Die Zukunft der Fleischherstellung

Fragen an Peter Wesjohann, Vorstandsvorsitzender der PHW-Gruppe, größter deutscher Geflügelzüchter und -verarbeiter.

Eine im Juli 2018 veröffentlichte Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen im Auftrag der Heinz-Lohmann-Stiftung hat ergeben, dass Deutschland für Unternehmen der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft ein insgesamt attraktiver Standort bleibt. Das Institut erhob im Zeitraum von Juni bis Oktober 2017 in drei Befragungsrunden 234 Expertenmeinungen aus den vier Branchen: Backwaren, Bier, Molkerei und Geflügelwirtschaft. In der dritten Befragungsrunde nahmen die Experten zu den Ergebnissen der repräsentativen Online-Befragung von 2.009 Konsumenten Stellung. Hier wurden auch Präferenzen für vegane Lebensmittel, Insektenprotein und In-vitro-Fleisch abgefragt.

Zukunft der Fleischherstellung
Peter Wesjohann © Timo Lutz Werbefotografie

Wie schätzen Sie die Chancen für „Cultured Meat“, also Fleisch aus dem Labor, ein, auf Basis der Studienergebnisse?

Sobald Produkte verfügbar sind, wird aus meiner Sicht auch „Cultured Meat“ eine wachsende Rolle spielen. Sicherlich wird mit den Jahren, mit zunehmender Akzeptanz und Bekanntheit sowie einer weiteren Verfeinerung der Produkte, der Markt weiter wachsen, so dass wir hier irgendwann vielleicht auch nicht mehr von einer Nische sprechen. Von Schwarz-Weiß-Szenarien halte ich allerdings nichts. Traditionell erzeugtes Fleisch wird aus unserer Sicht auch in 30 Jahren noch einen großen Markt haben.

Die PHW-Gruppe hat sich ja bereits Beteiligungen und den Zugriff auf die Technologie gesichert. Welche Gründe haben dazu geführt, das zu machen?

Wir bieten dem Verbraucher eine breite Produktpalette von konventionell erzeugtem Geflügelfleisch über Privathof-Geflügel bis hin zu einem veganen Sortiment an. Künftig werden wir noch einen Beitrag dazu leisten, dass der Verbraucher in ein paar Jahren auch Cultured Meat kaufen kann. Vor diesem strategischen Hintergrund verstehen wir unseren Einstieg bei SuperMeat. Wir wollen am Puls der Zeit sein und uns frühzeitig das Know-how für künftig mögliche Marktchancen sichern. Wir stellen also unsere Produktpalette breiter auf und definieren uns als Anbieter von hochwertigen Proteinen.

Für Landwirte scheint dieses junge, eher städtische Produkt nicht attraktiv. Soll die Produktion künftig von Landwirten gemacht werden oder sind das eher neue städtische Labore, die diese Zellkulturen züchten werden? Wird der Strukturwandel der Landwirtschaft dadurch beschleunigt? 

Vorstellen kann ich mir vieles – auch eine Produktion auf landwirtschaftlichen Betrieben. Aber im Ernst: Diese Frage lässt sich gegenwärtig beim besten Willen nicht seriös beantworten.

Die Studie der Heinz-Lohmann-Stiftung spricht von 16 Prozent der Befragten, die dieses Fleisch jetzt schon kaufen würden. Das ist mehr als der gesamte Biomarktanteil. Wird das eine Entscheidung für eine baldige Vermarktung beschleunigen? 

Wir haben uns im vergangenen Jahr intensiv mit verschiedenen Start-ups, die Cultured Meat entwickeln wollen, beschäftigt. Nach einem aufwendigen Due Diligence-Prozess haben wir uns dann für das israelische Start-up SuperMeat entschieden. Und das vor allem aus einem für uns sehr wichtigen Grund: Das Unternehmen ist mit seinem Forschungsansatz praxisnah unterwegs.

SuperMeat konzentriert sich darauf, möglichst schnell Produkte im Bereich Meatmix auf den Markt zu bringen und versucht sich nicht – wie manch andere – an der hohen Kunst des Hähnchenbrustfilets. Die Wissenschaftler wollen binnen drei bis fünf Jahren marktfähige Produkte vorweisen. Sobald Produkte verfügbar sind, wollen wir natürlich auch so schnell wie möglich nicht nur unser ganzes Know-how in der Logistik und Produktion von Convenience- und veganen Produkten, sondern vor allem auch unser breites Vertriebsnetzwerk nutzen, um den Start von SuperMeat auf dem deutschen wie europäischen Markt zu beflügeln.

Klicken Sie hier um das ausführliche Interview zu lesen. Dort finden Sie auch die Studie.

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Quelle: Global Food Summit