Gemisch-Methodik rüstet EFSA für Bewertung mehrerer chemischer Stoffe

Die EFSA hat einen harmonisierten methodischen Rahmen entwickelt, der in all ihren wissenschaftlichen Gremien zur Bewertung der potenziellen „kombinierten Wirkungen“ von chemischen Gemischen in Lebens- und Futtermitteln verwendet werden kann. Neue Leitlinien bieten Wissenschaftlern der EFSA das Rüstzeug, um bei Bedarf einen Ansatz für Gemische zu verfolgen, der die geltenden EU-Vorschriften zur Bewertung einzelner Stoffe ergänzt.

Menschen, Tiere und Umwelt können einer Vielzahl von chemischen Stoffen aus verschiedensten Quellen ausgesetzt sein. Zu verstehen, wie sich chemische Stoffe in Kombination verhalten, ist ein komplexes Unterfangen, und die Zahl möglicher Kombinationen ist potenziell unendlich; daher hat der Wissenschaftliche Ausschuss der EFSA ein praktisches wissenschaftliches Instrument für Risikobewerter entwickelt, das auch zur Unterstützung und Information von Risikomanagern beiträgt.

Meilenstein bei der Bewertung chemischer Risiken

Dr. Tobin Robinson, Leiter des EFSA-Referats Wissenschaftlicher Ausschuss und neu auftretende Risiken, erklärte: „Diesem Meilenstein gehen langjährige Vorarbeiten der EFSA und unserer europäischen und internationalen Partner voraus. Wir haben dafür gesorgt, dass die Leitlinien praxisnah bleiben, indem wir 2018 eine öffentliche Konsultation durchführten, bei der wir über 300 Kommentare erhielten, und die Interessengruppen in den Prozess mit einbezogen haben.“

„Einige der aufgeführten Prinzipien und Werkzeuge wenden wir bereits heute an, beispielsweise bei Gruppen von Pestiziden und Kontaminanten. Wenn wir künftig feststellen, dass ein Ansatz für Gemische erforderlich ist, sind wir dank unseres harmonisierten Rahmens in einer stärkeren Position, einen solchen zu verfolgen.“

Wie funktioniert der Ansatz?

Die Herangehensweise baut auf vorhandenen Methoden und internationalen Erfahrungen bei der Bewertung potenzieller Bedenken hinsichtlich chemischer Gemische auf.

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe für chemische Gemische, Prof. Christer Hogstrand, erklärte: „Die Bewertung von Gemischen ähnelt unserem Ansatz für einzelne Substanzen. In der Regel bestimmen wir zunächst, wer exponiert ist – Menschen, landwirtschaftliche Nutztiere oder wild lebende Tiere wie Vögel und Bienen – und wie sehr. Dann nehmen wir eine Abschätzung der Toxizität des Gemischs oder seiner einzelnen Komponenten vor. Schließlich quantifizieren wir das Risiko, indem wir die kombinierte Exposition mit der kombinierten Toxizität vergleichen.“

„Häufig addieren wir die Dosen von Substanzen mit gemeinsamer Wirkung, um das Gesamtrisiko abzuschätzen. Aber manchmal „interagieren“ die chemischen Stoffe miteinander, d.h. ihre Toxizität nimmt ab oder zu. Wechselwirkungen dieser Art sind insgesamt eher selten, müssen jedoch insbesondere dann untersucht werden, wenn die Toxizität zunimmt. Unsere Leitlinien erlauben es uns, dies für jedes Gemisch zu tun, das wir betrachten“, erklärte Prof. Hogstrand.

Entscheidungsträger unterstützen

„Letztlich“, so Dr. Robinson, „soll der methodische Rahmen Risikomanager auf EU- und nationaler Ebene dabei unterstützen, fundierte Entscheidungen in Situationen zu treffen, in denen eine kombinierte Exposition gegenüber mehreren chemischen Stoffen in Betracht zu ziehen ist.“

Geringes öffentliches Bewusstsein

Eine ebenfalls heute veröffentlichte Forschungsstudie der EFSA aus dem Jahr 2018 zeigt, dass insgesamt in der breiten Öffentlichkeit der EU das Bewusstsein für chemische Gemische eher gering ist. Wir haben ein neues interaktives Multimedia-Tool entwickelt, das helfen soll, einige der wichtigsten Fragen und Konzepte, wie „kombinierte Exposition“ und „kombinierte Toxizität“, besser zu verstehen. Die vorgenannte Studie liefert Kommunikationsfachleuten und Sozialforschern nützliche Erkenntnisse sowohl zum Thema chemische Gemische als auch zum generellen Bereich Chemische Stoffe in Lebensmitteln.

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Quelle: EFSA