Einheimische Erzeugung deckt nicht die Nachfrage nach Honig

Honig
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Immerhin 76 Prozent der europäischen Lebensmittelerzeugung hängen von der Bestäubung durch Bienen ab. Die Bedeutung der Bienen für die Menschheit ist so elementar, dass die Vereinten Nationen jeweils am Weltbienentag am 20 Mai daran erinnern. Grund genug, sich auch das Produkt dieses Insekts näher anzuschauen.

„Honig ist der natursüße Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstocks speichern und reifen lassen“ – so kompliziert definiert die Honigverordnung, was unter Honig zu verstehen ist. Einfacher ausgedrückt: Honig besteht im Wesentlichen aus verschiedenen Zuckerarten, insbesondere aus Fructose und Glucose sowie aus organischen Säuren, Enzymen und beim Nektarsammeln aufgenommenen festen Partikeln.

Rund ein Kilogramm konsumiert der deutsche Verbraucher pro Kopf und Jahr; das ist seit vielen Jahren mehr oder weniger konstant. Im Vergleich zu anderen Lebensmitteln mag das wenig sein, im Vergleich zu anderen Ländern sind wir auch hier mal wieder Weltmeister. Allerdings können unsere Bienen noch so fleißig sein, es reicht bei weitem nicht, um die Nachfrage zu decken. Rund 70 Prozent müssen importiert werden. Die wichtigsten Herkunftsländer für deutsche Honigimporte sind Mexiko, gefolgt von Argentinien und der Ukraine. Für die Europäische Union ist China der wichtigste Handelspartner.

Nichtsdestotrotz wird gerade deutscher Honig geschätzt und bewusst nachgefragt. Denn der Deutsche Imkerbund hat für seine Honige hohe Maßstäbe angesetzt, die über die Anforderungen der EU-Verordnung für Honig hinausgehen. Beim Gütesiegel „Echter deutscher Honig“ muss der Honig ausschließlich in Deutschland produziert werden und naturbelassen sein. Gewissermaßen mit „Reinheitsgebot“, denn dem Honig darf nichts entzogen oder hinzugefügt werden. Zum Beispiel dürfen honigeigene Bestandteile wie Pollen nicht herausgefiltert werden. Er darf zudem nicht wärmebehandelt sein. Und wer den Honig auf Wochenmärkten oder Hofläden kaufen kann, bekommt damit häufig ein regional erzeugtes Produkt.

Bei Bio-Honig müssen die Standorte so gewählt sein, dass im Umkreis von drei Kilometern (das ist der normale Flugradius einer Biene) die Bienenweide im Wesentlichen aus Pflanzen des ökologischen Anbaus und/oder Wildpflanzen besteht. Schadstoff ausstoßende Industrien, Autobahnen oder Müllverbrennungsanlagen im Umkreis sind verboten. Da man den Bienen ihre Flugrichtung nicht vorschreiben kann, ist – wie bei allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen – auch bei Bio-Honig der Eintrag von Schadstoffspuren oder Pestiziden nicht ausgeschlossen.

Es gibt auch Produkte aus Honig mit verschiedenen geschmacksgebenden Zutaten, wie etwa Vanilleschoten oder Ingwer. Das sind Lebensmittel eigener Art, sie unterliegen damit nicht den Bestimmungen der Honigverordnung. Die Bezeichnungen solcher Zubereitungen müssen so gewählt werden, dass für den Verbraucher die Zusammensetzung klar erkennbar ist.

Honig als Naturprodukt kann natürlicherweise Bakterien enthalten, die insbesondere für Säuglinge lebensgefährlich werden können. Es handelt sich hierbei um Sporen von Neurotoxin-produzierenden Clostridien. Da die Darmflora von Säuglingen noch nicht vollständig entwickelt ist, können aufgenommene Clostridien-Sporen auskeimen, Toxine bilden und zum Krankheitsbild des Säuglingsbotulismus führen. Honig ist deshalb für Kinder unter einem Jahr tabu, rät das Robert Koch Institut, Berlin.

Quelle: Rüdiger Lobitz, BZfE