Höhere Energie- und Proteinaufnahme könnten Übergewicht bei Vorschulkindern begünstigen

Eine höhere Energie- und Proteinzufuhr in der frühen Kindheit bringt möglicherweise ein größeres Risiko für Übergewicht bei Fünfjährigen mit sich. Besonders die Energiezufuhr im ersten Lebensjahr stand dieser Untersuchung zufolge im Zusammenhang mit dem Körpergewicht: eine Erhöhung um 100 kcal täglich erhöhte das Risiko für Übergewicht mit 5,5 Jahren um 47%.

Der Anteil übergewichtiger Kinder hat in den letzten Dekaden weltweit stark zugenommen. Da kindliches Übergewicht langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, ist die Prävention von großer Bedeutung. Bei Kindern im Vorschulalter bestimmen die Eltern körperliche Aktivitäten und die Ernährung ihrer Kinder weitgehend. Für effektive Vorbeugungsmaßnahmen müssen Ursachen und modifizierbare Faktoren des kindlichen Übergewichts bekannt sein.

Inwieweit die Energieaufnahme und die Nährstoffzusammensetzung von Kleinkindern den späteren Körpermassenindex (BMI) determinieren, ist noch nicht ausreichend untersucht. Einige Studien deuten an, dass eine hohe Proteinaufnahme im Säuglings- und Kleinkindalter mit einem höheren BMI im Vorschulalter assoziiert ist. Um die Datenlage zu verbessern, wurde die Aufnahme von Energie und Makronährstoffen von der Geburt an protokolliert und Zusammenhänge mit dem BMI im Alter von 5,5 Jahren untersucht.

Für die Analyse wurden Daten von 5563 Kindern aus der prospektiven TEDDY-Studie (The Environmental Determinants of Diabetes in the Young) genutzt.

Die Kinder waren 3 Monate bis 5,5 Jahre alt. Von ihnen wurden bis zum Alter von zwölf Monaten alle drei Monate 3-Tages-Ernährungsprotokolle erhoben, vorzugsweise von zwei Werktagen und einem Wochenendtag. Danach wurden die Ernährungsprotokolle zweimal jährlich erstellt. Körpergewicht und -größe wurden bis zum Alter von zwei Jahren alle drei Monate und anschließend halbjährlich gemessen.

Daraus wurde der BMI-SDS (BMI standard deviation score) berechnet. Dieser verdeutlicht, wie stark der individuelle BMI vom durchschnittlichen alters- und geschlechtsabhängigen BMI abweicht. Dem BMI-SDS entsprechend wurden die Kinder als unter- normal- oder übergewichtig beurteilt, wie international anerkannte Kriterien der WHO es vorgeben. Darüber hinaus wurden Kovariablen wie das Alter der Mutter, Gewichtszunahme und BMI in der Schwangerschaft, Gestationsdiabetes, Geburtsgewicht und die Dauer des Stillens sowie der Bildungsgrad und Konsum von Zigaretten oder Alkohol der Mutter erfasst.

Übergewicht und Adipositas entwickeln sich frühzeitig

Mit 5,5 Jahren hatten die Kinder einen durchschnittlichen BMI-SDS von 0,28. 22,5% (n = 1253) der Kinder waren übergewichtig und 6,1% (n = 337) waren adipös. Von den übergewichtigen und adipösen Kindern hatten 44% bereits mit zwei Jahren und 63% mit vier Jahren Übergewicht bzw. 16% waren mit zwei Jahren und 38% mit vier Jahren schon adipös.

Erhöhtes Risiko für Übergewicht durch mehr Energie und Protein

Die Aufnahme von Energie stieg mit dem Alter kontinuierlich an, wobei bezogen auf den Gesamtenergiegehalt die relative Aufnahme von Energie aus Protein und Kohlenhydraten bis zum Alter von 18 Monaten zunahm, während die prozentuale Aufnahme von Energie aus Fett sank.

Bei den Fünfjährigen mit einem zu hohen Körpergewicht war die Proteinaufnahme ab einem Alter von 3,5 Jahren vergleichsweise höher als bei ihren normalgewichtigen Altersgenossen. Eine um 1% höhere Proteinzufuhr im Alter von 4,5 Jahren vergrößerte das Risiko für Übergewicht um 6%. Die Aufnahme von Energie aus Fett und Kohlenhydraten unterschied sich dagegen nicht.

Übergewicht und Adipositas im Alter von 5,5 Jahren waren positiv mit der Energieaufnahme im gesamten Beobachtungszeitraum assoziiert. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt im ersten Lebensjahr: Eine um 100 kcal höhere Energiezufuhr erhöhte das Risiko für Übergewicht um 47%.

Fazit

Eine Erhöhung der Proteinaufnahme ist positiv mit dem Risiko für Übergewicht binnen ein bis zwei Jahren assoziiert. Hinweise auf deterministische Wirkungen einer größeren Proteinaufnahme in der frühen Kindheit in Bezug auf Übergewicht oder Adipositas im Alter von 5,5 Jahren fehlen jedoch. Im Gegensatz dazu zeigte eine höhere Energieaufnahme in jedem Kindesalter Zusammenhänge mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht mit 5,5 Jahren.

Quellen:
Beyerlein A1,2, Uusitalo UM3, Virtanen SM4,5,6,7, Vehik K3, Yang J3, Winkler C1,2, Kersting M8, Koletzko S9, Schatz D10, Aronsson CA11, Elding Larsson H11, Krischer JP3, Ziegler AG1,2, Norris JM12, Hummel S1,2, TEDDY Study Group; andreas.beyerlein@helmholtz-muenchen.de

  1. Institute of Diabetes Research, Helmholtz Zentrum München, Munich, Germany.
  2. Forschergruppe Diabetes, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Forschergruppe Diabetes e.V., Neuherberg, Germany.
  3. Health Informatics Institute, Morsani College of Medicine, University of South Florida, Tampa, Florida, USA.
  4. Unit of Nutrition, National Institute for Health and Welfare, Helsinki, Finland.
  5. School of Health Sciences, University of Tampere, Tampere, Finland.
  6. Center for Child Health Research, University of Tampere and Tampere University Hospital, Tampere, Finland.
  7. The Science Center of Pirkanmaa Hospital District, Tampere, Finland.
  8. Research Institute of Child Nutrition, Pediatric University Clinic, Ruhr University at Bochum, Bochum, Germany.
  9. Dr. v. Hauner Children’s Hospital, University Munich Medical Center, Munich, Germany.
  10. Departments of Pediatrics and Pathology and Laboratory Medicine, University of Florida, Gainesville, Florida, USA.
  11. Department of Clinical Sciences, Lund University, Skåne University Hospital SUS, Malmö, Sweden.
  12. Colorado School of Public Health, University of Colorado, Aurora, Colorado, USA.

Obesity (Silver Spring). 2017 Aug;25(8):1435-1441. doi: 10.1002/oby.21897.

Quelle: IME