EU nimmt geplante Lockerung der Quecksilber-Grenzwerte für Fisch zurück

foodwatch fordert Reduktion der Quecksilber-Belastung.

Die Europäische Union will die Grenzwerte für Quecksilber in Fisch nun doch nicht lockern. Die EU-Generaldirektion für Gesundheit und Verbraucherschutz hat angekündigt, entsprechende Pläne nicht weiter zu verfolgen. Die EU-Kommission wollte eigentlich bei bestimmten Fischsorten eine deutlich höhere Dosis des Nervengifts erlauben und hatte dazu bereits vor drei Jahren einen entsprechenden Vorschlag vorgelegt.

Die Verbraucherorganisation foodwatch hatte die geplante Lockerung der Grenzwerte damals öffentlich gemacht und scharf kritisiert. Fast 80.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und den Niederlanden unterzeichneten eine Online-Protestaktion. Jetzt ist die Grenzwert-Anhebung vom Tisch, wie der zuständige EU-Ausschuss bestätigte. foodwatch begrüßte den Schritt, forderte aber gleichzeitig, Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor Quecksilber in Lebensmitteln zu schützen.

„Die Quecksilber-Höchstwerte für einige Fischarten sind bereits deutlich höher als bei anderen Lebensmitteln – eine noch weitere Lockerung der Grenzwerte wäre absolut unverantwortlich gewesen, denn insbesondere Schwangere und kleine Kinder müssen viel konsequenter vor diesem Schwermetall geschützt werden“, erklärte Matthias Wolfschmidt, internationaler Kampagnendirektor von foodwatch.

Die Verbraucherorganisation forderte die Europäische Kommission auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung der Bürgerinnen und Bürger mit Quecksilber zu senken. So müsse der Einsatz von schwermetallhaltigen Pflanzenschutzmitteln schnellstmöglich verboten und der Quecksilberausstoß durch Kohlekraftwerke reduziert werden. Beides sind Haupteintragswege für Quecksilber in der Lebensmittelkette.

„Anstatt die Höchstwerte für die Quecksilber-Belastung einfach heraufzusetzen, nur damit weiterhin hochbelasteter Fisch verkauft werden darf, muss die EU-Kommission alles daran setzen, die Belastung für Menschen zu senken“, so Matthias Wolfschmidt.

Die Europäische Kommission hatte geplant, den zulässigen Quecksilber-Höchstwert bei Raubfischen von einem auf zwei Milligramm pro Kilogramm Fisch zu verdoppeln. Damit sollte erreicht werden, dass die Fischindustrie große Mengen ihres hochgradig mit Quecksilber belasteten Fangs legal vermarkten kann.

Untersuchungen der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zeigen, dass insbesondere große Raubfische am Ende der Nahrungskette wie Schwert- und Thunfische oft deutlich höher mit Quecksilber belastet sind, als es die geltenden Grenzwerte eigentlich erlauben. Heute dürfen etwa 50 Prozent des Fangs nicht verkauft werden – die geplante Lockerung der Grenzwerte hätte zur Folge gehabt, dass nur noch 14,5 Prozent des Fangs als unverkäuflich eingestuft würden. Die gesundheitlichen Risiken für die Verbraucherinnen und Verbraucher hätte sich dadurch deutlich erhöht, so foodwatch.

In einem Arbeitsgruppen-Treffen im September im zuständigen SCOPAFF-Ausschuss (Ständiger Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel) kündigte die EU-Kommission allerdings an, die Grenzwerte nun doch nicht anzuheben. Das zeigt eine jetzt im November veröffentlichte offizielle Zusammenfassung des Treffens.

Quecksilber ist ein für den Menschen hochgiftiges Schwermetall. Es wird etwa von Kohlekraftwerken in die Luft oder als Bestandteil von Agrochemikalien in Böden und Gewässer freigesetzt. Im Meer wird daraus das 100-fach giftigere Methyl-Quecksilber, welches von Fischen aufgenommen wird.

Die Verschmutzung der Weltmeere mit dem Nervengift birgt ein gravierendes gesundheitliches Risiko, vor dem die deutsche Bundesregierung insbesondere Schwangere und (Klein-) Kinder warnt. Das Schwermetall kann zu Entwicklungsstörungen des Fötus führen und bei Erwachsenen für eine Reihe von Nervenstörungen verantwortlich sein. Besonders hoch mit Quecksilber belastet sind Raubfische, die am Ende der Nahrungskette stehen, wie Hai-, Schwert- und Thunfische.

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Quelle und Pressekontakt foodwatch