Wahre Kosten der Lebensmittelproduktion: Die „True Cost“-Blume

Bei der Erzeugung von Obst und Gemüse fallen nicht nur Produktionskosten an, sondern auch viele weitere versteckte Kosten. Dass Verbraucher die Chance haben müssten, alle Kosten nachzuvollziehen, dürfte außer Frage stehen. Allerdings ist das nicht so einfach. Ein best-practice-Beispiel hat ein niederländischer Großhändler für Bio-Obst und Gemüse entwickelt. Für einige Produkte der Eigenmarke „Nature & More“ kommuniziert Eosta B.V. die versteckten Kosten mit der „True Cost“-Blume.

Dieser Ansatz berücksichtigt sechs Kostenfaktoren: Klima (Treibhausgasemissionen etc.), Boden (Überdüngung und Überweidung), Wasser (Rückstände, Trinkwasseraufbereitung), Artenvielfalt (Chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel), Soziales (Verlust an Lebensraum, Konflikte um Rohstoffe) und Gesundheit (ernährungsbedingte Krankheiten etc.).

In einem Flyer des Unternehmens heißt es zum Beispiel, dass bei konventioneller Erzeugung von Birnen Kosten von 1.163 Euro pro Hektar und Jahr für die negativen Auswirkungen auf die Bodenqualität verursacht würden. Die ökologische Produktion habe dagegen positive Auswirkungen auf den Boden, die mit 254 Euro beziffert werden können. Somit bringe die Bio-Birne einen „Kostenvorteil“ von insgesamt 1.317 Euro gegenüber der vermeintlich günstigeren Birne aus konventionellem Anbau – und das allein im Kostenfaktor Boden.

Seit einigen Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler weltweit damit, die durch Umweltauswirkungen verursachten Kosten der Landwirtschaft zu berechnen. Im Jahr 2014 legte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mit dem Bericht „Food wastage footprint: full cost accounting“ ein erstes Modell vor. Dieses entwickelte Eosta B.V. gemeinsam mit Wirtschaftsprüfern und Nachhaltigkeitsberatern weiter. Beteiligt waren auch die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM), die FAO und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie weitere Institutionen und Einzelwissenschaftler. Derzeit können die versteckten Kosten für neun Produkte in Form der „True Cost“-Blume dargestellt werden.

Quelle: Melanie Kirk-Mechtel und Harald Seitz, www.bzfe.de