Wenn Liebende voller Zweifel sind, ob ihre Liebe erwidert wird, pflücken sie schon einmal aus völliger Ratlosigkeit die Blätter einer Blüte: … sie/er liebt mich … liebt mich nicht … usw. usf.
Wer sich mit der Frage auseinandersetzt, was Vitaminmangel ist, wann man einen Mangel an Vitaminen hat und wie ein solcher zu erkennen und zu behandeln ist, sieht sich nach Lektüre entsprechender Informationen und Empfehlungen von durchaus fachlich qualifizierter Seite in ähnlich ratloser Positionen.
„Deutschland ist kein Vitaminmangelland“
Unter Berufung auf repräsentative Studien hat die renommierte Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) im Jahr 2012 in einer Stellungnahme zusammengefasst: „Die überwiegende Zahl der Menschen in Deutschland ist mit Vitaminen ausreichend versorgt.“
Quelle: Bechthold A, Albrecht V, Leschik-Bonnet E, Heseker H. Beurteilung der Vitaminversorgung in Deutschland. Teil 1: Daten zur Vitaminzufuhr. Ernährungs Umschau 59 (2012) 324-336 und Teil 2: Kritische Vitamine und Vitaminzufuhr in besonderen Lebenssituationen. Ernährungs Umschau 59 (2012) S. 396–401
In der bis heute nicht aktualisierten bzw. geänderten Position heißt es: „Vitaminmangel und dadurch bedingte Krankheiten kommen in Deutschland äußerst selten vor. Meldungen, wie Deutschland sei ein Vitaminmangelland spiegeln daher die tatsächliche Situation der Vitaminversorgung nicht wider. Vielmehr verunsichern sie die Verbraucher. “
Anbietern von Nahrungsergänzungsmitteln wird in der Konsequenz unterstellt, aus reinem Marketinginteresse heraus, Falschinformationen über den Versorgungsstand der deutschen Bevölkerung mit Vitaminen und Mineralstoffen zu verbreiten.
Warum 5 am Tag-Kampagne?
Seit vielen Jahren propagiert die 5 am Tag-Kampagne einen höheren Konsum von Obst und Gemüse. Träger der Kampagne ist der 5 am Tag e.V. Zu den Mitgliedern gehören wissenschaftliche Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung oder die Deutsche Krebsgesellschaft, aber auch Krankenkassen, Ministerien, Stiftungen und zahlreiche Partner aus der Wirtschaft.
Die Schirmherrschaft für die 5 am Tag-Kampagne haben das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie das Bundesministerium für Gesundheit übernommen.
Obst und Gemüse wirken sich nach Überzeugung des 5 am Tag e.V. bzw. seiner Mitgliedsorganisationen positiv auf die Widerstandskraft und den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Sie können außerdem vor Zivilisationskrankheiten, wie beispielsweise Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.
Die Empfehlungen der 5 am Tag-Kampagne:
„Wer täglich fünf Portionen zu sich nimmt, versorgt seinen Körper mit Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen, auch bioaktive Substanzen oder Phytochemicals genannt. Ideal sind drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst. Das Maß für eine Portion ist dabei in etwa eine Handvoll. Säfte, Smoothies, Trockenfrüchte und Nüsse (ungesalzen und ungeröstet) gehören ebenfalls zur 5 am Tag-Regel. Optimal ist es, wenn dabei eine breite Palette an verschiedenen Arten abgedeckt wird. Auf wie viele Mahlzeiten Sie diese fünf Portionen verteilen, bleibt Ihnen überlassen.“
1 Portion Gemüse kann nach Angaben der Kampagne sein:
- 1 kleiner Kohlrabi, 1 Paprika oder 3 Tomaten
- 2 Hände voll Salat oder kleingeschnittener Möhren
- 1 kleine Dose Gemüse (ca. 125 g)
- 2 Hände voll TK-Brokkoli, -Spinat oder -Champignons (ca. 125 g)
- 1 Handvoll getrocknete Hülsenfrüchte wie Linsen oder Erbsen
- 1 Handvoll Sauerkraut oder sauer eingelegtes Gemüse
- 1 Glas Tomaten- oder Karottensaft
1 Portion Obst:
- 1 Apfel, 1 Banane, 1 Orange oder 1 Pfirsich
- 2 Hände voll Erdbeeren, Himbeeren oder Trauben
- 4 EL Fruchtkompott ohne Zucker bzw. leicht gezuckert
- 2 Hände voll TK-Beerenmischung
- 5 Trockenpflaumen oder getrocknete Aprikosen
- 1 Glas Fruchtsaft mit 100 % Fruchtgehalt oder 1 Smoothie
- 1/2 Handvoll Nüsse (ca. 25 g)
Fast jedes Kind in Deutschland weiß, dass Obst und Gemüse wegen der Gehalte an Vitaminen, Mineralstoffen und pflanzlichen Nährstoffen sehr gesund sind. Da kommt dann die Frage auf, warum eine 5 am Tag-Kampagne, wenn es mit der Vitaminversorgung der Bevölkerung in Deutschland zum Besten steht – siehe oben Einschätzung der DGE?
Fest steht allerdings, dass es kaum jemand schafft, jeden Tag 5 Portionen Obst und Gemüse gemäß oben stehender Empfehlungen zu sich zu nehmen.
„Deutsche essen zu wenig Vitamine!“
Auch diese Aussage gibt es aus höchst angesehener wissenschaftlicher Quelle. Das Max Rubner-Institut hat 2010 die Nationale Verzehrsstudie II in Nachfolge der 20 Jahre zuvor durchgeführten ersten Studie im Auftrag des früheren Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durchgeführt. Zentrales Ergebnis der Studie:
„Da Vitamine für die Gesundheit unentbehrlich sind, der Körper sie aber nicht bzw. nicht in ausreichendem Maße selbst herstellen kann, müssen wir sie mit der Nahrung aufnehmen, wenn wir nicht krank werden wollen. Die Nationale Verzehrsstudie II, für die 20.000 deutschsprachige Personen detailliert nach ihrer Ernährung befragt wurden, kommt diesbezüglich jedoch zu alarmierenden Ergebnissen. Danach nehmen große Teile der Bevölkerung zu wenig Vitamin B1, B2, B12, C, D, E sowie Folsäure auf.“
Also doch Vitaminmangel?
In dieser Frage gilt: im Zweifel zum Arzt gehen. Denn eine verlässliche Aussage über Nährstoffmangel erlaubt ausschließlich eine Blutuntersuchung. Die wird jedoch nur bei entsprechender indizierter Krankheit von der Kasse übernommen und ist sonst ziemlich teuer.
Alternative Orthomolekularmedizin?
Die Orthomolekularmedizin geht davon aus, dass unsere heutige Ernährung zu einem biochemischen Ungleichgewicht in unserem Körper führt. Diese Unterversorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen, Aminosäuren und essentiellen Fettsäuren kann dazu führen, dass die Vitalität nachlässt und die Entstehung einiger Krankheitsbilder begünstigt wird. Das innere Gleichgewicht ist die Grundlage unserer Gesundheit. Durch die Zufuhr der richtigen Vitalstoffe kann das Gleichgewicht wiederhergestellt werden.
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