Vitamin D Status und Zahngesundheit

Vitamin D ist multifunktionell und hat für eine Reihe von physiologischen Körperfunktionen eine hohe Bedeutung. Beispielsweise regelt es den Calcium- und Phosphat-Metabolismus und ist damit am Wachstum und dem Aufbau von Knochen und Zähnen beteiligt. Ein Vitamin D Mangel hat vielfältige Auswirkungen auf die Mundgesundheit.

Warum Vitamin D wichtig ist

Ein Mangel an Vitamin D führt nicht nur zu Osteoporose und Osteopenie, sondern begünstigt auch Entzündungen und Infektionskrankheiten. Im dentalen Bereich kommt es bei einem Vitamin D Mangel zu einer geringen Knochendichte des Alveolarknochens und Zahnausfall. Während der Zahnentwicklung können Dentin- und Schmelzdefekte sowie eine höhere Kariesanfälligkeit auftreten.

Komplexes Zusammenspiel verschiedener Organe

Nur eine geringe Menge Vitamin D stammt aus exogenen Quellen, der überwiegende Anteil (> 80 %) wird in der Haut gebildet. Die Vitamin D Synthese erfordert Sonnenlicht (UVB-Strahlung, 290–320 nm). Nach Hydroxylierung in der Leber wird 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D) ans Plasma abgegeben, wo es eine Halbwertszeit von 15 Tagen hat. Durch eine zweite Hydroxylierung in der Niere wird die bioaktive Form generiert.

Eine moderate Sonnenexposition reicht aus, um ein ausreichendes Niveau an Vitamin D im Körper aufrechtzuerhalten. Es wird angenommen, dass eine zweimalige Exposition von Gesicht und Armen, Beinen oder Rücken ohne Sonnencreme pro Woche für 5–30 Minuten zwischen 10 und 15 Uhr die erforderliche Menge an Vitamin D bereitstellt.

Da die Sonnenexposition vom Wohnort und der Hautpigmentierung abhängt, bestehen regionale Unterschiede. Ein direkter Effekt des Sonnenlichts auf die Verringerung des Risikos parodontaler Erkrankungen wurde in einer norwegischen Studie demonstriert, bei der eine enge Beziehung zwischen Zahnverlust und dem Breitengrad gefunden wurde. So verloren nur 11 % der im Süden lebenden Menschen Zähne, in der Zentralregion waren es 43 % und 66 % im Norden Norwegens. Weitere Studien gaben Hinweise auf Assoziationen zwischen geringer Sonnenexposition und kardiovaskulären Erkrankungen oder höherem Blutdruck.

Vitamin D Mangel beeinträchtigt die Mundgesundheit

Der Mangel an Vitamin D ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung von Osteoporose, die auch den Kiefer betreffen kann. Zudem besteht eine starke Assoziation zwischen der Knochendichte und dem Erfolg osteointegrierter Implantate.

In einer longitudinalen Studie mit 562 Männern war eine tägliche Zufuhr von Vitamin D mit einer deutlich besseren parodontalen Gesundheit assoziiert.  Demnach kann Vitamin D eine Schutzfunktion gegen fortschreitende Parodontalerkrankungen haben. Eine Analyse der Daten aus dem dritten NHANES zeigte, dass Personen mit den höchsten 25(OH)D-Spiegeln beim Sondieren der Zahnfleischtaschen 20 % weniger Blutungen aufwiesen als diejenigen mit den niedrigsten Serumkonzentrationen. Auch bei Schwangeren wurde ein niedriger Vitamin D Spiegel mit häufiger auftretenden Zahnfleischentzündungen, Zahnverlust und parodontalen Erkrankungen in Verbindung gebracht; Möglicherweise reduzieren optimale Vitamin D Konzentrationen das Risiko von Gingivitiden durch eine entzündungshemmende Wirkung.

Es wurde gezeigt, dass unabhängig von der Vitamin D Aufnahme eine hohe Zufuhr an Phosphor aus der Nahrung Zahnkaries begünstigt. Eine übermäßige Aufnahme fetthaltiger Nahrungsmittel kann bei Kindern und Jugendlichen sowohl zu Fettleibigkeit als auch zu Parodontalerkrankungen führen, während Lebensmittel, die reich an Riboflavin, Ballaststoffen, Kalzium und Vitamin D sind, dazu beitragen, das Risiko einer Gingivitis zu verringern.

Eine Studie an Vorschulkindern ergab, dass kariesfreie Kinder etwa doppelt so hohe 25(OH)D-Konzentrationen aufwiesen wie Kinder mit schwerer Karies.

Auch zwischen oralen Krebserkrankungen und einem unzureichenden Vitamin D Status wurden Zusammenhänge aufgezeigt.

Effekte einer Vitamin D Supplementierung

Wissenschaftlichen Studien zufolge reduziert eine Kalzium- und Vitamin-D-Supplementierung den Schweregrad von Parodontalerkrankungen. Konventionelle Therapien mit Vitamin-D-Analoga und Phosphatpräparaten wirkten sich bei Kindern mit hypophosphatämischer Rachitis positiv auf die Mundgesundheit aus. Durch die Stimulation der Produktion von antimikrobiellen Proteinen könnte Vitamin D zur Reduzierung der Anzahl von Bakterien in der Mundhöhle beitragen.

Fazit

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich ein ausreichender Vitamin D Status positiv auf die Mundgesundheit auswirkt und genügend UVB-Strahlung das Risiko von Parodontalerkrankungen verringern kann. Ein niedriger Vitamin D Spiegel wird meist durch eine zu geringe Sonnenexposition verursacht und geht häufig mit Zahnfleischentzündungen, Zahnverlust und Attachmentverlust einher. Ein optimaler Vitamin D Status ist deshalb für die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit von entscheidender Bedeutung. Dieser kann durch regelmäßigen Aufenthalt im Freien mit einem gesunden Maß an Sonneneinstrahlung gewährleistet werden.

Quellen

Uwitonze AM1, Murererehe J2, Ineza MC3, Harelimana EI3, Nsabimana U1, Uwambaye P1, Gatarayiha A1, Haq A4, Razzaque MS5; mrazzaque@forsyth.org

1) Department of Preventive & Community Dentistry, University of Rwanda College of Medicine & Health Sciences, School of Dentistry, Kigali, Rwanda;

2) Department of Oral Maxillofacial Surgery & Oral Pathology, University of Rwanda College of Medicine & Health Sciences, School of Dentistry, Kigali, Rwanda;

3) Department of Restorative & Prosthetic Dentistry, University of Rwanda College of Medicine & Health Sciences, School of Dentistry, Kigali, Rwanda;

4) Research & Development, Gulf Diagnostic Center Hospital, Abu Dhabi, UAE;

5) Department of Preventive & Community Dentistry, University of Rwanda College of Medicine & Health Sciences, School of Dentistry, Kigali, Rwanda; Department of Applied Oral Sciences, Forsyth Institute, Cambridge, MA, USA; Department of Oral Health Policy & Epidemiology, Harvard School of Dental Medicine, Boston, MA, USA.

J Steroid Biochem Mol Biol. 2018 Jan;175:190-194. doi: 10.1016/j.jsbmb.2017.01.020

Quelle: Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten (IME)