Wissenschaftler warnen: weitverbreiteter Jodmangel mindert Intelligenz bei Kindern!

AKJ-Beiratsmitglied an „Krakow Declaration on Iodine” maßgeblich beteiligt.

Der Arbeitskreis Jodmangel e.V. (AKJ) setzt sich mit seinem wissenschaftlichen Beirat seit vielen Jahren für eine verbesserte Jodversorgung in Deutschland ein. Ziel ist es, unter anderem das Bewusstsein für jodmangelbedingte Schilddrüsenerkrankungen und weitere negative Auswirkungen einer unzureichenden Jodversorgung in Deutschland zu stärken und die präventive Aufklärungsarbeit zu unterstützen. Als Koordinator des EUthyroid-Netzwerks setzt sich AKJ-Beiratsmitglied Professor Henry Völzke von der Universitätsmedizin Greifswald zusammen mit Wissenschaftlern aus 27 Ländern für eine Reduktion des Jodmangels ein.

Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit stellten die Wissenschaftler nun in Krakau vor und verabschiedeten in diesem Rahmen einen Maßnahmenkatalog – die „Krakow Declaration on Iodine“ – mit Aufgaben, Benennung von Verantwortlichkeiten und klarem Appell an die Politik auch durch gesetzgeberische Vorgaben den Jodmangel in Europa zu beseitigen.

Krakow, 17. April – Wissenschaftler befürchten, dass bis zu 50 Prozent aller Neugeborenen in Europa aufgrund eines Jodmangels nicht ihr volles kognitives Potenzial erreichen. Der Mikronährstoff Jod ist essentiell für die Entwicklung des Gehirns bei Kindern und Jugendlichen. Mit der Krakauer Erklärung zu Jod (Krakow Declaration on Iodine) fordern Wissenschaftler des EU-geförderten Projektes EUthyroid, unterstützt durch diverse Interessensverbände, politische Entscheidungsträger in Europa dazu auf, jetzt Maßnahmen umzusetzen, die dem weitverbreiteten Jodmangel entgegenwirken.

Unser Trinkwasser und unsere Nahrung liefern den wichtigen Mikronährstoff Jod, der für die Produktion von Schilddrüsenhormonen benötigt wird. Diese Botenstoffe regeln den Stoffwechsel im menschlichen Körper, fördern das körperliche Wachstum und die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Während der Schwangerschaft haben Frauen einen erhöhten Jodbedarf, der häufig über ihre normale Ernährung nicht abgedeckt wird. Wissenschaftler sind besorgt, weil selbst ein leichter Jodmangel der Mutter zu einer Beeinträchtigung des Intelligenzquotienten (IQ) beim Kind führen kann.

Trotz dieser essentiellen Rolle von Jod wissen die meisten werdenden Müttern nichts von den negativen Folgen eines Jodmangels für ihre Kinder. Experten warnen, dass trotz der existierenden freiwilligen Programme zur Jodanreicherung in vielen europäischen Ländern bis zu 50 Prozent aller Neugeborenen einem leichten Jodmangel ausgesetzt sind. Folglich besteht das Risiko, dass diese Kinder ihr kognitives Entwicklungspotential nicht voll ausschöpfen können und beispielsweise Lernprobleme in der Schule durchmachen. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass niedrigere IQ-Werte in Teilen der Bevölkerung die Wirtschaftsleistung ganzer Nationen beeinträchtigen.

Über die Gehirnentwicklung hinaus, belasten die vielfältigen Auswirkungen des Jodmangels die öffentlichen Gesundheitssysteme erheblich. Obwohl diese Auswirkungen bekannt sind, ignorieren politische Entscheidungsträger, Meinungsführer und die Bevölkerung Präventionsprogramme für Jodmangelerkrankungen in Europa weitgehend.

Dabei stellen jodierte Lebensmittel eine etablierte und kosteneffiziente Maßnahme dar, um Jodmangel zu bekämpfen. Seit Jahrzehnten fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine regelmäßige Kontrolle der Jodversorgung in der Bevölkerung als einen wichtigen Schritt, um den Jodmangel in Europa zu beseitigen. Dennoch erfüllen nur acht Länder in der EU diese minimale Anforderung.

Am 17. April 2018 präsentierten europäische Wissenschaftler aus 27 Ländern ihre Forschungsergebnisse zu dem derzeitigen Stand von Jodmangelerkrankungen, die innerhalb des Projekts EUthyroid (Projektnummer: 634453) entstanden sind, das vom Horizon2020 Forschungs- und Innovationsprogramm gefördert wurde. Die Wissenschaftler sind zunehmend über das mangelhafte Engagement der politischen Entscheidungsträger zur Beseitigung des Jodmangels in Europa besorgt.

Das Konsortium fordert daher gemeinsam mit unterschiedlichen Interessengruppen politische Entscheidungsträger, Verantwortliche im Gesundheitswesen und Wissenschaftler dazu auf, die bekannten wirksamen Strategien zur Verhinderung von Jodmangelerkrankungen in ganz Europa umzusetzen. Mit der Krakow Declaration on Iodine bündeln Experten ihre Kräfte, um Jodmangel zu beseitigen. Sie fordern:

Einheitliche Präventionsmaßnahmen: Verantwortliche in Industrie und Handel, sowie politische Entscheidungsträger sollten die Salzjodierung vereinheitlichen, um einen freien Handel mit Jod-angereicherten Lebensmitteln in Europa zu gewährleisten. Jodiertes Tierfutter sollte ebenso eine behördliche Zulassung bekommen, um den freien Handel innerhalb der EU sicherzustellen.

Kontrolle der Präventionsmaßnahmen: Nationale Regierungen und Gesundheitsbehörden müssen in regelmäßigen Abständen eine einheitliche Überwachung und Evaluierung von Jodierungsprogrammen durchführen, um eine optimale Jodversorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Unterstützung der Präventionsmaßnahmen: Wissenschaftler sollten zusammen mit Vertretern des Gesundheitswesens, Patientenorganisationen, der Industrie und der Öffentlichkeit die notwendigen Präventionsmaßnahmen unterstützen. Nur so wird sichergestellt, dass geeignete Maßnahmen in einer sich rasch verändernden Gesellschaft getroffen werden um effektiv Jodmangelerkrankungen zu verhindern. Zudem sollte das Wissen um Jodmangelerkrankungen durch geeignete Informationskampagnen weitergegeben werden.

Die Unterzeichner der Krakow Declaration on Iodine fordern alle Akteure in Europa und weltweit auf Ressourcen und Fachwissen zu bündeln, um Jodmangel zu beseitigen. Unterzeichnen Sie die Erklärung, um sicherzustellen, dass durch eine ausreichende Jodversorgung zukünftige Generationen den Start in ein gesundes Leben erhalten und ihr volles Potenzial ausschöpfen können.

Text:
EUthyroid Koordinator
Prof. Henry Völzke
T +49 3834 86 7541
voelzke@uni-greifswald.de
www.euthyroid.eu
www.iodinedeclaration.eu

Pressekontakt:
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Fax: 069 / 7076 8753
ak@jodmangel.de
www.jodmangel.de

Quelle: Arbeitskreis Jodmangel e.V.