Klöckner zu Nährwertkennzeichnung: „Votum der Verbraucher ist maßgeblich für mich“

Bundesministerin beteiligt die Verbraucher bei Entscheidung für eine erweiterte Nährwertkennzeichnung. Repräsentative Befragung wird durch unabhängiges Forschungsinstitut ab Juli durchgeführt. Nutri-Score®, BLL-Modell, MRI-Modell und Keyhole® stehen zur Auswahl.

Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat gestern die Rahmenbedingungen für die Verbraucherbeteiligung zum erweiterten, vereinfachten Nährwertkennzeichnungssystem festgelegt. Zuvor hatte das Max Rubner-Institut die wichtigsten Systeme analysiert – jedes hat seine Vor- und Nachteile. Vier Modelle wurden nun ausgewählt für eine Verbraucherbefragung.

Es geht darum herauszufinden, welches Modell für die Verbraucher am meisten Orientierung im Alltag bietet. Untersucht werden soll die Wahrnehmung der ausgewählten Systeme, deren Verständlichkeit und das Verständnis der Verbraucher. Die repräsentative Umfrage wird ab Juli von einem unabhängigen Meinungsforschungsinstitut durchgeführt. Einbezogen wird ein Querschnitt der Bevölkerung anhand der Kriterien regionale Verteilung, Stadt/Land, Einkommen, Bildung, Alter, Geschlecht und  ernährungsbedingte Erkrankungen.

Dazu Julia Klöckner: „Immer mehr Fertiggerichte, zunehmendes Übergewicht, sich gut und ausgewogen zu ernähren, das sind Herausforderungen. Umso wichtiger ist zu wissen, welche Nährwerte in den Nahrungsmitteln stecken, die wir zu uns nehmen. Für die Vorderseite von Lebensmittelverpackungen brauchen wir deshalb eine Kennzeichnung der Nährwerte, die klar, einfach und verständlich ist – auch ohne ein Studium der Ernährungswissenschaften.“

Sie hätte sich deshalb gewünscht, so die Ministerin weiter, wenn sich die EU-Kommission zu einem europaweit einheitlichen Kennzeichnungssystem durchgerungen hätte. Da dies nicht erfolgt ist, können die Mitgliedsstaaten eine solche Kennzeichnung für die Unternehmen nicht verpflichtend vorgeben. Das ist europarechtlich nicht möglich. Die EU-rechtlichen Rahmenbedingungen sehen lediglich die Empfehlung eines Systems vor.

„Ich gehe nun national voran und werde ein Nährwertkennzeichnungssystem vorschlagen. Wichtig ist, dass dieses wissenschaftlich fundiert ist. Und, dass es vor allem den Verbrauchern tatsächlich hilft, sich zurechtzufinden, ihnen gute Orientierung bietet. Um das sicherzustellen, lassen wir ab Juli eine unabhängige und repräsentative Verbraucherbefragung durchführen. Ich freue mich, dass mir die Koalitionsfraktionen, der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft und der Verbraucherzentrale Bundesverband hier folgen und wir mit folgenden vier Modellen in die Umfrage gehen: Nutri-Score®, das BLL- und das MRI-Modell sowie das skandinavische Keyhole®-System.

So weit wie jetzt waren noch nie bei der vereinfachten Nährwertkennzeichnung. Das Ergebnis der Befragung wird im September kommen. Das Votum der Verbraucher wird dann maßgeblich sein für meine Entscheidung.“

Informationen zur Umfrage

Ein wichtiger Prüfstein im EU-Recht ist die Verbraucherforschung. Verbraucherforschung ist EU-rechtlich die Grundvoraussetzung, um ein System durch den notwendigen Notifizierungsprozess steuern zu können. Das EU-Recht gibt zudem vor, dass ein erweitertes Nährwertkennzeichnungssystem national nicht verpflichtend für Lebensmittelunternehmen sein kann.

Meinungsforschungsinstitut: Info GmbH

Zeitraum und Befragte:

  • Juli bis September 2019
  • Repräsentative Befragung: mindestens 1.000 Befragte
  • Durchmischung von Alter, Geschlecht, Regionen, Stadt und Land.
  • Gruppen mit höherem und geringerem Bildungs- und Einkommensstatus.
  • Auch Gruppen mit Teilnehmern, die ernährungsbedingt erkrankt sind.

Studiendesign

  • Juli/August: Qualitative Befragung in Gruppendiskussionen (zehn Fokusgruppen)
  • August/September: Quantitative Befragung (Online- und face-to-face-Interviews)
  • Durchführung der Befragung durch die unabhängige Info GmbH.

Studienziel

  • Welches Modell bietet Verbrauchern mehr Orientierung im Alltag?
  • Info GmbH untersucht:
    • die Wahrnehmung verschiedener Systeme,
    • die Verständlichkeit [Ist ein bestehendes System auch objektiv verständlich, ohne dass das System erklärt werden müsste?],
    • das Verständnis der Verbraucherinnen und Verbraucher [Verstehen Verbraucher das vorliegende Modell tatsächlich?].

Hintergrund

Die vereinfachte, erweiterte Nährwertkennzeichnung ist ein weiterer entscheidender Baustein für eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Angesichts von 47 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und bereits 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die an Übergewicht leiden, ist es ein zentrales Anliegen der Ministerin.

Beteiligt an der Auswahl der Kennzeichen für die Befragung und deren Ausgestaltung waren Vertreter der Koalitionsfraktionen des Deutschen Bundestages, des Bundesverbandes Verbraucherzentralen (vzbv), sowie des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL).

Auch die Länder sowie Verbraucher-, Gesundheits-, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften wurden in den Diskussionsprozess miteinbezogen.

Links zum Thema:

Quelle und Pressekontakt BMEL

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert