15 Biostädte in Deutschland: Bio und regional zusammen denken

Für die einen sind sie der Weg zu einem zukunftsfähigen Ernährungssystem, für die anderen mit vielen Vorurteilen behaftet. Die Rede ist von Bio-Lebensmitteln. Genau dafür setzen sich die deutschen Biostädte ein. Manche haben schon richtig viel erreicht. Es bleibt aber auch noch viel zu tun, damit Bio in Deutschland richtig Fuß fasst. Das wurde auf der Konferenz StadtLandBio in Nürnberg deutlich.

In Deutschland gibt es mittlerweile 15 Biostädte; die Stadt Bonn stieß im Februar als neuestes Mitglied zu dem Netzwerk dazu. „Die Bewegung reicht zurück in die 80er Jahre“, sagte Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg zur Eröffnung der Konferenz. „Damals haben wir festgestellt wie dramatisch wir unser Grundwasser belasten. Ein Weg, der uns helfen kann, das wieder Ordnung zu bringen, ist die ökologische Landwirtschaft. So entstand auch in Nürnberg der politische Wille, dass die Stadt für Biolandwirtschaft eintreten will“.

Nürnberg versteht sich mittlerweile als Biometropole. Schon 2015 wurde die Stadt mit den angrenzenden Landkreisen Nürnberger Land und Roth als eine von zwölf staatlich anerkannten Ökomodellregionen ausgezeichnet. Zu dem Nürnberger Partner-Netzwerk gehören auch viele aktive Vereine, wie der Bio-Verbraucher e.V., die Transition Initiative Blue Pingu oder auch die Industrie und Handelskammer.

Eine Herausforderung ist der massive Landverbrauch rund um Metropolregionen. In einem agrarstrukturellen Gutachten hat sich Nürnberg mit dem Zustand der Landwirtschaft befasst. Das führte dazu, dass im Umland nun 2.400 Hektar Fläche planungsrechtlich als Agrarland gesichert wurden. „60 Hektar haben wir aber auch der Stadtentwicklung zugeschlagen, das ist auch ein Teil der Realität“, stellte Pluschke fest.

Die Umsetzung der Biostadt-Beschlüsse ist in der Praxis nicht einfach, hört man aus den Städten. Es müsse viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Mit ganz unterschiedlichen Aktionen engagieren sich dann aber die Biostädte für mehr Bio auf Märkten, in Schulen und Kindergärten aber auch auf öffentlichen Veranstaltungen. Die Stadt Augsburg zum Beispiel fördert Bauernhofbesuche von Schulklassen. Die örtliche Krankenkasse sponsert den Besuch von Gesundheitscoaches in Klassen, die Biobrotboxen verteilen.

In Freiburg vernetzen sich Großküchen und Landwirte. In diesem Fall haben nicht nur die Köch*innen die Biobetriebe besucht, sondern auch umgekehrt haben Landwirt*innen Großküchen besucht. Danach war klar, was in den Großküchen gebraucht wird: Geschälte Kartoffeln. Ein Landwirt schaffte eine Kartoffelschälmaschine an. Die wird nun von mehreren Betrieben genutzt. Der Biogroßhändler um die Ecke bringt die geschälten Kartoffeln zu den Küchen.

Genau diese Infrastrukturen fehlen überall. Denn die Globalisierung hat dazu geführt, dass die meisten Lebensmittel, die in unseren Regalen liegen, nicht mehr von hier sind und die meisten regionalen Produkte zum überregionalen Großhandel und sogar auf den Weltmarkt wandern. Diese Wiederverbindung von Stadt und Land kostet viel Kraft und Überzeugungsarbeit.

Überall braucht es Koordinator*innen, die unterschiedliche Akteurinnen und Akteure zusammenbringen, die Brücken bauen und vermitteln. Ein Regionalmanager pro Landkreis sei viel zu wenig, hörte man im Arbeitskreis Regionalvermarktung. Von einer Informationsoffensive war die Rede. „Wir müssen das Silodenken auflösen“, sagte Nicole Nefzger vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FIBL. Sie hat schon in vielen Regionalprojekten mitgearbeitet. „Wir müssen Bio und regional zusammen denken. Wenn man etwas ändern will, dann muss man sich zusammentun, der Bauernverband, der Ernährungsrat, die Bioverbände. Denn alle haben die gleichen Ziele.“

Weitere Informationen:

Das Biostädtenetzwerk wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft.

Quelle: Gesa Maschkowski, BZfE