Revival of Tante Emma: Läden für unverpackte Lebensmittel im Kommen

Plastiktüten hat der Lebensmittelhandel vielfach abgeschafft. Das wäre also geschafft! Trotzdem nervt der oft sinnlose Verpackungsmüll, den man beim Lebensmitteleinkauf verursacht, immer mehr Menschen.

Bis in die 1980er Jahre gab es den Gegenentwurf: Die sagenumwobene Tante Emma füllte mit der Schaufel Mehl, Zucker und Salz aus Schubladen in braune Spitztüten oder füllte Öl aus dem Fass in mitgebrachte Flaschen. Auch in den ersten Bio-Läden wurden Müsli und Getreide noch ganz selbstverständlich aus großen offenen Säcken verkauft. Doch der Verkauf loser Ware ist personalaufwändig und stellt große Anforderungen an Sauberkeit und Schutz vor Umwelteinflüssen. Deshalb haben sich verpackte Produkte in den Selbstbedienungsregalen der Supermärkte durchgesetzt. Mit entsprechend viel Verpackungsabfall.

Als Alternative dazu gibt es die Unverpackt-Läden. Vor allem in größeren Städten verkaufen sie so wenig wie möglich fertig verpackte Produkte. Ihr Sortiment lässt sich nicht mit dem eines großen Supermarktes vergleichen. Aber sie decken mit rund 500 Produkten den Alltagsbedarf weitgehend ab: Getreide, Müsli, Nudeln und andere Produkte des Trockensortiments gibt es ebenso wie Tee und Kaffee. Öl und Essig, auch Wasch- und Reinigungsmittel können aus Kanistern abgefüllt werden. Gemüse, Obst, Wurst und Käse gibt es ebenfalls unverpackt. Oft sind die Lebensmittel dort aus ökologischem Anbau und regionaler Erzeugung.

Ganz ohne Verpackung kommen die Produkte allerdings auch nicht in den Laden. Sie werden in großen Einheiten angeliefert, also in 25-Kilo-Säcken, 20-Liter-Kanistern oder Mehrweg-Gemüsekisten.

Das Abfüllen in passende Portionen übernehmen in Unverpackt-Läden die Kunden selbst. Sie bringen ihre Verpackungen mit: Papiertüten, Plastikschüsseln, Baumwolltaschen oder Schraubgläser. Diese werden gewogen, befüllt und nochmals gewogen. Der große Vorteil: Der Kunde kauft nur die Menge ein, die er tatsächlich benötigt. Das hilft auch, Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Man muss es nur schaffen, immer die eigenen Verpackungen dabei zu haben. Hilfreich ist eine Einkaufstasche mit den notwendigen Utensilien, die immer griffbereit in der Küche oder an der Garderobe bereitliegt. Wenn das mal nicht geklappt hat, gibt es auch Mehrwegbehältnisse, in denen man seine Einkäufe nach Hause bringen kann. Sie lassen sich immer wieder für neue Einkäufe verwenden.

Aber auch da, wo es keine Unverpackt-Läden gibt, tut sich was: Abfüllstationen und andere Elemente der Unverpackt-Läden finden sich inzwischen in immer mehr Bio-Märkten und auch in einzelnen konventionellen Supermärkten. Laut einer Umfrage sind acht von zehn Kunden bereit, beim Kauf von Lebensmitteln auf Verpackungen zu verzichten. Knapp jeder Dritte gibt an, für verpackungsfreie Lebensmittel einen höheren Preis zu akzeptieren. Denn unverpackte Produkte sind nicht unbedingt günstiger als verpackte. Die Einzelhändler müssen den zusätzlichen Arbeitsaufwand einkalkulieren und auch die Abfüllstationen kosten Geld, das verdient werden muss.

Quelle: Britta Klein, www.bzfe.de