Deutsche Umwelthilfe und foodsharing kritisieren unzureichende Strategie der Bundesregierung, Lebensmittelmüll zu stoppen

Schluss mit Lebensmittelmüll. Verschwendung kann bis 2030 durch die im Strategiepapier der Bundesregierung benannten Maßnahmen nicht halbiert werden.

Während in Berlin auf der Grünen Woche technische Innovationen und High-Tech für Ernährung und Landwirtschaft präsentiert werden, bleibt ein globales und gravierendes Problem weiter ungelöst. Jedes Jahr landet rund ein Drittel der kostbaren Lebensmittel im Müll. Durch die ressourcenintensive Produktion dieser weggeworfenen Lebensmittel entstehen unnötig 48 Millionen Tonnen CO2. Dabei ließe sich die Hälfte des Essensmülls einfach vermeiden.

Auch Deutschland hat sich im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele dazu verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und foodsharing kritisieren die Strategie der Bundesregierung als unzureichend. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, rufen die DUH und foodsharing aktuell mit einer Petition zum Verschwendungsfasten auf. Julia Klöckner soll als verantwortliche Ministerin für Ernährung mit gutem Beispiel vorangehen und ebenso Lebensmittelverschwendung fasten! Die Petition wurde innerhalb von nur zwei Tagen bereits 23.000 Mal unterschrieben – und das ist nur der Anfang.

Auch alle privaten Personen sind aufgerufen, mitzumachen: Passend zur diesjährigen Fastenzeit vom 6. März bis 20. April 2019 werden sogenannte Verschwendungsfaster*innen alle Abfälle, die essbar waren, wöchentlich wiegen oder fotografieren. Dadurch lernen sie ihr Konsumverhalten besser kennen und können Abfälle gezielt reduzieren. Während dieser 40-tägigen Fastenzeit erhalten die Teilnehmenden außerdem per E-Mail exklusive Tipps von Prominenten rund um die Wertschätzung von Lebensmitteln.

Wirksame Maßnahmen von Seiten der Regierung, um die Verschwendung zu stoppen, gäbe es laut foodsharing und DUH bisher nicht. Erst auf Druck der EU veröffentlichte Ministerin Klöckner ihre Pläne gegen Lebensmittelverschwendung, die im Frühjahr beschlossen werden sollen. Mit dem sogenannten „Eckpunktepapier“ hätte Deutschland zum Vorreiterland werden können, es sei jedoch nicht ambitioniert genug: Einzelhandel, Konzerne und andere Unternehmen sollen weiterhin ohne verbindliche Ziele oder Sanktionen Nahrungsmittel entsorgen dürfen.

Um die Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren, würden aber konkrete und wirksame Maßnahmen gebraucht, anstatt durch freiwillige Zielvereinbarungen auf das Wohlwollen von Unternehmen zu hoffen.

Die DUH und foodsharing fordern verbindliche Vorgaben für Unternehmen und einen Wegwerfstopp für Supermärkte nach französischem und tschechischem Vorbild. Dort wurde der Einzelhandel verpflichtet, Lebensmittel zu spenden. Hält er sich nicht daran, werden Bußgelder verhängt. Zusätzlich sollen Lebensmittelspenden durch den Handel ausdrücklich gefördert und steuerfrei werden. Die DUH erarbeitet u.a. im EU-LIFE Projekt „Clean Air Farming“ Handlungsansätze für die gesamte Lieferkette, um dem Problem in Deutschland zu begegnen.

Um die Verluste messbar zu machen, müssen sie transparent auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette – vom Acker bis zum Teller – einheitlich und korrekt erfasst werden.

„Lebensmittelverschwendung ist ein riesiges und gleichzeitig ein unnötiges Problem. Ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche wird gedüngt, gespritzt und bewirtschaftet, um Nahrungsmittel zu erzeugen, die später in der Tonne landen. Wirksame Maßnahmen gegen die Verschwendung gibt es bereits, Frankreich und Tschechien machen es vor. Die Bundesregierung muss jetzt nachziehen“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

„Immer mehr Menschen in Deutschland engagieren sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Die Politik aber hinkt der gesellschaftlichen Entwicklung um Jahre hinterher. Zwar hat Bundesernährungsministerin Julia Klöckner versprochen, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren.

Doch wie sie das erreichen will, hat sie bisher nicht gesagt. Die Ministerin hat bisher nur ein dürres Eckpunktepapier vorgelegt. Was es aber dazu braucht, ist eine echte nationale Strategie und ein gesetzlicher Rahmen! Wir alle können mit dazu beitragen, zum Beispiel indem wir die Fastenzeit nutzen, um weniger wegzuwerfen“, erklärt foodsharing-Gründer Valentin Thurn.

Links:

Kontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe
0160 90354509
mueller-kraenner@duh.de

Manuel Wiemann, Vorstand foodsharing e.V.
0176 57860567
ManuelW@foodsharing.de

DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20
presse@duh.de
www.duh.de

foodsharing-Pressestelle:
Kerstin Bergmann, Manuel Wiemann
0176 57860567
presse@foodsharing.de
Fax: 0221 / 9420 2512
foodsharing e.V.
Marsiliusstr 36, 50937 Köln

Quelle: foodsharing