Hartz IV und Ernährung: täglich 2,77 Euro für ein Kind?

Hartz IV und Ernährung
Fotolia #165854960 © JenkoAtaman – Lizenznehmer: food-monitor

Fehlernährung gegensteuern mit Wissen, Kochen und mehr Geld.

Mit 2,77 Euro pro Tag sollen Hartz IV-Empfänger ihre Kinder bis zum sechsten Lebensjahr gesund und vollwertig ernähren. Für 6- bis 14-jährige sind es 3,93 Euro. Die Sätze nach Arbeitslosengeld II sind 2,62 Euro, beziehungsweise 3,22 Euro pro Tag. „Betroffen sind vor allem Kinder alleinerziehender Mütter mit Hartz IV-Bezug, also derzeit 2,1 Millionen Kinder unter 15 Jahren“, so Professor Jan Frank, Präsident der Fachgesellschaft Society of Nutrition and Food Science (SNFS) mit Sitz an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

„Das ist schlicht nicht möglich“, mahnen Ernährungswissenschaftler der SNFS. Sie warnen davor, nur die Kalorien im Blick zu haben. Entscheidend sei vielmehr die ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen. „Rund vier Euro am Tag sind nötig um eine gesunde Ernährung für Kinder unter sechs Jahren zu gewährleisten“, betont Frank.

Kinder brauchen für Wachstum und Entwicklung eine abwechslungsreiche Ernährung. Sie müsse genügend Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch und Eier enthalten, ergänzt durch Sättigungsbeilagen wie Kartoffeln, Reis und Nudeln. Nur damit könne man sicherstellen, dass die Kinder genügend Energie und Eiweiß, besonders aber Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu sich nehmen.

Armut und Mangelernährung sind auf fatale Weise miteinander verbunden. Eine Mikronährstoff-Mangelernährung entzieht sich der Diagnose; deshalb auch als verborgener Hunger bezeichnet. Das Problem: Er wird nicht wahrgenommen, obwohl er, je nach Ausmaß, schwerwiegende Konsequenzen für die Entwicklung und das spätere Leben der betroffenen Kinder haben kann. Denn Fehlernährung im Kindesalter kann zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen führen.

„Wenn gespart werden muss, werden vor allem solche Lebensmittel gekauft, die preisgünstig sind, aber auch satt machen“, so Professor Hans Konrad Biesalski, Ernährungsmediziner an der Uni Hohenheim und weiter: „Es gibt zahlreiche Untersuchungen dazu, dass die Qualität eines Lebensmittels, also die Menge an enthaltenen Mikronährstoffen, mit sinkendem Preis abnimmt, während der Energiegehalt zunimmt“. So kann es zu Übergewicht bei unzureichender Versorgung mit Mikronährstoffen kommen.

Inwieweit ein Kind mit wenig Geld gesund ernährt werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtige Voraussetzungen sind vor allem Wissen um Ernährung und Vorratshaltung sowie Kenntnisse und Fertigkeiten in der Zubereitung von Mahlzeiten.

Weitere Informationen

Quelle: Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de