Gemeinsame Orientierungswerte für Mineralölbestandteile in Lebensmitteln veröffentlicht

In Sachen Minimierungsstrategien für Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmitteln hat die deutsche Lebensmittelwirtschaft einen neuen Meilenstein erreicht.

Gemeinsam mit den Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder hat der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL – zukünftig Lebensmittelverband Deutschland) erstmals Orientierungswerte als einheitliche Beurteilungsgrundlage und Ausgangspunkt für weitere Minimierungsanstrengungen veröffentlicht.

Die Orientierungswerte, die bis jetzt für die Produktgruppen „Pflanzliche Öle“, „Brot und Kleingebäck, Feine Backwaren, Getreideerzeugnisse und getreidebasierte Produkte, Cerealien“ sowie „Süßwaren, Schokolade und kakaobasierte Süßwaren“ vorliegen, sollen Lebensmittelwirtschaft, Verbrauchern, Verbraucherschutzorganisationen, Warentestern sowie den Überwachungsbehörden eine Orientierung geben, bis zu welcher Höhe Belastungen mit mineralölartigen Kohlenwasserstoffen unter Beachtung einer guten Herstellungspraxis und Beherrschung der bisher bekannten Eintragspfade erwartbar sind.

Auch die Politik zeigt sich zufrieden. Das Gemeinschaftsprojekt von Wirtschaft und Überwachung wurde auf Anregung der Verbraucherschutzministerkonferenz (VSMK) in kooperativer und effizienter Weise umgesetzt. Die ersten Ergebnisse wurden jetzt durch die Verbraucherschutzministerinnen und -minister der Länder im Rahmen der VSMK Ende Mai ausdrücklich bestätigt und eine Fortführung des Projektes begrüßt.

Dr. Sieglinde Stähle aus der Wissenschaftlichen Leitung des BLL erklärt: „Eine Nulltoleranz für Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Substanzen kann es aufgrund der umweltbedingten und folglich unvermeidbaren Grundbelastung nicht geben. Aus heutiger gesundheitlicher Sicht ist dies aber auch nicht erforderlich. Dennoch sind Mineralölbestandteile soweit vermeidbar unerwünscht in Lebensmitteln.

Die Lebensmittelwirtschaft arbeitet deshalb kontinuierlich daran, Ursachen zu erforschen und zur Reduzierung des Eintrags beizutragen. Bis jetzt gab es aber große Unsicherheiten sowohl bei Herstellern als auch bei der Überwachung in Bezug auf die Bedeutung der gemessenen Werte und den notwendigen Handlungsbedarf. Die nun vorliegenden ‚Orientierungswerte‘ geben für bestimmte Herstellungsprozesse von Endverbraucherprodukten den aktuellen Stand der Technik unter Berücksichtigung der komplexen möglichen Eintragspfade wieder. Die Werte sind Empfehlungen für die Praxis, sie sind definitionsgemäß nicht als Grenzwerte zu verstehen oder anzuwenden.

Besonders freuen wir uns über die gute konstruktive Zusammenarbeit mit den Ländervertretern, den ausgewogenen, effizienten Prozess und jetzt über Zuspruch aus der Politik, der uns bekräftigt, gemeinsam auch für weitere Produktgruppen Orientierungswerte abzuleiten.“

Die gemeinsam mit der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz – Arbeitsgruppe Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände, Wein und Kosmetika (ALB) – erarbeiteten Orientierungswerte sind der dritte Baustein eines umfassenden Minimierungskonzepts der Lebensmittelwirtschaft. Zuvor hat der BLL Ende 2017 die „Toolbox zur Vermeidung von Einträgen unerwünschter Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln“ veröffentlicht. Die Toolbox ist nicht nur ein Informationsangebot zum derzeitigen Erkenntnisstand, sondern sie liefert auch nützliche Hinweise zur Analytik und praktische Anregungen für Minimierungs-maßnahmen.

Anfang 2019 veröffentlichte der BLL die „Leitlinien zur Abschätzung der MOSH/MOAH-Migration aus Verpackungen in Lebensmittel mit dem Ziel der Minimierung“. Zweck dieser Leitlinien ist es, Unternehmen einerseits Hilfestellung zur Beurteilung von bereits eingesetzten Verpackungslösungen bezüglich ihrer im Zusammenhang mit Mineralölkomponenten relevanten Konformität zu geben. Andererseits soll die Leitlinie spezifische Antworten auf die Frage geben, welche Maßnahmen zur Minimierung oder Vermeidung durch alternative Verpackungslösungen (Barriereschichten, Innenbeutel, Adsorberlösungen oder Frischfaserverpackungen) empfehlenswert bzw. erforderlich sind.

Links:

Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL)

Der BLL (zukünftig: Lebensmittelverband Deutschland) ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette „von Acker bis Teller“, also aus Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel und Gastronomie an. Daneben gehören zu seinen Mitgliedern auch private Untersuchungslaboratorien, Anwaltskanzleien und Einzelpersonen.

Für weitere Informationen:

Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Dr. Sieglinde Stähle
Wissenschaftliche Leitung
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 206143-142
E-Mail: sstaehle@bll.de

BLL-Öffentlichkeitsarbeit
Manon Struck-Pacyna
Tel.: +49 30 206143-127, E-Mail: mstruck@bll.de

Quelle: BLL