Küchenhygiene im Scheinwerferlicht

Beeinflussen TV-Kochsendungen unser Hygieneverhalten? BfR präsentiert Forschungsprojekt zum Thema TV-Küchenhygiene auf der Internationalen Grünen Woche.

Fernsehshows rund um das Thema Kochen sind beliebt. Sie vermitteln nicht nur Wissen und leckere Rezepte, sondern bieten zusätzlich einen hohen Unterhaltungswert. Ein Forschungsprojekt des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt jedoch, dass die Küchenhygiene im Fernsehen oft nur eine Nebenrolle spielt. Ziele, Ablauf und Ergebnisse des Projekts stellt das BfR  auf dem BfR-Forum Küchenhygiene anlässlich der Internationalen Grünen Woche im CityCube Berlin vor.

„Die Ergebnisse zeigen, dass wichtige Hygienemaßnahmen in Kochsendungen häufig zu kurz kommen: Im Schnitt wird alle 50 Sekunden ein Hygienefehler beobachtet“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Die gute Nachricht: Mit richtig demonstrierter Küchenhygiene können TV-Kochsendungen auch eine Vorbildfunktion übernehmen – indem sie Maßnahmen der Küchenhygiene fördern und so Lebensmittelinfektionen vorbeugen. „Wer sich beim Kochen immer wieder gründlich die Hände wäscht, beispielsweise nach dem Anfassen von Eiern, rohem Gemüse oder Fleisch, sowie Schneidebretter nach jedem Arbeitsschritt reinigt, kann sich und andere Personen vor lebensmittelbedingten Erkrankungen schützen“, erklärt Hensel.

Belastete Lebensmittel, verdreckte Küchenschwämme oder Keime an den Händen können die Freude am Essen verderben. Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 100.000 Erkrankungen gemeldet, die wahrscheinlich auf lebensmittelbedingte Infektionen mit Mikroorganismen wie Bakterien, Viren oder Parasiten zurückzuführen sind. Eigentlich selbstverständlich: Beim täglichen Arbeiten in der Küche sollte auf Sauberkeit und Hygiene geachtet werden. Umfragen zeigen jedoch, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die gesundheitlichen Risiken von mangelnder Küchenhygiene häufig unterschätzen. Vor diesem Hintergrund hat das BfR sich in einem aktuellen Forschungsprojekt mit dem Einfluss von TV-Kochsendungen auf die heimische Küchenhygiene beschäftigt.

Im ersten Teil der Studie wurden 100 Folgen von Kochsendungen angeschaut und hinsichtlich der im Fernsehen sichtbaren Hygienepraxis analysiert. Die Auswahl war nicht repräsentativ und bildete damit nicht alle Kochsendungen im deutschen Fernsehen ab, sondern richtete sich auf zuschauerstarke Sendungen unterschiedlicher Formate. Im Schnitt wurde dabei alle 50 Sekunden ein Hygienefehler beobachtet. Zu den häufigsten Hygienemängeln gehörten beispielsweise, dass die schmutzigen Hände am Geschirrtuch abgewischt werden oder das Schneidebrett ohne Zwischenreinigung weiterverwendet wird. So können sich Krankheitserreger verbreiten und Keime von einem auf ein anderes Lebensmittel übertragen werden. Bei Lebensmitteln, die vor dem Verzehr nicht mehr erhitzt werden, ist eine gründliche Zwischenreinigung aus gesundheitlicher Sicht zu empfehlen.

Welchen Einfluss hat das im Fernsehen gezeigte Küchenhygieneverhalten auf Hobbyköche, die das Gericht selbst zubereiten? Um diese Frage zu beantworten, bereiteten Probandinnen und Probanden im zweiten Teil des Projekts in einer Versuchsküche einen Geflügelsalat mit selbst gemachter Mayonnaise gemäß einem Kochvideo zu. Das Kochvideo zeigte entweder einen Koch, der alle empfehlenswerten Hygienemaßnahmen sichtbar präsentierte, oder einen Koch, dessen Küchenhygiene Mängel hatte. Das Ergebnis: Personen, die das Kochvideo mit der vorbildlichen Küchenhygiene gesehen hatten, ergriffen beim Nachkochen häufiger die empfohlenen Hygienemaßnahmen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die in Kochsendungen präsentierte Küchenhygiene Einfluss auf das Hygieneverhalten von Zuschauerinnen und Zuschauern haben kann. TV-Kochsendungen können also eine Vorbildfunktion übernehmen, indem sie das Bewusstsein für Küchenhygiene schärfen, statt es zu vernachlässigen.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)