Wann darf ein Lebensmittel „Superfood” heißen und was unterscheidet es von herkömmlichen Lebensmitteln? Ist ein Superfood tatsächlich immer ein super Lebensmittel? Diese Fragen erörterten Experten auf der Superfood-Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Die schnelle Taufe zum „Superfood”
Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Stuttgart schilderte wie einfach ein Nahrungsmittel zum „Superfood” werden kann. „Es bleibt dem Hersteller selbst überlassen, was er als Superfood erklärt”, so die erfahrene Verbraucherschützerin. Im Allgemeinen werden nach Duden „besonders gesunde, nährstoffreiche Nahrungsmittel” als Superfood bezeichnet. Egal ob Körner, getrocknete Früchte oder Nüsse.
All diese Lebensmittel haben in der Regel hohe Gehalte von Inhaltsstoffen, die in der Werbung ausgelobt werden können. Sie „helfen beim Abnehmen, sind ideal für Sportler, schützen vor Alzheimer, Krebs und Schlaganfall, und und und.” Manthey nennt sie zusammenfassend „kleine Alleskönner”, mit denen man viel Geld verdienen könne. Allein von 2014 bis 2016 stieg der Umsatz für die Produktsparte Superfood um 40 Prozent.
Supergrain, Superseed
Unter dem Namen „Supergrain” werden Pseudogetreide wie zum Beispiel Quinoa oder Amaranth vermarktet. Als „Superseed” finden sich Chia-, oder Hanfsamen im Regal der Supermärkte. Auffallend ist, dass viele Superfood-Produkte aus dem fernen Ausland kommen. Gibt es kein einheimisches Superfood? Und ob. Lein- oder Hanfsamen aus der Region verdient sehr wohl auch den Namen Superfood bzw. Superseed. Die Stuttgarter Verbraucherschützerin Manthey zeigte auf, dass die heimischen Samen die fernen Exoten in einigen Punkten sogar übertrumpfen. So liefert Leinsamen mehr Eiweiß und mehr Ballaststoffe als Chiasamen.
Heimisches Superfood ist preiswert …
Und damit nicht genug: Die heimischen Produkte sind zudem deutlich preiswerter. Für Leinsamen zahlt der Verbraucher im Durchschnitt nur ein Viertel bis ein Fünftel des Preises von Chiasamen aus fernen Ländern. Teure Schiffs- und Flugtransporte fallen hier weg. Manthey ist es wichtig, dass man bei Superfood auch den CO2-Fußabdruck berücksichtigt. Heimisches Superfood ist damit nicht nur preiswerter, sondern es schone auch nachhaltig die Umwelt.
… aber nicht im Trend
Trotz dieser Vorteile von einheimischer Ware greift der Verbraucher lieber zu exotischem Superfood und lässt den von Oma schon gepriesenen Leinsamen im Regal liegen. Die Food-Journalistin und Bestseller-Autorin Dagmar von Cramm führte die Gründe dafür auf: Damit ein Lebensmittel für den Verbraucher attraktiv ist, muss es exklusiv sein und darf auch gern exotisch sein. Diese Eigenschaften fehlten bei Leinsamen, so von Cramm. Der exotische Chiasamen ist in den Augen der Kunden deshalb viel hipper als der biedere Leinsamen.
Medien setzen Trends
Medien, allen voran Social Media, beeinflussen das Image von Lebensmitteln. Sie schaffen es, aus einem herkömmlichen Lebensmittel ein Superfood zu machen. Ein Beispiel: Grünkohl, vor vielen Jahren noch ein altmodisches Gemüse aus dem Norden, ist heute durch die sozialen Medien zu einem Trendgemüse und Superfood avanciert. Wie ist das passiert? Schöne Geschichten mit hübschen Fotos von Bloggern haben am Ansehen des Grünkohls poliert. Die Medienexpertin von Cramm begründet die Entwicklung so „Emotionalität ist wichtiger als Sachlichkeit”. Verführerische Fotos von Grünkohl-Chips verlocken mehr als bloße sachliche Hinweise auf den Vitamingehalt von Lebensmitteln.
Superfood macht noch keine super Ernährung
Die meisten Superfood-Produkte sind Zutaten, die Speisen aufwerten können. Aufgrund ihrer gesunden Inhaltsstoffe können sie einen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung leisten. Allerdings macht ein Brötchen bestreut mit Chiasamen noch keine super Ernährung. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.
Autorin: Maria Hufnagl
Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd, Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
http://www.ernaehrung-bw.info