Körper das Risiko für Folgeerkrankungen verringert werden.

Diabetes-bedingte Netzhautschädigung: Zusammenhang mit Omega-3-FS-Aufnahme?

Eine schwerwiegende Langzeitfolge bei Diabetikern ist die diabetische Netzhautschädigung (diabetische Retinopathie). Durch die steigende Lebenserwartung sorgen sich vor allem ältere Diabetiker um die Einschränkung des Sehvermögens, die bis zur Erblindung führen kann. Experimentelle Studien haben einen schützenden Effekt von Omega-3-FS vor Netzhautschädigung gezeigt. Ein wichtiger Grund: die Zellen der Netzhaut sind reich an Omega-3-FS.

Eine prospektive Studie mit Typ-2-Diabetikern lässt einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme an Omega-3-FS und der Einschränkung des Sehvermögens annehmen. Beobachtet wurden über 3482 Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 67 Jahren über sechs Jahre. Personen, die den Zufuhrempfehlungen von >500mg/d Omega-3-FS nachgekommen waren, hatten ein 48 % geringeres Risiko für das Auftreten von diabetisch bedingten Einschränkungen des Sehvermögens. (5) Sollte dieser Zusammenhang in weiteren Studien bestätigt werden, könnte der Beginn der Folgeerkrankung gezielt verzögert, beziehungsweise ihr Verlauf abgeschwächt werden.

Diese vielversprechenden Forschungsergebnisse machen sowohl in der Prävention als auch im Verlauf der Krankheit Hoffnung.

[1] International Diabetes Federation, IDF Diabetes Atlas, Seventh Edition. 2015

[2] RKI – Robert-Koch-Institut, Diabetes mellitus, URL: www.rki.de abgerufen am 24.10.2017

[3] Kim, Young-Seok; Xun, Pengcheng et al.; Intake of fish and long-chain omega-3 polyunsaturated fatty acids and incidence of metabolic syndrome among American young adults: a 25-year follow-up study. Eur J Nutr. 2016 Jun;55(4):1707-16.

[4] Lin N, Shi JJ, et al.: What is the impact of n-3 PUFAs on inflammation markers in Type 2 diabetic mellitus populations?: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Lipids Health Dis. 2016 Aug 20;15:133. doi: 10.1186/s12944-016-0303-7.

[5] Sala-Vila A,Díaz-López A, et al.: Dietary Marine ω-3 Fatty Acids and Incident Sight-Threatening Retinopathy in Middle-Aged and Older Individuals With Type 2 Diabetes: Prospective Investigation From the PREDIMED Trial. JAMA Ophthalmol. 2016 Oct 1;134(10):1142-1149. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2016.2906.

Quelle: GIVE e. V.