Erste umfassende Analyse: Imkerei und Landwirtschaft könnten mehr voneinander profitieren

Quelle: www.oekolandbau.de, BLE, Foto: Dominic Menzler

Weit über die Honigproduktion hinaus kommt die Bienenhaltung der Natur und der Landwirtschaft zugute. Die tatsächliche ökonomische Bedeutung sowie die regionale Struktur und Verbreitung der Honigbienenhaltung in Deutschland haben Agrarökonomen der Universität Hohenheim nun in einem BÖLN-Forschungsvorhaben analysiert.

Danach bringen Bienen bereits jetzt einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen. Der einzelne Imker könnte aber mit gezielten Bestäubungsdiensten ein höheres Einkommen erzielen.

Der Studie zufolge beträgt die volkswirtschaftliche Leistung der Imkerei in Deutschland jährlich insgesamt etwa 1,7 Milliarden Euro. Allein mit ihrer Bestäubungsarbeit erwirtschaften die Insekten schätzungsweise rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Zahl ist dreizehnmal so hoch wie die Wertschöpfung der Honig- und Bienenwachsproduktion, die bei rund 120 Millionen Euro liegt.

Ohne Insektenbestäubung wären die im Anbau erzielten Erlöse im Schnitt 41 Prozent geringer, allerdings mit großen Abweichungen. Grund dafür ist: Die verschiedenen Kulturen sind mehr oder weniger stark auf eine Insektenbestäubung angewiesen.

Während es bei Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Pflaumen durchschnittlich 65 Prozent mehr Ertrag gibt, wenn ihre Blüten von Insekten bestäubt werden, sind es bei Raps, Sonnenblumen, Soja oder Ackerbohnen 25 Prozent und bei Gemüse im Schnitt 42 Prozent. Je nach Gemüsesorte variiert dieser Wert zwischen fünf Prozent bei Bohnen, Paprika und Tomaten und 95 Prozent bei Kürbis und Zucchini.

Bei mehr Austausch gewinnen alle

Um im Erwerbsobstbau und -gemüseanbau eine optimale Bestäubung zu erreichen, ist es aus Sicht der Forscher erforderlich, gezielte Bestäubungsdienstleistungen mit fairen Prämien zu entlohnen. Darüber hinaus sollten Imker und Landwirte sich entweder privat oder über kommunale Zusammenschlüsse intensiver austauschen. Nur so kann zukünftig eine Balance zwischen Bienenschutz und Pflanzenschutz gelingen.

Imker und Bienenvölker im städtischen Raum konzentriert

Am Beispiel Baden-Württembergs zeigt sich, dass tendenziell deutlich mehr Männer als Frauen imkern, wobei der Frauenanteil wächst. Viele von ihnen haben sich erst in den vergangenen Jahren, meist im mittleren Alter, einem Imkerverein angeschlossen.

Auffällig ist, dass sich Imker und Bienenvölker in der Nähe von Städten konzentrieren. Allerdings halten die städtischen Imker tendenziell weniger Bienenvölker als ihre Kollegen im ländlichen Raum. Dennoch fehlen in Baden-Württemberg vielerorts Bienenvölker, um intensiv bewirtschaftete Obstplantagen und Gemüseanbauflächen optimal zu bestäuben.

Hintergrund

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat das Projekt im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreute die Forschungsarbeiten als Projektträger.

Der offizielle Titel des Projektes lautet: „Eine ökonomische Analyse des Imkerei-Sektors in Deutschland“. Weitere Informationen gibt es unter http://orgprints.org/32437/.