Neue Empfehlungen zur Stillförderung

Stillförderung
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Ergebnisse des Forschungsvorhabens „Becoming Breastfeeding Friendly“.

Wie kann Deutschland stillfreundlicher werden – überall, jederzeit und für jede Frau, die stillen möchte? Stillförderung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Damit Stillen gut gelingen kann, sollten Frauen und ihr Umfeld auf allen Ebenen stillfreundliche Bedingungen vorfinden. Den Weg dahin weisen neue Empfehlungen zur Stillförderung in Deutschland aus dem Forschungs-vorhaben „Becoming Breastfeeding Friendly“. Die zukunftsweisenden Ergebnisse wurden nun auf der Fachkonferenz „Wie stillfreundlich ist Deutschland?“ vorgestellt.

Nationale und internationale Expertengruppen empfehlen, Stillen als natürliche und bevorzugte Ernährungsform für Säuglinge zu fördern. Die gesundheitliche Bedeutung für Mutter und Kind ist gut belegt. Dennoch stillen in Deutschland nur rund zwei Drittel der Mütter ihre Neugeborenen ausschließlich – in den folgenden Monaten sinkt die Zahl deutlich. Frauen und junge Familien begegnen offensichtlich noch nicht überall einem stillfreundlichen Umfeld.

Erstmalig systematische Bestandsaufnahme

Das internationale Forschungsvorhaben „Becoming Breastfeeding Friendly (BBF)“ hat am 5. Juni 2019 in Berlin auf der Fachkonferenz „Wie stillfreundlich ist Deutschland?“ eine systematische Bestandsaufnahme zum Stand der Stillförderung in Deutschland vorgestellt. Deutschland ist demnach als moderat stillfreundlich zu beschreiben. Die Gesetzgebung und Finanzierung wichtiger Maßnahmen der Stillförderung wie Mutterschutzgesetz und Elterngeld gehören zu den Stärken. B

esonders schwach schneidet Deutschland aber in den Handlungsfeldern Werbung sowie Forschung & Evaluation ab. Das haben auf Initiative des Bundes-ernährungsministeriums die Nationalen Stillkommission gemeinsam mit der Yale School of Public Health und dem Netzwerk Gesund ins Leben herausgefunden. Gesund ins Leben ist Teil des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Handlungsbedarf beim Thema Kommunikation

Um die Rahmenbedingungen für das Stillen zu verbessern, spricht die BBF-Kommission acht Empfehlungen aus:

  • eine nationale Strategie zur Stillförderung in Deutschland entwickeln,
  • eine gemeinsame Kommunikationsstrategie für die Stillförderung entwickeln und umsetzen,
  • Standards evidenzbasierter Stillförderung und -beratung implementieren,
  • Lehrinhalte zum Thema Stillen in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie einschlägigen Gesundheitsfachberufen vereinheitlichen, soweit dies in den jeweiligen Ausbildungen bereits verankert ist. Aufgaben- und kompetenzbasierte Fort- und Weiterbildung in Stillförderung und -beratung für Ärztinnen und Ärzte, einschlägige Gesundheitsfachberufe und weitere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sicherstellen,
  • durch Vernetzung aller Akteurinnen und Akteure vor Ort einen niedrigschwelligen Zugang zu evidenzbasierter Stillberatung und -unterstützung ermöglichen,
  • Vereinbarkeit von Stillen und Beruf, Studium sowie Ausbildung fördern und hierzu adressatengerecht informieren,
  • Regelungen und Praxis zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten prüfen, dokumentieren und hierzu informieren,
  • ein systematisches Stillmonitoring für Deutschland etablieren.

Deutschland braucht eine nationale Strategie

Derzeit gibt es zahlreiche Einzelaktivitäten zum Stillen, allerdings ohne übergeordnete Koordination. Deutschland braucht eine nationale Strategie zur Stillförderung, so die Empfehlung der Wissenschaftler. „Stillförderung ist ein wichtiges nationales Anliegen, das mit Blick auf ganz Deutschland gestaltet werden muss. Das Bundesernährungsministerium wird deshalb eine zentrale Koordinierungsstelle für die Entwicklung und Umsetzung einer nationalen Strategie zur Stillförderung einrichten.

Zur Stärkung der Forschung und Evaluation wurde mit der Gründung des Instituts für Kinderernährung am Max Rubner-Institut (MRI) eine wichtige Weichenstellung in diesem Bereich bereits vollzogen. Denn hier soll unter anderem das Stillmonitoring für Deutschland entwickelt werden“, so Dr. Hermann Onko Aeikens, Staatsekretär des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Gesellschaftliche Akzeptanz schaffen: Eine kommunikative Herausforderung

„Die Vorteile des Stillens zu vermitteln, die Stillmotivation zu steigern und dafür bevölkerungsweit Akzeptanz zu schaffen, ist ein großer Kommunikationsauftrag in die Gesellschaft hinein. Das Netzwerk Gesund ins Leben wird diese Aufgabe übernehmen und gemeinsam mit wichtigen Partnern die nationale Kommunikations-Strategie zur Stillförderung entwickeln“, so BLE-Präsident Dr. Hanns-Christoph Eiden.

Dabei wird es essenziell sein, die verschiedenen Akteure einzubinden. Gesund ins Leben leistet seit nahezu zehn Jahren Aufklärungsarbeit, um werdende Familien bei einer informierten Ernährungsentscheidung für die ersten 1.000 Lebenstage eines Säuglings zu unterstützen. Künftig wird es zusätzlich darum gehen, die gesamte Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und Akzeptanz zu schaffen.

Weitere Informationen:

Quelle: BZfE