Verändern ausgelassene Mahlzeiten den Stoffwechsel?

Der Verzicht auf Frühstück oder Abendessen kann den Energieverbrauch steigern. Im Vergleich zur Einnahme von drei Mahlzeiten kam es trotz isokalorischer Ernährung bei Auslassen des Frühstücks zu einem höheren Energieverbrauch von 41 kcal/d, ohne Abendessen waren es 91 kcal/d. Besonders bei einem fehlenden Frühstück war die Fettverbrennung erhöht, und nach dem Mittagessen war ein veränderter Zuckerstoffwechsel mit erhöhten Blutglukosekonzentrationen und Insulinausschüttungen zu beobachten.

Viele Menschen lassen aus unterschiedlichen Gründen Mahlzeiten aus. Obwohl wissenschaftliche Belege dafür fehlen, wird für viele populäre Diäten zur Gewichtsreduzierung ein Verzicht auf Frühstück oder Abendessen propagiert.

Besonders das Auslassen des Frühstücks steht im Verdacht, den Glukosestoffwechsel zu stören und durch eine gestörte Insulinantwort die Entstehung eines Diabetes Typ 2 zu begünstigen. Im Rahmen dieser Studie wurden die Effekte untersucht, die ein Auslassen von Frühstück oder Abendessen auf den Energieumsatz, den Metabolismus, Stress sowie inflammatorische, Insulin- und Glukoseprofile hat.

Neun Frauen und acht Männer nahmen an der randomisierten Cross-over-Studie teil. Drei Tage vor Beginn der Intervention wurden drei Mahlzeiten pro Tag eingenommen. An den drei Tagen mit Intervention konsumierten die Probanden eine isokalorische Diät (55% Kohlenhydrate, 30% Fett, 15% Protein) mit drei Zeitplänen:

  • Drei Mahlzeiten (7, 13 und 19 Uhr; Referenz/Kontrolltag)
  • Zwei Mahlzeiten, Auslassen des Frühstücks
  • Zwei Mahlzeiten, Auslassen des Abendessens

Während der Interventionen wurden zwischen 7 und 21 Uhr mehrere Blutproben entnommen, die erste in nüchternem Zustand, nach dem Mittagessen über zwei Stunden hinweg alle 30 min. Die Blutglukosemessung erfolgte kontinuierlich.

Die Interventionstage wurden weitgehend sedentär in einer metabolischen Kammer verbracht, wobei die körperliche Aktivität der Teilnehmer durch einen Bewegungssensor erfasst wurde.

Veränderte Energiebalance durch längeres Fasten

Aufgrund des Studiendesigns war die Kalorienzufuhr trotz unterschiedlicher Anzahl der Mahlzeiten an den Interventionstagen konstant. Auch hinsichtlich der körperlichen Aktivität bestanden keine Unterscheide. Dennoch war der Energieverbrauch an den Tagen mit nur zwei Mahlzeiten höher als an dem Kontrolltag mit drei Mahlzeiten. Die Energiebalance an dem Kontrolltag war positiv (130 ± 158 kcal/d) und unterschied sich signifikant von den Tagen, an denen eine Mahlzeit ausgelassen wurde (ohne Frühstück 53 ± 143 kcal/d, ohne Abendessen 5 ± 130 kcal/d).

Im Vergleich zur Referenz war die Fettsäureoxidation an den Tagen ohne Frühstück höher (p < 0,001) und die Kohlenhydratoxidation niedriger (p < 0,05). Ohne Frühstück wurde auch nach dem Mittagessen noch weiter Fett verbrannt, obwohl erhöhte Insulinkonzentrationen vorlagen. Die Autoren vermuten eine metabolische Unflexibilität nach einer längeren Fastendauer: Das Umschalten von Fett auf Kohlenhydrate bzw. vom Fasten auf Nahrungszufuhr erscheint gestört. An den Tagen ohne Abendessen waren die Fett- und Kohlenhydratbilanz im Vergleich zur Referenz unverändert. Die Proteinoxidation war an allen Interventionstagen gleichbleibend.

Keine Anzeichen von Stress durch die Mahlzeit

Sowohl das Weglassen des Frühstücks als auch des Abendessens führten zu einer verlängerten Nüchternphase, was eine Stressreaktion auslösen könnte. Die Ausschüttungen von Adrenalin und Norepinephrin waren jedoch unverändert im Vergleich zum Tag mit der Einnahme von drei Mahlzeiten.

Leichte Entzündungszeichen ohne Frühstück

Die Ausschüttung von IL‑6 war vier Stunden nach dem Mittagessen höher an Tagen ohne Frühstück als an Tagen ohne Abendessen (p = 0,004). Dies könnte auf eine erhöhte inflammatorische Reaktionsbereitschaft hindeuten, die durch die längere Hungerperiode ausgelöst wird.

Höhere Insulin- und Glucosekonzentrationen durch fehlende Mahlzeiten
Im Vergleich zum Tag ohne Abendessen waren beim Auslassen des Frühstücks mittags die Blutglukose- (p < 0,001) und Insulinkonzentrationen (p < 0,01) postprandial höher.

Der Glukosemetabolismus unterliegt normalerweise einem zirkadianen Rhythmus und hängt vom Zeitpunkt und der Zusammensetzung der aufgenommenen Nahrung ab. Der Körper orientiert seinen Tagesrhythmus wiederum an den Mahlzeiten. Die Autoren vermuten, dass ein gestörter Tagesrhythmus und unregelmäßige Mahlzeiten den Glukosemetabolismus verändern. Sie nehmen im Umkehrschluss an, dass regelmäßige Mahlzeiten dazu beitragen, Stoffwechselerkrankungen zu vermeiden.

Fazit

Im Vergleich zu drei täglichen Mahlzeiten kam es unter Auslassen von Frühstück oder Abendessen zu einem erhöhten Energieverbrauch. Ohne Frühstück wurden mittags postprandial höhere Glukose- und Insulinkonzentrationen bei gleichzeitig erhöhter Fettsäureoxidation beobachtet. Dies deutet eine veränderte Glukosehomöostase durch die verlängerte Fastenperiode an. Langfristig könnte dies metabolische Störungen zur Folge haben.

Quellen:
Nas A1, Mirza N2, Hägele F1, Kahlhöfer J1, Keller J1, Rising R3, Kufer TA2, Bosy-Westphal A1; anja.bosy-westphal@uni-hohenheim.de

  1. Departments of Applied Nutrition and Dietetics and 2Immunology, Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany; 3D&S Consulting Services, Inc., New York, NY.

Am J Clin Nutr. 2017 Jun;105(6):1351-1361. doi: 10.3945/ajcn.116.151332.

Quelle: IME