Das „PURE“-Desaster: Vorschnelle Schlagzeilen verunsichern Verbraucher und Patienten

Im August 2017 erschien in THE LANCET eine Auswertung der Prospective Urban Rural Epidemiology (PURE)-Studie von Dehghan et. al. Die Autoren untersuchten, wie die Fett- und Kohlenhydrataufnahme mit der Nahrung mit kardiovaskulären Erkrankungen bzw. kardiovaskulärer Mortalität assoziiert ist. Für die prospektive Kohortenstudie wurden Daten von 135 335 Probanden aus 18 Ländern und 5 Kontinenten ausgewertet, die für große mediale Aufmerksamkeit sorgte.

Fach- und Publikumsmedien propagierten, dass die gängigen Ernährungsempfehlungen widerlegt und zukünftig mehr Fett und weniger Kohlenhydrate zu empfehlen seien. Dies nährte die seit einiger Zeit geführte öffentliche Diskussion um die zu empfehlende Relation der energieliefernden Nährstoffe an der Gesamtenergiezufuhr und zur Frage, ob die Menge an gesättigten Fettsäuren das Mortalitätsrisiko und kardiovaskuläre Risiko beeinflusst.

Experten der DGE haben mit einem Leserbrief an THE LANCET reagiert, der Ende April 2018 erschien. Ausführlicher kommentierten sie die Ergebnisse in einem Fachartikel, der jetzt in der Aktuellen Ernährungsmedizin veröffentlicht wurde. Sie sehen die Ergebnisse aus verschiedenen Gründen kritisch:

Nach Ansicht der Experten ist die Aussagekraft der Ergebnisse der PURE-Daten aufgrund methodischer Mängel stark eingeschränkt. Auch die Schlussfolgerung, dass aktuelle Ernährungsempfehlungen infrage gestellt werden, ist nach Ansicht der Experten falsch.

Mit einer Ernährung gemäß den Richtwerten der DGE ist in der PURE-Studie kein erhöhtes Risiko für Mortalität und Morbidität zu erkennen. Als wesentliche Ergebnisse der Studie kommen die Autoren nämlich zu der Schlussfolgerung, dass sich eine ausgewogene Kost, die zu etwa 50 % Energieprozent (En%) aus Kohlenhydraten und zu rund 35 En% aus Fett bestehe, am besten eigne. Die 35 En% Fettzufuhr umfassen sowohl ungesättigte als auch gesättigte Fettsäuren. Mit diesen Schlussfolgerungen bestätigen die Autoren die Aussagen der DGE zur Nährstoffrelation. Die DGE empfiehlt eine Ernährung mit einem moderaten Fettanteil von 30–35 En% und einem Kohlenhydratanteil von mehr als 50 En%.

Wichtiger als eine Diskussion über Nährstoffrelationen ist aus Sicht der DGE eine generell zu hohe Energiezufuhr und die Qualität der Ernährung. Beispielsweise der zu geringe Verzehr ballaststoffreicher Lebensmittel wie Vollkorn, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst, zu hoher Verzehr einfacher Kohlenhydrate wie Mono- und Disaccharide in Form von zugesetzten Zucker und raffinierter Stärke.

Die DGE hält es weiterhin für sinnvoll, auf das gesamte Ernährungsmuster zu achten. Die Frage ist nicht nur einfach, ob mehr Fette und weniger Kohlenhydrate verzehrt werden sollen. Es geht in unserer westlichen Ernährung vielmehr um eine Verbesserung der Fett- und Kohlenhydratqualität.

Quelle und Pressekontakt DGE