Schlafbeere, Kudzu und CO.: Riskante Pflanzen in Nahrungsergänzungen

Nahrungsergänzungen
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Verbraucherzentrale Bayern bemängelt fehlende gesetzliche Regelungen.

Fragen an www.klartext-nahrungsergaenzung.de der Verbraucherzentralen zu Produkten mit einer Mischung aus verschiedensten Pflanzenstoffen zeigen: Die Mittel sind der neue Renner und es besteht erheblicher Informationsbedarf. Häufig stehen den vollmundigen Werbeversprechen der Anbieter unzureichende Sicherheitsnachweise und riskante Zutaten gegenüber.

„Klare gesetzliche Regelungen sind hier längst überfällig“, so Jutta Saumweber, Referatsleiterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern. Denn Nahrungsergänzungsmittel müssen nicht zugelassen werden, ehe sie auf den Markt kommen. Laut Saumweber fehlen vor allem Positivlisten, die auf der Bewertung der Sicherheit von Pflanzenstoffen basieren. Auch eine gezielte Überwachung dieser Produkte sei nötig.

Rein pflanzlich heißt nicht immer harmlos

Über 2,3 Millionen Ratsuchende nutzten den Internetauftritt der Verbraucherzentralen seit dem Start im Januar 2017. „Die Auswertung von rund 1000 Anfragen und Beschwerden zeigen uns, dass Verbraucher dringend Informationen brauchen zu den teilweise willkürlich zusammengemixten Cocktails aus Pflanzenextrakten, Vitaminen, Mineralstoffen und diversen sonstigen Stoffen“, sagt Verbraucherschützerin Saumweber.

Auch wenn viele der Produkte ganz „natürlich“ daherkommen: Pflanzen und zum Teil hochkonzentrierte Pflanzenauszüge können durchaus gesundheitsschädlich wirken. Zu vielen teils exotischen Pflanzen wie Kudzuwurzel, Schlafbeere oder Maca liegen nur unzureichende Sicherheitsnachweise vor. „Deren Inhaltsstoffe können sich zum Beispiel negativ auf den Hormonstoffwechsel oder den Blutdruck auswirken“, sagt Jutta Saumweber.

Unklar bleibt zudem, wie der Mix aus verschiedenen Pflanzenauszügen, Algen, Pilzen und sonstigen zugesetzten Stoffen miteinander reagiert. Auch sind Wechselwirkungen von Pflanzenstoffen mit Medikamenten möglich. Gingko-Präparate können beispielsweise die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten beeinflussen. „Häufig verwechseln Verbraucher auch solche Nahrungsergänzungsmittel mit pflanzlichen Arzneimitteln und gehen von einer geprüften Wirkung aus“, weiß Saumweber.

Direktvertrieb und Internethandel sind ein ständiges Ärgernis

Vollmundige, aber meist unhaltbare Gesundheitsversprechen und riskante Zutaten häufen sich insbesondere bei Produkten, die in Online-Shops oder im Direktvertrieb angeboten werden. Auch das zeigen die Verbraucherbeschwerden der letzten zwei Jahre auf www.klartext-nahrungsergaenzung.de.

Das Portal der Verbraucherzentralen veröffentlichte auch viele Warnungen und Untersuchungen zu Nahrungsergänzungen mit gefährlichen, zum Teil illegalen Zutaten wie Sibutramin in Schlankheitskapseln. Die Verbraucherzentralen mahnen bei Gesetzgebung und Überwachungsbehörden dringenden Handlungsbedarf an für die Sicherheit, Kennzeichnung und den Vertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln.

Hintergrundinformationen:

Quelle: Verbraucherzentrale Bayern