Biozyklisch-veganer Landbau jetzt als globaler Standard anerkannt

Gemüse ganz ohne Gülle.

Die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) hat den biozyklisch-veganen Anbau zu einem weltweit gültigen Bio-Standard erhoben. Damit existiert nun ein der EU-Bio-Zertifizierung gleichwertiger Standard für den veganen Landbau. Seit Ende 2017 können sich landwirtschaftliche Betriebe mit dem Gütesiegel »aus biozyklisch-veganem Anbau« zertifizieren lassen. So werben sie für diese Art des Pflanzenbaus und können neue Märkte erschließen.

Die biozyklisch-veganen Richtlinien beschreiben die Prinzipien einer zukunftsfähigen, kreislauforientierten und vegan ausgerichteten Form des ökologischen Landbaus. Ihre Umsetzung steigert die Bodengesundheit und Produktivität mit Hilfe rein pflanzlicher Präparate: Mit dem Einsatz von reifem Kompost und Mulch sowie Gründüngung leistet diese Art des Wirtschaftens einen aktiven Beitrag zum Humusaufbau.

Biozyklisch-vegan bewirtschaftete Betriebe bringen keine Exkremente von Tieren auf ihren Flächen aus. Somit besteht kein Risiko, dass antibiotikaresistente Keime aus der Tierhaltung auf den Feldern landen, auf denen Salat und Gemüse wachsen. Auf herkömmlich erzeugten Lebensmitteln finden Wissenschaftler hingegen immer wieder multiresistente Erreger.

An der Erarbeitung der biozyklisch-veganen Richtlinien war u. a. der Verein Biozyklisch-Veganer Anbau beteiligt. In diesem engagiert sich die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt als Mitglied von Anfang an. »Die Auszeichnung des biozyklisch-veganen Anbaus als globaler Standard ist ein landwirtschaftlicher Meilenstein mit hohem Wert für den Tierschutz«, sagt Konstantinos Tsilimekis, Leiter des Wissenschaftsressorts der Albert Schweitzer Stiftung. »Er ermöglicht, schon beim Anbau von Lebensmitteln konsequent keine Tiere zu nutzen; darüber hinaus ist er ausgesprochen umweltfreundlich.«

Der biozyklisch-vegane Anbau kommt völlig ohne den Einsatz von »Nutztieren« zu kommerziellen Zwecken aus. Er benötigt zudem weder Dung oder sonstige Betriebsmittel von Tieren wie Hornspäne oder Blutmehle. Das eröffnet die Möglichkeit, auf rein pflanzlicher Grundlage besonders umwelt- und ressourcenschonend zu produzieren; vor allem aber unterstützt diese Anbaumethode keinerlei Ausbeutung von Tieren.

Biozyklisch-vegane Anbaubetriebe betreiben Mischkultur, die zusammen mit anderen bodenschonenden Methoden die Artenvielfalt aktiv fördern. Sie unterstützen die Mikroorganismen im Boden und schaffen möglichst natürliche Wachstumsbedingungen. So lassen sich Pflanzenschutzmaßnahmen auf ein Mindestmaß verringern. Anders als häufig behauptet kann die Bodenfruchtbarkeit somit auch ganz ohne Züchtung und Haltung von Schlachttieren erhalten bzw. aufgebaut werden.

Ein weiterer Vorteil: Die Kunden können den Weg der biozyklisch-vegan zertifizierten Waren bis auf das Feld, von dem sie stammen, zurückverfolgen. Das bietet Transparenz und Sicherheit: Aufkleber auf Früchten oder Verpackungen enthalten hierfür eine Rückverfolgbarkeitsnummer. Einige Produkte ermöglichen bereits, damit online Auskunft zum Erzeuger, Feld sowie Ernte- und Verpackungszeitpunkt zu erhalten; daneben erfährt der Kunde Wissenswertes zur Anbauregion und zur Sorte.

In Griechenland wirtschaften bereits 80 kleinbäuerliche Betriebe nach den biozyklisch-veganen Richtlinien und exportieren ihre Produkte nach ganz Europa. Da landwirtschaftliche Betriebe in Griechenland Pflanzenbau und Tierhaltung traditionell getrennt betreiben, sind die dortigen Ackerbaubetriebe bereits seit Generationen darauf ausgelegt, auch ohne tierlichen Dung arbeiten zu können. Ihre Erfahrung können andere Landwirte nutzen, die auf die biozyklisch-vegane Erzeugung umstellen möchten. Der Verein Biozyklisch-Veganer Anbau hat sich zum Ziel gesetzt, in Deutschland Betriebe für diese tier- und umweltfreundliche Art des Landbaus gewinnen.

Die Zeichenvergabe des Gütesiegels »aus biozyklisch-veganem Anbau« erfolgt durch die Biocyclic Network Services mit Sitz in Zypern. Sie arbeitet mit internationalen Partnern in verschiedenen Ländern zusammen. Für die Betriebe besteht dabei die Möglichkeit, die Kontrolle der biozyklisch-veganen Erzeugung mit einer EU-Bio-Kontrolle oder einer anderen Verbandskontrolle zu verbinden. Denn Erzeuger mit der Zertifizierung erfüllen auch die EU-weit gültigen Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau.

Von der Anerkennung der biozyklisch-veganen Richtlinien als Bio-Standard durch die IFOAM profitieren Verbraucher, Tiere und Landwirte. Die von der IFOAM anerkannten Bio-Standards sind miteinander vergleichbar, was den internationalen Handel mit Bioprodukten erleichtert. Die IFOAM verfolgt damit das Ziel, weltweit ökologisch, sozial und ökonomisch vernünftige Systeme auf den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft einzuführen.

Albert Schweitzers Ethik der »Ehrfurcht vor dem Leben« schloss Tiere mit ein. Er engagierte sich daher stets für den Tierschutz und lebte in seinen späteren Jahren vegetarisch. In seinem Gedenken setzt sich die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt seit dem Jahr 2000 gegen die Massentierhaltung und für die Verbreitung der veganen Lebensweise ein. Mehr erfahren Sie auf albert-schweitzer-stiftung.de sowie über @SchweitzerTiere auf Twitter.

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Quelle: Albert Schweitzer Stiftung