Brot und Spiele in Russland – Argentinien hat vorgesorgt

Wer die WM-Spiele verfolgt, sollte bei nächsten Mal, wenn eine Partie im Moskauer Otkrytije-Stadion ausgetragen wird, seine Aufmerksamkeit auch auf die Geschehnisse abseits des Platzes lenken. Genauer gesagt, gilt es nach vier Statuen Ausschau zu halten, die sich am Rande des Feldes auf Seite der Nordtribüne befinden und ziemlich deplatziert wirken. Die Statuen stellen die vier Starostin-Brüder dar, die einst den Fußball-Verein Spartak Moskau ins Leben gerufen haben.

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Die meisten anderen der berühmten Moskauer Fußballvereine, wie Dynmo, ZSKA oder Lokomotive haben ihr eigenes Stadion, außer Spartak. Und der Grund dafür hängt mit den Starostins zusammen. Ihre Geschichte wirft ein interessantes Licht auf die Position des Fußballs in Russland und was man benötigt, um in diesem komplexen Land zu überleben. Jedes größere sportliche Ereignis ist, wenn es denn von einem autoritären Staat durchgeführt wird, eine Brot-und -Spiele-Aufgabe für die Regierung. Dieser Begriff geht auf das Römische Reich zurück, dessen Kernaussage sich wie folgt formulieren lässt: Eine unruhige Bevölkerung kann bei Laune gehalten werden, indem man Grundnahrungsmittel wie Brot verteilt, um ihren Hunger zu stillen und Unterhaltung anbietet, um sie abzulenken.

Und genau das hat die argentinische Nationalmannschaft auch vor, zumindest, was die Verpflegung anbelangt. Offenbar geht die Albiceleste davon aus, ziemlich lange in Russland zu bleiben. Denn der argentinische Fußballverband hat für die Weltmeisterschaft drei Tonnen Lebensmittel mitgebracht, mit im Gepäck auch Köche und Koch-Utensilien. Die Südamerikaner haben die ganze Palette an traditionellem argentinischen Essen dabei. Angefangen bei Rind- und Schweinefleisch bis hin zu Dulce de Leche, einer Süßspeise aus Milchkaramell. Im argentinischen Camp in Bronnitsy sind etwa drei Tonnen an Produkten eingelagert.

Während ihres Aufenthalts in Russland werden Lionel Messi und seine Teamkameraden also ein wirklich gutes Leben führen. Ob, die kulinarische Verköstigung sich auch auf die sportlichen Leistungen positiv auswirkt, bleibt abzuwarten. Das enttäuschende 1:1 zum Auftakt gegen Island ist aber sicherlich nicht auf die Ernährung zurückzuführen. Es war mehr ein Ergebnis, das erneut Zweifel daran aufkommen lässt, ob Argentinien bei dieser Weltmeisterschaft, vier Jahre nach der Final-Pleite gegen Deutschland, eine nachhaltige Herausforderung bewältigen kann.

Argentiniens Legende Diego Maradona nannte das Ergebnis gegen Island eine Schande und warnte Nationalcoach Trainer Jorge Sampaoli, dass er mit weiteren derartigen Leistungen nicht nach Argentinien zurückkehren könne. Aber damit ist ohnehin nicht zu rechnen, schließlich gilt Argentinien laut WM Quoten Betfair Sportwetten nach wie vor als Mitfavorit auf den Titel.

Der verschossene Elfmeter von Messi steht sinnbildlich für das argentinische Scheitern. Elf weitere Torabschlüsse des Argentiniers blieben ohne Wirkung. So oft hatte nur der Italiener Luigi Riva in einem WM Spiel aufs Tor geschossen, ohne dabei einen Treffer zu erzielen. Doch die argentinischen Spieler haben sich schnell schützend vor ihren Superstar gestellt. „Wir sind alle bei ihm, er weiß, dass er mehr denn je auf unsere Unterstützung zählen kann“, sagte sein Sturmpartner Paulo Dybala und weiter: „Wir sind hier, um ihm in jedem Moment zu helfen. Und Verteidiger Cristian Ansaldi sagte: „Wir alle wissen, was Messi für unser Team und für unser Land bedeutet.“

Eines aber ist sicher, mit einem gemeinsamen traditionellen argentinischen Essen dürfte das Auftaktspiel schnell vergessen sein und vielleicht sorgte ein bisschen Dulce de Leche ja für die nötige Leichtigkeit.