Käfig- oder Bodenhaltung – falsch deklarierte Wachteleier in deutschen Supermärkten?

Bundeslandwirtschaftsministerium plant keine Änderung.

Die meisten Wachteleier werden in Käfigsystemen produziert, das berichtet das ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ. Tierrechtler vom Deutschen Tierschutzbüro haben mit versteckter Kamera in einigen deutschen Wachtelbetrieben gefilmt und dabei festgestellt, dass die meisten Produzenten ihre Legewachteln in übereinander gestapelten Käfigen halten.

40 bis 60 Tiere werden dabei auf einem Quadratmeter untergebracht, die Tiere stehen überwiegend auf Gitterböden. Tierschutzrechtler Jan Peifer erklärt dazu: „Mit Gourmet hat das überhaupt nichts zu tun, das ist Käfighaltung, nichts anderes.“
Die baden-württembergische Tierschutzbeauftragte Julia Stubenbord hält diese Käfighaltung für tierschutzwidrig.

Sie hat sich die Aufnahmen für REPORT MAINZ angesehen und urteilt, dass die Tiere in dieser Haltung teilweise ein gestörtes Allgemeinbefinden hätten: „Das Federkleid ist nicht intakt. Da sind nackte Stellen auf dem Rücken. Teilweise ganz gerupft ist der Rücken. Aber man sieht auch am Kopf kahle Stellen.“ Entstanden sei das durch Federpicken oder Kannibalismus und das sei eine Verhaltensstörung durch das Haltungssystem.

Die von REPORT MAINZ konfrontierten Landwirte verteidigen diese Art der Haltung. Ein Landwirt aus Norddeutschland erklärte dem Reporter: „Die Wachtel lebt in dieser Form nach unserer Ansicht gut.“ Auf Nachfrage, warum er sich speziell für die Käfighaltung entschieden habe, sagt er: „Die Käfighaltung ist die Haltungsform, in der wir ordentliche Eier bekommen. Wir können mit dieser Haltung unsere Arbeit besser machen.“

Ein anderer Produzent deklariert seine Wachteleier sogar offiziell als „Bodenhaltung“. Seine Wachteln leben ebenfalls in einem geschlossenen Raum mit übereinander gestapelten Käfigen. Das zuständige Veterinäramt bestätigte dem Betrieb 2018, dass diese Art der Haltung als Bodenhaltung eingestuft werde.
Die Tierschutzbeauftragte Julia Stubenbord sieht das anders, das sei „auf keinen Fall Bodenhaltung“.

Die Tiere seien ausschließlich in dem Gitterkäfig. Sie könnten ihren Artgenossen darin nicht ausweichen. Auch Tierschützer Jan Peifer ist der Ansicht: „Das ist aus meiner Sicht ganz klar ein Käfig.“ Die Tiere könnten nicht auf den Boden, die Tiere seien zusammengepfercht und stünden überwiegend auf Gitterböden.

Tatsächlich gibt es in Deutschland für die Haltung von Legewachteln keine spezifischen Mindesthaltungsstandards, so wie es sie schon lange für Legehennen gibt. REPORT MAINZ hat das Bundeslandwirtschaftsministerium konfrontiert. Doch das Ministerium antwortete: „Ein Erlass spezifischer Mindestvorschriften für die gewerbliche Wachtelhaltung ist seitens des Bundeslandwirtschaftsministeriums derzeit nicht geplant.“

Wachteleier sind ein Trend-Lebensmittel, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut: Inzwischen finden Verbraucher die Mini-Eier nicht nur Feinkostläden, sondern zunehmend in Supermärkten und Discountern.

Quelle: SWR