Öko-Hersteller veröffentlichen Heft über unsere Ernährungszukunft

„Widerspruch wagen“ ist kein einfacher Titel, den sich die Autoren des neuen Themenheftes der AöL gegeben haben. 19 Autoren schreiben in dem 47 Seiten umfassenden Heft über ihre Vorstellungen und Thesen zur Zukunft unserer Ernährung.

Aber warum sprechen sie von Widerspruch, wenn es um die Rolle des Öko-Lebensmittelherstellers geht? Weil sie täglich mit diesem zu tun haben. Mit dem Widerspruch zwischen Idealen und wirtschaftlicher Realität, zwischen gesellschaftlichen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen. Und wie lösen die Lebensmittelhersteller diesen Konflikt? Sie treffen täglich Entscheidungen, sie übernehmen Verantwortung für eine nachhaltige Welt.

Doch nicht nur der Hersteller an sich, die ganze Branche steht am Scheideweg. Da ist einerseits die Aufgabe, die Errungenschaften im Ökolandbau und in der Herstellung möglichst schnell möglichst vielen Menschen zugängig zu machen. Andererseits müssen die Systeme der Öko-Lebensmittelwirtschaft weiterentwickelt werden. „Wir sollten diese Entwicklungen nicht als Gegensatz begreifen, sondern als zwei notwendige Strebrichtungen für unsere Zukunft“, schreibt der geschäftsführende Vorstand der AöL, Dr. Alexander Beck. „Damit können wir einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten.“

Für „100 Prozent Bio“ plädiert Karin Pretzel vom Werk der Firma Hipp, in dem sie schreibt: „Nur mit der Vision von 100 Prozent Bio bzw. nachhaltiger Landwirtschaft, kann eine zukunftsweisende Grundlage für eine nachhaltige Ernährung geschaffen werden.“ Ludwig Keller-Bauer von naturamus sieht die Rolle des Öko-Lebensmittelherstellers in der Rolle des Alternativgebers, der als Pionier diesen Weg des Ökolandbaus gegangen ist: „Er bietet dem Individuum und der Gesellschaft eine Alternative zum Konventionellen und damit eine Entscheidungsmöglichkeit.“

Essen als Ersatzreligion?

Auch unsere künftige Ernährung betreffend, stellen die Autoren einige Überlegungen an. So schreibt Ulrich Mautner vom Salus Haus, ob der Fokus von Medien und Behörden auf Lebensmittelsicherheit nicht unserem Verständnis von Qualität widerspricht und ob die schlimme Folge nicht ein vollkommen unnatürliches, synthetisches Lebensmittel sein muss. Friedbert Förster von der Hofpfisterei schreibt von zahlreichen Ernährungsproblemen, wie Übergewicht und von Essen als Ersatzreligion. „Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass Verbraucher ihre Macht einsetzen, um mit ihren Kaufentscheidungen die Welt zu verbessern (…). Ihnen fehlt das Ernährungswissen, sie verstehen uns und unsere Ziele nicht mehr.“

Im Heft werden nicht nur theoretische Überlegungen angestellt, sondern auch aus der Praxis der Herstellerbetriebe berichtet. So schreiben bspw. Isabell Hildermann von der Spielberger Mühle und Alexandra Kandzi von Lebensbaum über die Kommunikation hin zum Landwirt und zum Verbraucher, Alexander Bauer von Purvegan und Philipp Thiel von der ÖMA erzählen von einer Entscheidungsfindung im Unternehmen zwischen „Werten und Umsatz“ und Elfriede Hintz berichtet aus der Herrmannsdorfer „HandWerkstatt“ als einem „lebendigen Ort des Machens und Lernens“.

Thesen aus der Branche

Das Heft bietet damit einen Querschnitt von Meinungen aus der Bio-Branche. Vor allem zeigt es auf, welche Gedanken den Öko-Lebensmittelhersteller umtreiben und wie er in der täglichen Praxis versucht, den Widerspruch zwischen seinen Werten und der wirtschaftlichen Realität zu lösen.

Das Themenheft gibt es unter www.aoel.org und kann beim Oekom Verlag kostenfrei bestellt werden.

Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller ist ein Zusammenschluss von über 100 Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft. Ihre europäischen Mitglieder erwirtschaften einen Bio-Umsatz von über 3 Milliarden Euro. Im Zentrum der Arbeit stehen die politische Interessenvertretung sowie die Förderung des Austauschs und der Kooperation der Mitglieder untereinander.

Pressekontakt:
Anne Baumann
Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V.
Untere Badersgasse 8, 97769 Bad Brückenau
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Quelle: AOEL