Macht die Mittagspause unsere Kinder dick?

Pfannkuchen mit Beeren
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Süße Hauptgerichte in der Mensa.

Heutzutage ist die Verpflegung der Kindergartenkinder und Schüler*innen auf Grund steigender Ganztagesbetreuung von zentraler Bedeutung. Deshalb haben Kindertagesstätten und Schulen bei der Gestaltung der Verpflegung eine Mitverantwortung und Fürsorgepflicht. Denn entscheidend ist die Qualität der Speisen, diese tragen schließlich zur körperlichen und geistigen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei.

Situation in der Pause

Bei einer bundesweiten Erhebung wurden Schüler*innen, Lehrende, Eltern und die Schulleitung zur Qualität der Schulverpflegung befragt. Dabei wurde festgestellt, dass vor allem süße Hauptspeisen, wie z. B. Pfannkuchen immer mehr Anklang bei den Kindern und Jugendlichen finden. In den befragten Sekundarstufen wurde angegeben, dass gerne in der Schulmensa gegessen wird, wenn süße Hauptspeisen auf dem Speisenplan stehen. Werden andere Gerichte wie Suppen, Kartoffel- oder Gemüsegerichte angeboten, nur manchmal bis selten.

Darüber hinaus sind Kinder und Jugendliche, die sich vegetarisch/vegan ernähren oder aus religiösen Gründen auf Fleischgerichte verzichten, häufig gezwungen, das süße Hauptgericht zu wählen.

Einfluss der Ernährung auf die geistige Leistungsfähigkeit und Konzentration

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung bildet eine wichtige Grundlage einerseits für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, andererseits für die geistige Konzentration und Leistungsfähigkeit. Indem ausreichend Energie, aber auch alle wichtigen Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe bereitgestellt werden, sind die Kinder und Jugendlichen für die täglichen Aktivitäten und Herausforderungen bestens gewappnet.

Vor allem süße Hauptspeisen bereiten in Bezug auf die geistige Leistungsfähigkeit und Konzentration die größten Probleme, da sie sehr reich an Zucker und arm an Vitaminen und Mineralstoffen sind.

Unser Gehirn benötigt Glucose (Traubenzucker) als Energielieferant. Jedoch sollte der notwendige Traubenzucker nicht über Süßigkeiten oder süße Hauptspeisen aufgenommen werden, sondern über lange Kohlenhydratketten wie Stärke zum Beispiel aus Brot, Nudeln und Kartoffeln. Der Vorteil beim Verzehr dieser Lebensmittel ist, dass erst einmal lange Stärke-Moleküle in kleine Zucker-Moleküle gespalten werden müssen. Somit wird der enthaltene Zucker während der Verdauung langsamer freigesetzt und ebenfalls langsamer ins Blut abgegeben. Der Blutzuckerspiegel steigt daraufhin nicht so schnell an und sackt auch nicht so schnell wieder ab.

Bei süßen Hauptspeisen gelangt hingegen der Zucker sehr schnell in den Blutkreislauf und sorgt durch einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels nur kurz für einen Energieschub. Der Blutzuckerspiegel fällt sehr schnell wieder ab und die Folgen sind Müdigkeit und Konzentrationsschwäche.

Langfristig sorgen ein hoher Zuckerkonsum und dadurch verursachte Blutzuckerschwankungen unter anderem für ein erhöhtes Risiko, Übergewicht zu bekommen und an verschiedenen Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen und Insulinresistenz) zu erkranken. Somit kann eine abwechslungsreiche und bedarfsdeckende Ernährung das Risiko ernährungsbedingter Krankheiten senken.

Um dieses Ziel umzusetzen wurde der „DGE- Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“ erarbeitet. Darin gibt es in Bezug auf süße Hauptspeisen keine Empfehlung für die Häufigkeit. Hingegen sollen Gerichte, die aus langen Kohlenhydratketten in Kombination mit Gemüse und Salat bestehen, jeden Tag angeboten werden.

Alternativ könnte anstatt süßer Hauptgereichte, zweimal pro Woche ein gesunder Nachtisch angeboten werden. Beispielsweise ein Speisequark mit frischen Beeren.
In der Praxis für Ernährungstherapie beraten wir häufig Kinder und deren Eltern in Bezug auf abwechslungsreichere und gesündere Ernährung. Nicht selten sind die süßen Hauptspeisen ein wesentliches Problem, denn im Grunde müssen sie als Süßigkeit und nicht als Hauptmahlzeit angesehen werden. Wenn es beispielsweise nach den Pfannenkuchen mit Apfelmus noch ein paar Kekse vom Sitznachbarn gibt und nachmittags noch ein halben Liter Saft getrunken wird, ist die tägliche Zuckermenge von ca. 45 g deutlich überschritten.

Fazit

Süße Hauptspeisen sind als seltene Ausnahme vertretbar. Dabei sollte aber beachtet werden, dass andere Zuckerquellen wie Saftschorle oder Süßigkeiten an diesen Tagen reduziert werden müssen.

Autoren: Sven Bach und Christina Saile

Quelle: Landeszentrum für Ernährung an der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL)“
www.landeszentrum-bw.de