Zu gut zum Wegwerfen: Mindesthaltbarkeitsdatum fördert Lebensmittelverschwendung

Mindesthaltbarkeitsdatum
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Mehr Verbraucheraufklärung erforderlich. Tafel Deutschland, Wiener Tafel und Verbraucherzentrale Hamburg starten Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung.

In Deutschland landen jährlich mindestens 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll statt auf dem Essenstisch (Quelle: BMEL, ohne Sektor Landwirtschaft). Ein Großteil der Verschwendung könnte vermieden werden. In Österreich sind es 760.000 Tonnen, rund 577.000 davon gelten als vermeidbar. Besonders der falsche Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) trägt erheblich zur Lebensmittelverschwendung bei.

Tafel Deutschland e.V., die Wiener Tafel und die Verbraucherzentrale Hamburg starten gemeinsam eine Aktion zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Im Fokus steht die Verbraucheraufklärung zum MHD und die Frage: Kann ein Produkt mit abgelaufenem MHD noch bedenkenlos verzehrt werden?

„Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verbrauchsdatum! Lebensmittel können noch Tage, Wochen oder sogar Monate nach dessen Ablauf haltbar sein. Mit unserer Aktion möchten wir die Menschen ermutigen, wieder auf ihre Sinne zu vertrauen, zu riechen, zu schmecken, einfach zu probieren, ob etwas noch gut ist oder nicht. Hier besteht viel Diskussionsbedarf, das zeigt unser veröffentlichtes Plakat zum MHD, das mittlerweile ein absoluter Internethit geworden ist. Knapp 2 Millionen Menschen haben es in den Sozialen Medien gesehen, Tausende diskutieren darüber“, sagte Jochen Brühl, Vorsitzender von Tafel Deutschland e.V.

Dr. Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Tafel und Obfrau des Verbands der österreichischen Tafeln, fügt hinzu: „Mit unseren Untersuchungsergebnissen zur Haltbarkeit von verschiedenen Lebensmitteln hat die Wiener Tafel einen Nerv getroffen. Wir haben sie mit der Tafel Deutschland als Grundlage für das Poster gerne geteilt und freuen uns, dass unsere Erkenntnisse noch breitere Kreise ziehen können. Denn neben dem Teilen von Lebensmitteln ist das Teilen von Wissen ein Grundprinzip der Tafel-Bewegung. Unseren Ehrenamtlichen, unseren Partnern und den Menschen, die wir unterstützen, ist es bewusst: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Orientierungshilfe, genauso wichtig ist die Kontrolle der Genießbarkeit mit den eigenen Sinnen – Schauen, Riechen, Fühlen, Schmecken“.

„Aus Angst vor Gesundheitsgefahren werfen viele Menschen leider immer wieder einwandfreies Essen in den Müll“, ergänzt Silke Schwartau, Leiterin der Abteilung Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Hamburg. „Dabei muss man keine Angst vor Lebensmittelinfekten haben, wenn man seinen eigenen Sinnen vertraut. Doch viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind diesbezüglich unsicher. Eine Checkliste, die wir veröffentlicht haben, hilft Ratsuchenden, besser zu erkennen, ob ein Lebensmittel noch gut ist oder in die Tonne gehört. Diese praktischen Informationen finden sich nun auch im Flyer der Tafel Deutschland wieder. Das freut uns!“

Ergänzend zum Plakat gibt ein Flyer Auskunft zum Thema Mindesthaltbarkeitsdatum. Dieser steht in Kürze in mehreren Sprachen zur Verfügung. Zudem wird das Thema MHD in der Wanderausstellung „Love the waste“ aufgegriffen, die seit Mitte 2018 durch Deutschland tourt.

Im Jahr 2019 werden Tafel Deutschland e.V. und die Partner weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung auf den Weg bringen.

Lebensmittel retten, Zeit schenken: Die Tafeln.

Die über 940 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln einwandfreie überschüssige Lebensmittel von Herstellern und Händlern und verteilen diese regelmäßig an 1,5 Millionen bedürftige Menschen in Deutschland. Damit schaffen sie eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel. Mit rund 60.000 Ehrenamtlichen, die sich bei den Tafeln engagieren, sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland. Organisiert sind die Tafeln im Dachverband Tafel Deutschland e. V.

20 Jahre Wiener Tafel: versorgen statt entsorgen

Die Wiener Tafel ist ein spendenfinanzierter Sozial- und Umweltverein, der mit seinen vier Hilfslieferwagen und dem TafelHaus am Großmarkt Wien täglich bis zu vier Tonnen überschüssige Lebensmittel, die nicht mehr für den Verkauf bestimmt sind und daher vernichtet würden, von etwa 150 Unternehmen einsammelt. Diese Produkte werden von den rund 400 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Wiener Tafel unverzüglich und kostenlos an 100 Sozialeinrichtungen im Großraum Wien verteilt, wo sie 20.000 armutsbetroffenen Menschen zu Gute kommen.

Die Wiener Tafel hilft die Umwelt zu schonen, wertvolle Ressourcen zu bewahren und Müllberge zu vermeiden. Soziale Einrichtungen können ihr Lebensmittel-Angebot für Bedürftige abwechslungsreicher und gesünder gestalten. Die Wiener Tafel unterstützen ist ganz einfach: Mit einem Euro Spende kann die Wiener Tafel bis zu zehn Armutsbetroffene mit Lebensmitteln versorgen! www.wienertafel.at

Verbraucherzentrale Hamburg

Die Verbraucherzentrale Hamburg ist die Interessenvertretung aller Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie setzt sich öffentlich – gegenüber der Politik, den Behörden, der Wirtschaft – und mit rechtlichen Mitteln für einen wirksamen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Verbraucherschutz ein. Sie bietet unabhängige Beratung, Information und Verbraucherbildung zu zahlreichen Themen, unter anderem aus dem Bereich Lebensmittel + Ernährung. Mit Informationskampagnen leistet der gemeinnützige Verein seit Jahren Aufklärungsarbeit, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. www.vzhh.de/lebensmittelrettung

Pressekontakt:
Silke Schwartau
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Verbraucherzentrale Hamburg e.V.
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Quelle: VZ Hamburg

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