Ernährungsmuster und Veränderungen des Körpergewichtes

In einer australischen Langzeitstudie wurden Zusammenhänge zwischen der Ernährungsweise und dem Körpergewicht untersucht. Innerhalb von 15 Jahren stieg das Körpergewicht bei Männern und Frauen deutlich an. Bei Männern konnten Zusammenhänge zwischen Ernährungsweisen, die Fleisch und Fett bevorzugten, und einem stärker steigenden Körpergewicht beobachtet werden. Bei einem Ernährungsmuster, das viel Gemüse und Obst enthielt, nahm das Körpergewicht der Probanden hingegen weniger stark zu.

In Australien ist die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas von 56 % im Jahr 1995 auf 63 % im Jahr 2007/2008 angestiegen. Die Ursachen für ein hohes Körpergewicht sind multifaktoriell, jedoch hat die Ernährung darauf einen entscheidenden Einfluss.

Um Zusammenhänge zwischen dem komplexen Ernährungsverhalten und dem Körpergewicht aufzudecken werden häufig Ernährungsmuster analysiert. Dies ist für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen geeigneter, als den Fokus auf einzelne Lebensmittel zu legen. Durch Reduktionstechniken ist es möglich, empirisch aus einer Vielzahl von verzehrten Lebensmitteln Muster zu ermitteln, die die Ernährungsweise der Probanden sehr gut beschreiben. Langzeitstudien zum Einfluss der Ernährungsweise auf das Körpergewicht wurden bislang jedoch nur wenige durchgeführt, und für die australische Bevölkerung liegen gar keine vor.

Die Nambour Skin Cancer Study, bei der zu Beginn eine Population von 25- bis 75-Jährigen untersucht wurde, lieferte die Datengrundlage für die Analyse. 1621 Ortsansässige (88 % der ursprünglich nach dem Zufallsprinzip eingeladen Personen) nahmen an den beiden Untersuchungen 1992 und 2007 teil. Die Ernährungsweise im Jahr 1992 wurde mit der Veränderung des Körpergewichts nach 15 Jahren (2007) auf Zusammenhänge hin untersucht.

Das Körpergewicht der Probanden wurde in der Klinik mit Hilfe von kalibrierten Waagen bestimmt. Mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Bildungsgrad, Beruf, Raucherstatus, körperlicher Aktivität u. a. wurden durch Fragebögen ermittelt. Auch das Ernährungsverhalten wurde durch einen internationalen semiquantitativen Fragebogen bestimmt, der an australische Gewohnheiten angepasst war. Darin machten die Probanden Angaben, wie oft sie im vergangenen halben Jahr 129 Nahrungsmittel zu sich genommen hatten.

Zum Verzehr von Zucker, Fett sowie Saisongemüse und -obst wurden zusätzliche Fragen gestellt. Nahrungsmittel mit ähnlicher Nährstoffzusammensetzung wurden in 38 Gruppen zusammengefasst. Mit Hilfe der Hauptkomponentenanalyse und multivariaten Regressionsmodellen wurden Ernährungsmuster identifiziert.

Von 1447 Probanden waren Angaben zum Nahrungsmittelverzehr verfügbar. Probanden, deren Kalorienzufuhr durch die angegebene Nahrungsaufnahme außerhalb des empfohlenen Bereichs lag (Frauen 2100-14700 kJ/d und Männer 3360-16800 kJ/d), wurden von der Analyse ausgeschlossen. Bei weiteren 174 Probanden fehlten Daten zum Körpergewicht, so dass 1186 (504 Männer und 682 Frauen) in der Studie verblieben, bei 566 Personen war das Körpergewicht aus den Jahren 1922 und 2007 bekannt.

Die Ernährungsweisen „viel Fleisch und Fett“ sowie „viel Obst und Gemüse“ beeinflussen das Körpergewicht

Zwei Ernährungsmuster wurden identifiziert: „Fleisch und Fett“ sowie „Obst und Gemüse“. Männer aus dem Tertil mit dem stärksten Verzehr von Nahrungsmitteln der „Fleisch und Fett“-Gruppe nahmen stärker an Körpergewicht zu als Männer aus dem niedrigsten Tertil.

Bei Frauen war dieser Effekt ebenfalls erkennbar, verlor sich im Gegensatz zu den Männern aber nach Einbeziehung möglicher Einflussfaktoren wie Alter, Bildungsgrad, Beruf, Raucherstatus, körperlicher Aktivität u.a.

Bei Männern hatte der Verzehr von sichtbarem Fett an Fleisch sowie frittierten Speisen einen großen Anteil am „Fleisch und Fett“-Ernährungsmuster. Die Gewichtszunahme innerhalb von 15 Jahren bei Männern aus dem Tertil mit dem höchsten Fleisch und Fett-Konsum nahmen mehr als doppelt so viel an Körpergewicht zu wie Männer mit dem niedrigsten Konsum (95 % CI: 4,8; -0,1 bis 9,7 kg versus 2,3; -2,6 bis 7,1 kg; p-Trend = 0,02).

Im Gegensatz dazu nahmen Männer aus dem Tertil mit dem höchsten Verzehr an Obst und Gemüse nur ca. halb so viel zu wie Männer mit geringem Konsum (95 % CI: 2,9; -2,0 bis 7,8 kg versus 5,4; -1,5 bis 10,4 kg; p-Trend = 0,02).

Diese Zusammenhänge zwischen den Veränderungen des Körpergewichtes und dem Ernährungsmuster waren unabhängig von der Energieaufnahme zu beobachten. Vielmehr hatten die Probanden aus dem Tertil mit dem höchsten Verzehr an Obst und Gemüse die geringste Gewichtszunahme bei gleichzeitig höchster Energieaufnahme.

Fazit

Den Ergebnissen dieser Studie nach könnte ein hoher Verzehr von fettem Fleisch und frittierten Produkten zu der Entstehung von Adipositas bei Männern beitragen.

Quellen:
Arabshahi S (1,2), Ibiebele TI (3), Hughes MCB (3), Lahmann PH (3,4), Williams GM (4), van der Pols JC (3,4); simin.arabshahi@gmail.com

1) Cancer and Population Studies, QIMR Berghofer Medical Research Institute, Locked Bag 2000, Royal Brisbane Hospital, Brisbane, QLD, 4029, Australia;

2) The University of Queensland, School of Public Health, Herston, QLD, 4006, Australia;

3) Cancer and Population Studies, QIMR Berghofer Medical Research Institute, Locked Bag 2000, Royal Brisbane Hospital, Brisbane, QLD, 4029, Australia;

4) The University of Queensland, School of Public Health, Herston, QLD, 4006, Australia.

Eur J Nutr. 2017 Jun;56(4):1455-1465. doi: 10.1007/s00394-016-1191-3

Quelle: Wissenschaftlicher Informationsdienst (WID)