Widersprüchliches Verhalten von Ernährungsexperten bei der Empfehlung von Orangensaft im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung

Eine europaweite Umfrage unter 2.099 Ernährungswissenschaftlern, Ernährungsberatern, Allgemein- und Kinderärzten zeigt: Obwohl die große Mehrheit der Ernährungsexperten Orangensaft grundsätzlich für empfehlenswert hält, raten deutlich weniger von ihnen zu einem regelmäßigen Verzehr. Besonders kritisch zeigen sich dabei die deutschen Experten. Gleichzeitig bestehen große Wissenslücken zum Thema Orangensaft.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bestätigt in ihren „10 Regeln der DGE“, dass ein Glas Fruchtsaft gelegentlich eine Portion Obst oder Gemüse ersetzen kann, um den empfohlenen Tagesbedarf an Obst und Gemüse zu erreichen.(1) In der vom Marktforschungsinstitut IPSOS durchgeführten Umfrage bestätigen zwar 76 % der befragten Experten aus Deutschland diese Ansicht (Europa 69 %), doch nur 58 % der deutschen Befragten (Europa 59 %) empfehlen ihren Patienten den Verzehr von Orangensaft. 48 % (Europa 46 %) raten zu einer Reduzierung oder sogar zum Verzicht von Orangensaft. Und das, obwohl über 80 % der Befragten sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene Orangensaft für eine wichtige Vitaminquelle halten.

Als Grund für diese Reduzierungsempfehlung führen rund 31 % der deutschen Ernährungsexperten gesundheitliche Bedenken an, 9 % mehr als der europäische Durchschnitt. Zu rund einem Drittel (32 %) fürchten die deutschen Experten, die eine Reduzierung empfehlen, eine Begünstigung von Diabetes mellitus Typ 2, mit 23 % die Entstehung von Übergewicht. Und über 80 % der deutschen und europäischen Experten denken, dass Orangensaft zu einem hohen Zuckerspiegel beitragen kann.

Gleichzeitig offenbaren sich gerade auf deutscher Ebene große Unsicherheiten und Wissenslücken zum Thema Orangensaft. So stimmen nur 60 % der befragten Ernährungsexperten aus Deutschland der korrekten Aussage zu, dass Orangensaft ausschließlich aus dem Saft der gepressten Früchte besteht, knapp 10 % unter dem europäischen Durchschnitt. Nur 48 % der deutschen Experten wissen, dass Orangensaft keinen zugesetzten Zucker enthält (Europa 53 %). Und lediglich rund ein Drittel der Befragten – sowohl in Deutschland als auch in Europa – wussten, dass Orangensaft keine Konservierungsstoffe enthält.

Wie lassen sich also diese teils widersprüchlichen Ansichten hinsichtlich Orangensaft erklären? Ernährungswissenschaftlerin Carrie Ruxton (PhD), die für die Initiative „Fruit Juice Matters“ die IPSOS-Umfrage ausgewertet hat, sieht hier als eine mögliche Begründung unter anderem die aktuell geführte Debatte um zuckerhaltige Lebensmittel: „Fruchtsaft, ein Lebensmittel, das aufgrund seines Gehalts an Vitamin C und Folat immer als positiv bewertet wurde, wird inzwischen wegen der gestiegenen Aufmerksamkeit hinsichtlich Zucker kritisch betrachtet.“

Doch einen wissenschaftlich nachweisbaren Zusammenhang zwischen Frucht- und insbesondere Orangensaft und der Entstehung von Übergewicht oder Diabetes mellitus Typ 2 gibt es nicht. Umso wichtiger ist aus ihrer Sicht, die Wissenslücken um Orangensaft und Fruchtsaft generell zu schließen. „Mehr Wissen über die natürliche Zusammensetzung von Fruchtsaft, insbesondere das Fehlen von zugesetztem Zucker oder Konservierungsstoffen, könnte die Perspektive der Ernährungsexperten ändern. Eine verbesserte Kenntnis der Literatur zu den möglichen metabolischen Auswirkungen des regelmäßigen Verzehrs von Fruchtsaft könnte dabei ebenfalls hilfreich sein.“, so Carrie Ruxton.

Quellen:
(1) https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/, zuletzt eingesehen am 15.11.2018

AIJN, Europäischer Fruchtsaftverband

Kontakt: Fruit Juice Matters

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