„Report Mainz“: Gemüselieferant von Rewe, Edeka, Aldi-Süd und Lidl wegen Umweltverbrechen in Spanien beschuldigt

Staatsanwaltschaft Murcia: „Schweres Verbrechen gegen die Umwelt“.

Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins „Report Mainz“ wird einer der größten Anbieter von Obst und Gemüse Europas für schwere Umweltschäden in der Region Murcia verantwortlich gemacht. Aus der Anzeigeschrift der Staatsanwaltschaft Murcia, die „Report Mainz“ exklusiv vorliegt, geht hervor, dass rund 40 Landwirte, Amtsträger und Agrarfirmen unter dem Verdacht stehen, mit illegalen Methoden Wasser gefördert und in nicht genehmigten Entsalzungsanlagen gereinigt zu haben – darunter auch G´S España. Das Unternehmen gehört zu den größten Gemüselieferanten Europas und beliefert unter anderem Rewe, Edeka, Lidl und Aldi-Süd.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen über versteckte Zuleitungen hochkonzentrierte nitrathaltige Abwässer sowie weitere Umweltgifte aus der Landwirtschaft in die Lagune „Mar Menor“ oder das Erdreich verklappt worden sein. Die Staatsanwaltschaft macht die illegalen Methoden der Landwirte für die schweren Schäden der Tier- und Pflanzenwelt in der Lagune verantwortlich. In einem Exklusivinterview mit „Report Mainz“ erklärt Staatsanwalt José Luis Díaz Manzanera, dass die Ermittlungen der Polizei illegale Praktiken zutage geführt hätten, die die Staatsanwaltschaft als ein „schweres Verbrechen gegen die Umwelt“ einstufe und auf die ein Strafmaß von bis zu fünf Jahren Haft stehe. „Report Mainz“ hat die Lieferkette von Salat, Sellerie und anderem Gemüse von Spanien bis in den deutschen Einzelhandel nachvollzogen. Bei Testkäufen fanden die Reporter des SWR Produkte des beschuldigten Anbieters bei Rewe, Edeka, Lidl und Aldi-Süd.

Ein kleinerer Gemüseproduzent aus der Region, der mehrere deutsche Handelsketten beliefert, wirft deutschen Einkäufern einen brutalen Preiskampf vor. Im Interview mit „Report Mainz“ spricht er von „Piraten“. Der Preisdruck aus Deutschland setze die Bauern stark unter Druck. „Die Bauern geben auf oder sie beschäftigten Schwarzarbeiter und bewässern mit illegalen Methoden“, erklärt der Landwirt.

Mit den Ermittlungen der spanischen Staatsanwaltschaft und den Vorwürfen der Landwirte konfrontiert, verweisen Edeka, Lidl und Aldi-Süd auf die Zertifizierung der betroffenen Lieferfirma mit „GLOBALG.A.P.“, die auch den umweltgerechten Anbau sicherstellen soll. Aldi-Süd veranlasste nach den Recherchen von „Report Mainz“ ein Ad-Hoc-Audit bei dem betroffenen Unternehmen und will auch die Zertifizierung überprüfen lassen. Rewe reagiert trotz mehrerer Anfragen nicht. Auch das Unternehmen G´S España, das in der Anzeigeschrift aufgeführt wird, hat auf die schriftliche Anfrage von „Report Mainz“ nicht reagiert.

Zum Hintergrund: 2016 kippte das Ökosystem der größten Lagune Europas, eines international geschützten Naturparadieses, das Mar Menor. Die einzigartige Salzwasserlagune war für ihr kristallklares Wasser und eine einmalige Tier- und Pflanzenwelt bekannt. Wissenschaftler sehen die Abwässer aus der Landwirtschaft als Hauptursache für die schweren Schäden in der Lagune. Nach Untersuchungen des Ozeanischen Instituts von Murcia sind dadurch 80 – 85 Prozent der Wasserpflanzen in der Lagune abgestorben. In der Folge sind jetzt auch Fischbestände bedroht.

Kontakt: „Report Mainz“, Tel. 06131 929 33351 oder -33352

Quelle: SWR – Das Erste, übermittelt durch news aktuell